Mit digitalen Lösungen, so etwa durch den Einsatz von Telepräsenzrobotern, kann eine Verbesserung der Versorgungsqualität im betreuten Wohnen geschaffen werden. Zu diesem Ergebnis kommt das Verbundprojekt „TeilhabeAssistenz – Digitale Lösungen für betreute Wohnformen“, das gemeinsam vom Forschungszentrum FUTURE AGING der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) mit Partnern aus der Praxis durchgeführt wurde. Ziel des Projekts war es, die Potenziale der Digitalisierung in der Betreuung von Menschen mit chronisch psychischen Erkrankungen und seelischer Behinderung, die in betreuten Wohnformen leben, aufzuzeigen und zu nutzen.
Zum Einsatz kam dabei der Telepräsenzroboter „Temi“, der mit seinen neu entwickelten Anwendungsmodulen die Klientinnen und Klienten in ihrer Selbstständigkeit fördert und digitale Kompetenzen stärkt. Das Hessische Ministerium für Digitalisierung und Innovation hat das Projekt im Zeitraum von 2021 bis 2024 mit 361.334 Euro aus dem Förderprogramm „Distr@l – Digitalisierung stärken, Transfer leben“ unterstützt. Im Zuge der Abschlussevaluation wurde den Forschenden nun das Distr@l-Qualitätssiegel „GOLD“ verliehen.
Innovative Lösung für mehr Teilhabe
„Unser Förderprogramm Distr@l ist von entscheidender Bedeutung, wenn es um Innovationsförderung und Anwendungsorientierung geht. Das Zusammenwirken von Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen ermöglicht und beschleunigt bedarfsgerecht und zielgruppenorientiert den Wissenstransfer aus den Hochschulen in die praktische Anwendung. Bislang sind aktuell insgesamt 137 Projekte mit einem Gesamtvolumen von knapp 40 Millionen Euro zur Förderung ausgewählt, weitere 23,6 Millionen Euro werden durch die Wirtschaft zur Kofinanzierung der Projekte zusätzlich bereitgestellt“, so die hessische Digitalministerin Kristina Sinemus.
„Ich freue mich sehr, dass unser Projekt vom hessischen Digitalministerium mit dem Qualitätssiegel in Gold ausgezeichnet wurde. Möglich wurde dies durch den engagierten Einsatz aller Beteiligten – gemeinsam haben wir einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung einer innovativen Lösung für mehr Teilhabe geleistet“, so Projektleitung Prof. Dr. Barbara Klein, Dekanin des Fachbereichs Soziale Arbeit und Gesundheit der Frankfurt UAS sowie Sprecherin des Forschungszentrums FUTURE AGING.
Über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren befasste sich ein Team des Forschungszentrums FUTURE AGING der Frankfurt UAS gemeinsam mit der Softwarefirma PureSec GmbH sowie dem Anwendungspartner Vitos begleitende psychiatrische Dienste von Vitos Südhessen in Riedstadt und Vitos Rheingau in Eltville mit der Fragestellung, wie digitale Teilhabe, Assistenz und Betreuung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in betreuten Wohnformen gelingen kann. Zum Einsatz kam dabei der Telepräsenzroboter Temi. Dazu wurden Ansätze gesucht, um Menschen mit psychischen Erkrankungen sowie Fachkräfte digital zu unterstützen, ihre Kompetenzen im Umgang mit neuen Technologien wie Telepräsenzrobotern zu stärken, eine digitale Teilhabe und eine Verbesserung der Versorgungsqualität zu ermöglichen.
Akzeptanz für die künftige Roboternutzung
Zu Projektbeginn im September 2021 wurden im engen Austausch mit Menschen mit psychischen Erkrankungen, Fachkräften sowie Softwareentwicklerinnen und -entwicklern sowie weiteren Expertenteams konkrete Anwendungsmöglichkeiten des Telepräsenzroboters diskutiert und festgelegt. Mit diesem kooperativen Vorgehen sollte eine bestmögliche Akzeptanz für die künftige Roboternutzung erreicht werden. Während der Projektlaufzeit haben zwei Personen, die in eigenen Wohnungen leben und nach individuellem Bedarf durch Fachkräfte ambulant unterstützt werden, jeweils einen Roboter erhalten. Temi hat beispielsweise an Termine erinnert und beide erhielten die Möglichkeit, Koch-, Musik-, Sport- oder Entspannungsvideos aufzurufen und Rätsel oder Gehirnjogging zu spielen.
Eine Person beschrieb den Umgang mit dem Telepräsenzroboter folgendermaßen: „Er ist mein Assistent. Ich gebe Befehle. Ich lerne von ihm. Ich behandele ihn auch gut. Und ja, es macht Spaß mit ihm.“ Die Fachkräfte konnten zusätzlich zu den regelmäßigen Besuchen vor Ort mit dem Telepräsenzroboter über die Videotelefonie direkt Kontakt aufnehmen, um unter anderem kurzfristig bei der Krisenbewältigung zu unterstützen.
Verschiedene Unterhaltungselemente
Ein weiterer Telepräsenzroboter wurde bei 15 Personen eingesetzt, die in einem Wohnverbund zusammenleben und im Alltag durch Fachkräfte vor Ort unterstützt werden. Dort hat Temi beispielsweise regelmäßig an Mahlzeiten, Medikamenteneinnahme und Gruppentreffen erinnert. Zur Stärkung der digitalen Teilhabe wurden zudem verschiedene Unterhaltungselemente angeboten, wie individualisierte Rätsel, Musikangebote oder Apps zum Sprachenlernen. All diese Anwendungen waren eine Unterstützung beim digitalen Kompetenzerwerb sowie bei der Alltagsstrukturierung.
Quelle: idw
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