Träger des ersten Nobelpreises für Physiologie und Medizin

Emil Adolf von Behring
Laura Isabel Koch
Behring
Emil Adolf von Behring gemeinfrei
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Emil Adolf von Behring wurde am 15. März 1854 in Hansdorf im Kreis Rosenberg in der Provinz Westpreußen als Emil Adolf Behring geboren.

Behring (15. März 1854 bis 31. März 1917) wuchs als fünftes von zwölf Kindern eines Dorfschullehrers in ärmlichen Verhältnissen auf. Früh wurde seine naturwissenschaftliche Gabe entdeckt, die es ihm ermöglichte, mithilfe von Stipendien die Schule bis zum Abitur zu finanzieren. Um sich das angestrebte Studium der Medizin leisten zu können, schlug er eine militärische Karriere ein: Am 2. Oktober 1874 trat Behring in die „Kaiser Wilhelm Akademie für militärärztliches Bildungswesen“ in Berlin ein, wo er auf Staatskosten gegen eine achtjährige militär-ärztliche Dienstverpflichtung nach dem Examen sein Studium der Medizin absolvierte.

Zugleich schloss er sich der Studentenvereinigung Pépinière-Corps Suevo Borussia an, welche bis heute als Corps Guestphalia et Suevoborussia Marburg besteht. 1878 promovierte er an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität mit der Dissertation „Neuere Beobachtungen über die Neurotomia opticociliaris“ zum Dr. med.; seine Approbation als Arzt erhielt er 1880. Danach war er als Truppenarzt in der Provinz Posen tätig. Die an Militärhygiene, Versorgung von Wunden und Verhinderung von Seuchen orientierte Aus- und Fortbildung der Militärärzte sensibilisierte Behring für Seuchenprävention und Hygiene. Weitere wichtige Eindrücke erhielt er bei dem Pharmakologen Carl Binz in Bonn und in seiner Zeit als Assistent von Robert Koch sowie später als Oberarzt an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie der Charité von Kochs Preußischem Institut für Infektionskrankheiten in Berlin.

Seine Arbeiten an der Serumtherapie (passive Immunisierung) begann Behring 1890 mit dem Japaner Shibasaburo Kitasato, mit dem er den Aufsatz „Über das Zustandekommen der Diphtherieimmunität und der Tetanusimmunität bei Thieren“ veröffentlichte. Er gilt als Grundlage der Serumtherapie. Ende des Jahres 1891 wurde das aus dem Serum von Schafen gewonnene Diphtherieheilserum erstmals an zwei an Diphtherie erkrankten Kindern in der Chirurgischen Universitätsklinik Ernst von Bergmanns eingesetzt – allerdings erfolglos, da die verwendete Dosierung des Antitoxins zu gering war. Zur Entwicklung eines wirksamen Heilserums trug maßgeblich die Mitarbeit seiner Kollegen Paul Ehrlich und Erich Wernicke bei. Die Grundidee der von Behring und den Berliner Kollegen realisierten Blutserumtherapie basiert auf der Annahme, dass es möglich sei, die Erreger von Infektionskrankheiten nicht mit desinfizierenden Chemikalien, sondern mit Antitoxinen zu bekämpfen – also mit solchen Gegengiften, die vom Körper selbst im Rahmen der Abwehrreaktion produziert werden. Damit hatte Behring die passive Immunisierung entdeckt, die zwar im Gegensatz zur aktiven Impfung (Schutzimpfung) Ansteckungen nicht verhindert, aber im Fall einer Infektion als Therapie dient.

Aus wissenschaftlicher Sicht war der Durchbruch Anfang 1894 gelungen, als das Diphtherieheilserum nicht nur in den Berliner Kliniken, sondern auch in anderen Städten erfolgreich zum Einsatz gekommen war. Behring benötigte jedoch finanzstarke nicht staatliche Partner, um seine bahnbrechende Idee einer Antitoxinbehandlung in großem Stil verwirklichen zu können. Bereits im Herbst 1892 erkannte der Chemiker August Laubenheimer, Vorstandsmitglied der Farbwerke Hoechst, die Tragweite der Ideen Behrings. Er gewann ihn für eine Zusammenarbeit mit dem Unternehmen. Zwei Jahre später begann die Produktion in Frankfurt-Höchst. Im November des gleichen Jahres wurde eine Serumproduktionsstätte mit zunächst 57 Pferden unter Anwesenheit von Behring und Robert Koch in Höchst eingeweiht. Bis zum Ende des Jahres wurden bereits mehr als 75.000 Serumfläschchen versandt. Die Farbwerke boten ein „Diphtherieheilserum nach Behring und Ehrlich“ an, das eine Heilungsrate von 75 Prozent bei dieser bis dahin oftmals tödlichen Kinderkrankheit erzielte.

Im Oktober 1894 wurde Behring zum Hygiene-Professor an der Universität Halle ernannt. Dabei half die Vermittlung des Ministerialbeamten Friedrich Althoff. 1895 berief der preußische Staat Behring an die Universität Marburg als Ordinarius für Hygiene und Direktor des Hygienischen Instituts. Noch im gleichen Jahr war auf dem Schlossberg ein für damalige Verhältnisse sehr gut ausgestattetes Privatlaboratorium eingerichtet worden. Geholfen haben dabei Mittel der Farbwerke und 25.000 Goldfranc aus dem ihm in Frankreich verliehenen „Prix Alberto Levi“. Zu dem Labor gehörte auch ein kleiner Stall für die Versuchstiere.

