Trichophyton indotineae
Ständiger Juckreiz, ein unästhetisches Erscheinungsbild und die Notwendigkeit, häufig antimykotische Cremes auf die Läsionen aufzutragen, können den Tagesablauf empfindlich stören. Auch das Sozialleben und eine Partnerschaft können beeinträchtigt werden. Besonders problematisch wird die Infektion, wenn sie auf übliche Antimykotika nicht anspricht und sich unkontrolliert über den Körper ausbreitet.
Übliche Erreger derartiger Dermatomykosen sind Fadenpilze der Gattungen Trichophyton, Epidermophyton oder Microsporum, die sich evolutionär an das Wachstum in der Haut von Menschen und Tieren angepasst haben. Auch Hautanhangsgebilde wie Haare oder Nägel können befallen werden. Bislang stand ein Arsenal verlässlicher und verträglicher Antimykotika zur Verfügung, mit denen Infektionen durch diese Pilze meist innerhalb weniger Wochen zur Abheilung gebracht werden konnten (Tabelle 1). Bei typischem optischen Erscheinungsbild der Hautläsionen machen sich daher viele Ärzte gar nicht die Mühe, eine kulturelle Untersuchung von Hautschuppen oder Hautbiopsien und gegebenenfalls eine Resistenztestung nachgewiesener Pilzspezies zu veranlassen.
Neuer, multiresistenter Hautpilz
Aktuell scheint sich diese Situation zum Ungünstigen zu verändern. Seit einigen Jahren breitet sich ein Hautpilz der Gattung Trichophyton von Indien kommend über die ganze Welt aus. Diese Spezies ist gegen zahlreiche Antimykotika resistent. Entsprechend problematisch sind die bisher berichteten Krankheitsverläufe. Oft handelt es sich um ausgedehnte, immer wieder rezidivierende, sich über Jahre hinziehende entzündliche Hautmanifestationen (Abbildung 1).
In Indien ist die Ausbreitung dieser Spezies offenbar dadurch gefördert worden, dass dort antimykotische Präparate in Salbenform verfügbar sind, die gleichzeitig hochpotente Glucocorticoide enthalten. Durch den Corticoid-Effekt werden zwar Rötung und Juckreiz schnell beseitigt, langfristig wird jedoch die Immunabwehr in der Haut gestört. Der Hautpilz kann letztlich verstärkt wuchern und sich auf weitere Hautareale ausbreiten. Die Übertragung dieser Hautpilzspezies erfolgt von Mensch zu Mensch, tierische Reservoire scheinen eher selten beteiligt zu sein. Von Indien ausgehend ist der Pilz zunächst in asiatischen und mittelarabischen Ländern nachgewiesen worden. Zunehmend werden jedoch auch Fälle in Europa erfasst.
Entnommen aus MT im Dialog 10/2023
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