Hitzebelastungen nehmen zu und Experten rechnen mit einem steigenden Hautkrebsrisiko, denn: An häufigeren sonnenreichen Tagen werden sich die Menschen vermehrt im Freien aufhalten. Um Bürgerinnen und Bürgern in ihrem Alltag die Möglichkeit zu geben, sich vor übermäßiger UV- und Wärmestrahlung der Sonne zu schützen, fordern Präventionsexperten eine aktive Auseinandersetzung der Stadtentwicklungspolitik mit diesem Szenario. Zu diesem Ergebnis kam ein Experten-Workshop in Hamburg, der vor kurzem von der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP), der Deutschen Krebshilfe und dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) durchgeführt wurde.
Die Vorboten des Klimawandels sind bereits heute in Deutschland spürbar. Mit dem anhaltenden Anstieg des CO2-Gehalts der Luft erhöht sich auch die Durchschnittstemperatur der erdnahen Atmosphäre. 16 der 17 wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung fallen allein in den kurzen Zeitraum seit 2001. Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Trockenperioden und Extremniederschläge nehmen zu. „Beim Klimawandel ist derzeit keine Trendwende in Sicht. Ohne einen ambitionierten Klimaschutz werden die gesundheitlichen Folgen für Mensch und Tier verheerend sein“, so Prof. Dr. Mojib Latif, Klimaexperte am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.
Häufigere wärmere Tage verleiten viele Menschen auch zu mehr und längeren Aufenthalten im Freien, wodurch sie der UV-Strahlung der Sonne stärker ausgesetzt sind. Außerdem geht der Klimawandel mit sogenannten Niedrig-Ozon-Ereignissen in der nördlichen Hemisphäre einher, welche auch hierzulande im Frühjahr zu ungewöhnlich hohen UV-Werten führen können.
„UV-Strahlung können wir nicht wahrnehmen. Das Wärmeempfinden kann bei bewölktem Himmel oder einer kühlen Sommerbrise schnell zu einer Fehleinschätzung der UV-Intensität führen“, betont Prof. Dr. Eckhard Breitbart, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP).
Hohe UV-Belastung erhöht das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken
Rund 290.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich neu an Hautkrebs, etwa 36.000 davon am gefährlichen malignen Melanom. Jede hohe UV-Belastung von Kindheitstagen an erhöht das Risiko, im späteren Alter an Hautkrebs zu erkranken. „Vermeiden Sie intensive Sonne, vor allem in der Kindheit“, heißt es daher im Europäischen Kodex zur Krebsbekämpfung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), welcher sich direkt an die Bevölkerung richtet.
Intensive Sonne kann an vielen Orten des Alltags auftreten, wie beispielsweise am Arbeitsplatz, auf dem Schulhof, dem Kita-Außengelände, im Park oder auf dem Fußballplatz. Das UV-Schutz-Bündnis, ein vom Bundesamt für Strahlenschutz initiiertes Expertengremium, fordert darum die deutschlandweite Etablierung verhältnispräventiver Maßnahmen: „Das Lebens- und Arbeitsumfeld der Menschen sollte so gestaltet sein, dass alle, die sich im Freien aufhalten, starker UV-Strahlung ausweichen können. Das ist die Aufgabe der Verhältnisprävention von Hautkrebs“, so Dr. Cornelia Baldermann, Koordinatorin des UV-Schutz-Bündnisses des BfS.
Über die Gestaltung geeigneter Stadtentwicklungskonzepte, die auch Möglichkeiten zum Schutz vor UV-Strahlung im Alltag berücksichtigen, kann somit langfristig ein wichtiger Beitrag zur Reduktion des Hautkrebsrisikos geleistet werden. Informationen und Empfehlungen hierzu bietet das UV-Schutz-Bündnis sowie das Ergebnispapier des wissenschaftlichen Workshops „Verhältnisprävention von Hautkrebs in urbanen Lebenswelten (Hamburg)“.
Quelle: ADP, 13.06.2017
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