Am 10. Dezember 1901 wurde Behring mit dem ersten Nobelpreis für Physiologie und Medizin ausgezeichnet, nachdem er bereits am 18. Januar 1901 nobilitiert worden war (ab dann Emil Adolf von Behring).

Den Gedanken an ein eigenes Unternehmen erwog Behring im Laufe des Jahres 1903. Ein Grund, die Selbstständigkeit in einem eigenen Unternehmen anzustreben, war die Veränderung der bisherigen Vertragsverhältnisse mit den Farbwerken in Höchst. Der bis dahin als Mittler fungierende August Laubenheimer schied 1903 aus dem Vorstand aus. Behring erwarb 1904 noch weitere Ländereien und einen Gutshof am Schlosspark, die zusammen mit dem Laboratorium den Grundstock für das Behringwerk bildeten. Dabei half sein Preisgeld, das er anlässlich der Verleihung des Nobelpreises erhalten hatte.

Behring notierte im Zusammenhang mit der Unternehmensgründung folgende Worte: „Die umfangreichen und recht kostspieligen Baulichkeiten, Ländereien, Viehbestände, Laboratoriumseinrichtungen, wozu noch auf besondere Ziele gerichtete Abteilungen mit zahlreichem Dienerpersonal kommen, sind vereint zu einem Gesamtunternehmen, das den Namen Behringwerk bekommen hat.“ Doch trotz der gewonnenen Selbstständigkeit brauchte Behring einen Geschäftspartner, da er von der kaufmännischen Führung eines Betriebes und vom Vertrieb seiner Produkte nicht viel verstand. Am 7. November 1904 stand ihm bei der Eintragung des neuen Unternehmens als „Behring-Werk oHG“ ins Handelsregister der Marburger Apotheker Carl Siebert als Teilhaber und Partner zur Seite. Der Betrieb wurde zunächst mit zehn Mitarbeitern aufgenommen. Das rasante Wachstum des Unternehmens führte 1914 zur Umwandlung in die Behringwerke Gesellschaft mbH.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurde die Produktion enorm ausgeweitet. Behrings Tetanusheilserum wurde für die in den verdreckten Schützengräben liegenden Soldaten zum Retter vor dem tödlichen Wundstarrkrampf. Neben dem Tetanusheilserum wurden außerdem ein Dysenterie- und Gasbrandserum sowie ein Choleraimpfstoff für das Heer produziert. Die Bevölkerung und die Presse bezeichneten Behring als „Retter der Kinder“ und „Retter der Soldaten“. Am 15. Oktober 1915 wurde Behring von Kaiser Wilhelm II. mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet.

Von November 1907 bis Sommer 1910 befand sich Behring in ärztlicher Behandlung bei dem Internisten Rudolf von Hößlin in dessen Sanatorium Neuwittelsbach im Münchener Stadtteil Nymphenburg, wo er „Erholung von der aufreibenden Arbeit zu finden hoffte“. Behring soll unter starken Depressionen gelitten haben. Emil Adolf von Behring starb noch vor Ende des Ersten Weltkrieges, am 31. März 1917, im Alter von 63 Jahren in Marburg an den Folgen einer Lungenentzündung. Die Ruhestätte befindet sich im Behring-Mausoleum auf der Elsenhöhe – benannt nach der Ehefrau Else von Behring – die einen Ausblick über Behrings ehemalige Ländereien und auf das Marburger Schloss bietet. Er hinterließ eine Witwe und sechs Söhne.

In Behrings Nachlass befindet sich ein großes Konvolut von Briefen, Tagebüchern, Laborbüchern und anderen handschriftlichen Aufzeichnungen. Er ist als Depositum in den Räumen der Emil-von-Behring-Bibliothek, Arbeitsstelle für die Geschichte der Medizin der Philipps-Universität Marburg, untergebracht.

Ehrungen

• 1895 Mecklenburgisches Ehrenkreuz des Greifenordens
• 1896 Königlicher Kronenorden II. Klasse
• 1901 Nobelpreis für Medizin
• 1902 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
• 1912 Preußischer Roter Adler-Orden II. Klasse
• 1915 Eisernes Kreuz zweiter Klasse am weißen Bande mit schwarzer Einfassung
• 1916 Stern zum Königlich-Preußischen Kronenorden II. Klasse
• Offizier der Ehrenlegion
• Ehrendoktor beziehungsweise Ehrenmitglied zahlreicher in- und ausländischer Universitäten

Literatur

1. www.de.wikipedia.org/wiki/Emil_von_Behring.
2. www.krankenschwester.de/forum/themen/referat-ueber-emil- von-behring.3787/.
3. www.whoswho.de/bio/emil-adolf-von-behring.htm.
4. www.uni-marburg.de/fb20/evbb/behring-digital/projekt/presseberichte/referatforschungtransfer.
5. www.dieterwunderlich.de/Emil_Behring.htm.
6. archiv.ub.uni-marburg.de/eb/2013/0164/view.html.

Entnommen aus MTA Dialog 8/2017

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