Mit einer Umfrage an deutsche Universitätskliniken will die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) das Ausmaß von Augenverletzungen durch Feuerwerkskörper in Deutschland erfassen. Zudem fordert die Fachgesellschaft mehr Aufklärung und bessere Schutzmaßnahmen, um Augenschäden durch Feuerwerkskörper zu verhindern.
Wie viele Menschen in Deutschland eine Verletzung durch Raketen und Böller erleiden, ist nicht bekannt. Die Universitäts-Augenklinik Freiburg behandelte im Vorjahr 20 Patienten mit einer Silvesterverletzung am Auge. Vier von ihnen mussten am Auge operiert werden. Obwohl Augenärzte viele Verletzungen erfolgreich behandeln können, gelingt es nicht immer, den Schaden zu reparieren: In den Jahren 2005 bis 2013 sind allein in Leipzig und Umgebung elf Menschen nach einer Verletzungen durch Feuerwerkskörper auf einem Auge erblindet. Nur ein Viertel der Betroffenen hatten die Böller oder Raketen selbst gezündet.
Um die Fallzahlen von Silvesterverletzungen bundesweit zu erfassen, planen Experten der DOG für den Jahreswechsel 2016/2017 eine Befragung aller bettenführenden Kliniken in Deutschland. „Mit der Erhebung möchten wir mehr Erkenntnisse gewinnen über die Häufigkeit und den Schweregrad von Augenverletzungen“, sagt Hansjürgen Agostini von der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg. Erfasst werden sollen alle – Lidverletzungen, Schäden an Binde- und Hornhaut bis hin zu schwersten Verletzungen mit geborstenem Augapfel, die in einer Notoperation enden. Zudem sollen der Schweregrad abgeschätzt und die Therapiemaßnahmen dokumentiert werden.
Ob ein Verkaufsverbot, wie der ICO es fordert, auch aus Sicht der DOG sinnvoll sei, müsse die Untersuchung zeigen, so Agostini. „Alljährlich erleiden in der letzten Nacht des Jahres Tausende Menschen in Deutschland Verletzungen, weil leichtsinnig, unsachgemäß und unter Alkoholeinfluss mit Feuerwerkskörpern hantiert wird.“ In Norwegen ist der Verkauf von Raketen seit 2008 ganz verboten, was die Zahl der Augenverletzungen insbesondere zu Silvester deutlich verringert hat.
„Die Risiken von Eigen- und Fremdgefährdung durch Knall- und Feuerwerkskörpern scheinen vielen Benutzern nicht klar zu sein. Wir brauchen mehr Aufklärung und als Basis hierfür zunächst Daten“, ergänzt Ameli Gabel-Pfisterer von der Klinik für Augenheilkunde am Ernst-von-Bergmann-Klinikum Potsdam. Wer Raketen und Böller abfeuert oder in der Nähe steht, solle beispielsweise eine Schutzbrille tragen. „Diese kann das Risiko für Verletzungen reduzieren, jede nicht gezündete Rakete aber noch deutlich mehr“, so die Expertin.
Quelle: DOG, 22.12.2016
V. Frommherz, K. Danielewiecz, D. Böhringer, S. Heinzelmann, H. Agostini, T. Reinhard. Feuerwerksverletzungen in der Augenheilkunde. Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg (präsentiert auf der Posterausstellung des DOG-Kongresses vom 29.09. bis 02.10.2016, Berlin)
J. D. Unterlauft, P. Wiedemann, P. Meier. Firework-Related Eye Trauma from 2005 to 2013. Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde 2014; doi: 10.1055/s-0034-1368376
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