Gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) eine umfassende Untersuchung zur Chagas-Krankheit in der Schweiz durchgeführt. Denn obwohl die Tropenkrankheit hauptsächlich in Lateinamerika auftritt , gibt es in der Schweiz 2000 bis 4000 Betroffene. Eine Studie zeigt die Notwendigkeit von verbesserten Früherkennungs- Gesundheitsstrategien.
Chagas: Verlauf in zwei Stadien
Übertragen wird die Chagas-Krankheit durch den Parasiten Trypanosoma cruzi. Weltweit betroffen sind etwa sieben bis acht Millionen Menschen, größtenteils in Lateinamerika. Raubwanzen, Lebensmittel oder Bluttransfusionen können Chagas übertragen, während einer Schwangerschaft kann sie auch von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Verlaufend in zwei Stadien sind in der akuten Phase in dern ersten zwei Monaten die Symptome mild oder gar nicht vorhanden. Bei manchen können jedoch Fieber, Kopfschmerzen oder Schwellungen an der Bisstelle der Raubwanze auftreten.
Jahrzehnte später folgt das zweite Stadium, die chronische Phase. Hier entwickeln bis zu einem Drittel der Infizierten Herz-Kreislauf-, Verdauungs- und/oder neurologische Probleme. Fortgeschrittene Fälle zeigen sogar kardiale Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen oder es kommt sogar zum plötzlichen Tod.
Mehrere Tausend Betroffene in der Schweiz
Eine aktuelle Studie gibt Aufschluss über die Verbreitung, die Herausforderungen und die Behandlung der Chagas-Krankheit. Gemäß der Untersuchung sind in der Schweiz schätzungsweise 2000 bis 4000 Menschen betroffen. Während die meisten Fälle auf Migration zurückzuführen sind, zeigt die Studie auch, dass die Chagas-Krankheit in der Schweiz durch Mutter-Kind-Übertragung während Schwangerschaft und Geburt übertragen werden kann. Die Überträger, Raubwanzen der Gattungen Triatoma, Rhodnius und Panstrongylus, kommen in Europa nicht vor.
Das Problem bei der Chagas-Krankheit sei, dass sie häufig unterdiagnostiziert sei, vor allem in nicht endemischen Regionen, wie es in der Schweiz der Fall ist. Die Fälle bleiben jahrelang unentdeckt, wodurch es zu schwerwiegenden gastrointestinalen oder kardialen Komplikationen kommen kann.
Gründung des Schweizerischen Chagas-Netzwerkes
Um diese Probleme anzugehen, hat das Studienteam das Swiss Chagas Network gegründet, um die Chagas-Krankheit durch koordinierte Massnahmen als Problem der öffentlichen Gesundheit zu eliminieren. Ziel des Netzwerkes ist es, die Übertragung zu unterbrechen und den Menschen, die in der Schweiz mit der Chagas-Krankheit leben, eine angemessene klinische Behandlung zukommen zu lassen. Zu den wichtigsten Prioritäten gehören die Integration des Screenings in die pränatale und pädiatrische Betreuung zur Früherkennung und die Verhinderung der Mutter-Kind-Übertragung während Schwangerschaft und Geburt. In Übereinstimmung mit internationalen Richtlinien hat
die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe kürzlich einen Expertenbrief zu Früherkennung, Prävention und Behandlung der kongenitalen Chagas-Krankheit veröffentlicht.
„Ein systematisches Screening von lateinamerikanischen Migrantinnen und Migranten, insbesondere von Frauen im gebärfähigen Alter, Schwangeren und Kindern, ist von
entscheidender Bedeutung“, sagt Mar Velarde, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Swiss TPH und Mitautorin der Studie. „Wenn die richtigen Maßnahmen ergriffen werden, ist die Schweiz gut positioniert, um die Ziele der WHO-Roadmap für vernachlässigte Tropenkrankheiten bis 2030 zu erreichen und könnte ein Vorbild für andere Länder werden.“ Die Roadmap enthält globale Ziele zur Prävention, Kontrolle, Eliminierung und Ausrottung verschiedener Tropenkrankheiten bis 2030.
Quelle: idw
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