Tätowiermittel: Wieviel kommt in den Körper?

Untersuchung des BfR
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Tätowiererin sticht ein Tattoo
© MartaKlos/stock.adobe.com
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Tätowiermittel sind nicht unumstritten. Doch wieviel landet wirklich im Körper? Das BfR hat es untersucht.

Schätzungen gehen davon aus, dass rund ein Fünftel der Menschen in den Industrieländern tätowiert ist. Es besteht somit möglicherweise die Gefahr einer Exposition gegenüber krebserregenden oder anderweitig gesundheitsschädlichen Stoffen. Die Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hat erstmals den Weg und den Stoffwechsel der flüssigen Bestandteile von Tätowiermitteln im Körper verfolgt. Es hat sich dabei gezeigt, dass geringere Mengen der Mittel im Organismus verbleiben als bisher angenommen. „Mit den Ergebnissen aus unserer Studie lassen sich die gesundheitlichen Risiken beim Tätowieren künftig genauer abschätzen und bewerten“, sagt die Leiterin der Studie, Dr. Ines Schreiver vom Studienzentrum Dermatotoxikologie am BfR.

Untersuchung von flüssigen Bestandteilen

„Die Ablagerung von den Farbpigmenten aus Tätowierungen in den Lymphknoten ist seit langem bekannt und wurde auch durch unsere Studien hinreichend belegt“, erklärt Dr. Schreiver. Die Pigmente sind unlöslich und daher die festen Bestandteile der Farbe. Die Menge und Verteilung der flüssigen Bestandteile im Körper sei dagegen bisher noch nicht betrachtet worden. Für die Studie sei 24 freiwilligen Teilnehmern jeweils ein Tattoo ihrer Wahl gestochen worden. Sie wurden mit schwarzer oder roter Tätowierfarbe tätowiert, der drei Marker-Substanzen beigemischt worden waren. Durchgeführt wurde die Tätowierung laut BfR unter Laborbedingungen in Räumen der Berliner Charité von professionellen Tätowiererinnen und Tätowierern. Die einzelnen Tätowier-Sitzungen hätten dabei im Durchschnitt knapp dreieinhalb Stunden gedauert. Vor, während und nach dem Tätowieren seien Urin- und Blutproben genommen worden. Mit Hilfe der Marker-Substanzen habe das BfR-Team nachvollziehen können, wie sich die flüssigen Bestandteile aus den Tätowiermitteln im Körper verhalten und vom Stoffwechsel verarbeitet werden.

Schon erste Blutprobe auffällig

Die Stoffwechselprodukte seien laut BfR schon in der ersten Blutprobe kurz nach Beginn des Tätowierens nachweisbar gewesen. Dabei habe sich auch gezeigt, dass der Stoffwechsel bei der Aufnahme über die Haut während einer Tätowierung teilweise anders funktioniere als erwartet. So sei eine der verwendeten Marker-Substanzen im Körper häufiger in andere Stoffwechselprodukte umgewandelt worden als bei der oralen Aufnahme über die Nahrung. Dies liege an bestimmten Enzymen in den Hautzellen, wie in ergänzenden Versuchen per Zellkultur gezeigt werden konnte. Es sei davon auszugehen, dass diese Enzyme auf ähnliche Stoffe vergleichbar wirken. Die so entstehenden Stoffwechselprodukte könnten dabei andere Wirkungen aufweisen als Stoffwechselprodukte, die über andere Aufnahmewegen entstehen.

Gesundheitsrisiken künftig besser abschätzen?

In der Studie sei außerdem erfasst worden, wieviel Tätowiermittel bei der jeweiligen Sitzung verwendet wurde. So seien zum einen die Farbfläschchen vor und nach der Sitzung exakt abgewogen worden. Zum anderen seien auch alle verwendeten Nadeln, Tücher und Handschuhe eingesammelt und festgestellt worden, welche Menge an Farbresten an ihnen klebt. Laut BfR landete im Durchschnitt nur circa ein Fünftel der verwendeten Farbe tatsächlich in der Haut. Ein Großteil davon sei danach über die verheilende Wunde wieder ausgeschieden worden. Mit den im Rahmen der Studie gewonnenen Expositionsdaten zum Farbeintrag in den Körper könnten künftig mögliche Gesundheitsrisiken von potentiell gefährlichen Chemikalien in der Tätowierfarbe genauer bewertet und abgeschätzt werden, so das Fazit.

Literatur:
Kochs S, Schiewe S, Foerster M, et al.: Tat_BioV: tattoo ink exposure and biokinetics of selected tracers in a short-term clinical study of 24 subjects. Arch Toxicol (2025), DOI: doi.org/10.1007/s00204-025-03959-8.

Quelle: BfR

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