Neue Ansätze bei der Behandlung von Depressionen könnten Strom und Magnetfelder beinhalten. Das berichten Experten auf der Online-Vorab-Pressekonferenz zu internationalen Konferenzen der 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN). Erste Erfolgen zeigen nämlich die transkranielle Magnetstimulation (TMS) und auch die Gleichstrombehandlung.
Verlässliche Prognose noch nicht möglich
Die Probleme bei der Behandlung von Depression mit Antidepressiva: Manche Patienten sprechen darauf an, andere nicht. Und auch, welches Antidepressivum wie bei welchem Patienten wirkt, lässt sich nicht vorhersagen. Möglicherweise könnte eine Hirnstimulation bessere Ergebnisse erzielen, doch für eine verlässliche Prognose würden derzeit noch klinisch nutzbare Biomarker fehlen, erklärt Prof. Dr. med. Frank Padberg, Leiter der Sektion für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München.
Bei der nichtinvasiven Hirnstimulation durch die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) werden Nervenzellen in der Hirnrinde mittels Serien von sehr kurzen, aber starken Magnetfeldimpulsen stimuliert (das heißt depolarisiert). Bei depressiven Patienten stimuliert die rTMS frontale Hirnareale. Dabei werden über mehrere Wochen 20 bis 30 Sitzungen angesetzt.
Anhaltspunkte durch MRT
Darüber hinaus gibt es noch die Therapiemöglichkeit mittels transkranieller Gleichstromstimulation (tDCS). Elektroden auf der Kopfhaut des Patienten erzeugen 20 bis 30 Minuten einen schwachen Gleichstrom, der die Aktivierbarkeit von Nervenzellen verändern kann. „Bei der TMS und tDCS handelt es sich um nebenwirkungsarme Behandlungsverfahren, die in jeder Arztpraxis, im Fall der tDCS sogar zu Hause, eingesetzt werden können“, so Padberg.
In weiteren Forschungen sollen nun Marker gefunden werden, um für jeden Patienten die passende Therapieform zu finden. Anhaltspunkte zu Ausprägungen und Verlaufsformen von Depressionen lassen sich schon mittels MRT darstellen. Bisher konnten die Forscher anhand der MRT-Daten feststellen, dass ein Patient mit größerem Volumen von grauer Substanz in bestimmten frontalen Hirnregionen besser auf die Gleichstromstimulation anspricht.
Therapie deutlich verkürzen
„Die Verbindung von Biomarkern aus der Bildgebung, klinischen Daten und spezifischen Stimulationsansätzen eröffnet neue Wege in der Behandlung depressiver Erkrankungen, die sowohl mit Medikamenten als auch mit Psychotherapie individuell kombiniert werden können“, zeigt sich Padberg optimistisch. Eine passgenaue Therapie würde die Behandlung einer Depression erheblich verkürzen. Bisher kann diese auch Jahre dauern.
Quelle: idw, 22.10.2020
Artikel teilen