Prognostiziert wurden technische Innovationen, neue Gerätekonzepte und diagnostische Strategien, die zu fundamentalen Veränderungen im Gesundheitsmarkt führen werden. Knapp 15 Jahre später kann dies jeder bestätigen. Und der Bereich wächst immer weiter. Im Jahr 2018 lag das weltweite Marktvolumen für Point-of-Care-Diagnostik bei etwa 24 Milliarden US-Dollar und für das Jahr 2026 wird der Umsatz sogar auf mehr als 50,5 Milliarden US-Dollar prognostiziert [2].
Technologische Innovationen in der patientennahen Labordiagnostik ermöglichen zunehmend neue Wege der Laborversorgung. Mittlerweile steht fast jeder Laborparameter über POCT (Point of Care Testing) zur Verfügung. Und mit der pandemiebedingten Einführung der COVID-Schnelltests ist der Begriff „POCT“ auch in der Bevölkerung angekommen.
Für Kliniken beinhaltet die Implementierung von POCT jedoch nicht nur Chancen, sondern stellt sie auch vor mehrere Herausforderungen: Angefangen von der Erstellung eines POCT-Konzeptes mit Definition des medizinisch erforderlichen Geräte- und Parameterspektrums, dem regelmäßigen Monitoring der Kosten bis hin zur Umsetzung gesetzlicher Vorgaben. So ist zum Beispiel der Begriff der RiliBÄK (Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen) „außerhalb des Labors“ eher selten bekannt.
Dazu kommen zum Teil sehr unterschiedliche Interessen der im POCT-Prozess betroffenen Bereiche (Abbildung 1) und eine Vielzahl von POCT-Anwendern, die abhängig von der Größe der Klinik(en) mehrere Tausend Mitarbeiter betragen kann. Wer bereits „im POCT“ aktiv ist, fühlt sich teilweise – wie einst Don Quijote – im Kampf gegen Windmühlen.
Vor diesem Hintergrund ist ein ganzheitlicher Blick auf den POCT-Prozess und die enge Zusammenarbeit mehrerer Bereiche dringend erforderlich. Das Etablieren einer bereichsübergreifenden Organisations- und Kommunikationsstruktur ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Dies spiegelt sich auch in sämtlichen Erfahrungsberichten und Empfehlungen wider. Die multidisziplinäre Zusammensetzung eines POCT-Gremiums oder POCT-Kommission sowie eindeutige Beschreibung der Verantwortungsbereiche, Regelung von Zuständigkeiten und Kompetenzen sind für einen ökonomischen und RiliBÄK-konformen Einsatz von POCT ausschlaggebend [3–5].
Mit Gründung eines POCT-Gremiums werden „Betroffene“ zu „Beteiligten“ im POCT-Prozess gemacht, die unterschiedlichen Sichtweisen und Kompetenzen zusammengeführt und damit die Basis für eine geregelte sowie praxistaugliche POCT-Organisation geschaffen. Ein weiterer entscheidender Erfolgsfaktor ist die Benennung eines POCT-Koordinators/-Managers als zentraler Ansprechpartner für alle Bereiche.
Abhängig von den individuellen Rahmenbedingungen können die Aufgaben sehr vielfältig sein:
Organisation des geregelten Ablaufs der POCT-Messungen
Überwachung von Einweisungen und regelmäßigen Schulungen
Koordinator für mess- und gerätetechnische Überwachung und auftretende Probleme
Einleitung von Korrekturmaßnahmen bei Vorkommnissen
Durchsetzung und Aufrechterhaltung des POCT-Qualitätsmanagementsystems
Verwaltung und Bestellung der POCT-Reagenzien et cetera
„Bitte kümmern Sie sich um den POCT-Bereich“ – vielleicht hat der ein oder andere diese Bitte schon einmal gehört. Die Benennung zum/zur POCT-Koordinator/-in und die damit verbundenen Aufgaben stellen für den Einzelnen eine interessante Herausforderung dar. Abhängig von den Erfahrungen und/oder Qualifikation ist die offizielle Berufung zum/zur POCT-Koordinator/-in eine große Chance für die eigene berufliche Weiterentwicklung. Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz sind wichtige Fähigkeiten, die dem/der POCT-Koordinator/-in bei der Umsetzung der Aufgaben helfen (Abbildung 2).
Viele Unternehmen haben die Bedeutung des POCT-Koordinators erkannt und unterstützen die Qualifikation im Sinne der Personalentwicklung. Das umfangreiche Themengebiet, die bereichsübergreifende Organisation und der regelmäßige Austausch mit den unterschiedlichen Berufsgruppen sind ein abwechslungsreiches Aufgabengebiet und damit eine große Chance für das eigene Entwicklungspotenzial.
Weiterbildung zum/zur POCT-Koordinator/-in am DIW-MTA
Das DIW-MTA bietet die Weiterbildung zum/zur POCT-Koordinator/-in berufsbegleitend innerhalb von 24 Monaten an. Der Einstieg in die Weiterbildung ist jederzeit möglich. Vom 23.10.–25.10.2023 findet der 20-stündige Kurs „Patientennahe Sofortdiagnostik – Schwerpunkt Implementierung“ online via ZOOM statt, in dem sich – neben Fachkollegen/-innen – auch Vertreter/-innen von namhaften Unternehmen beteiligen, um die Herausforderungen bei der POCT-Implementierung zu thematisieren und zu begleiten. Die Anmeldung zum Kurs erfolgt über unsere Kommunikationsplattform Stud.IP (studip.diw-mta.de/), auf der Sie sich kostenfrei registrieren und für die Kurse anmelden können. Die Teilnahme an dem Kurs ist auch ohne Vorkenntnisse möglich. Bei weiteren Fragen kommen Sie gerne auf die Kollegen/-innen der Geschäftsstelle zu. Diese erreichen Sie telefonisch zu den Sprechzeiten oder unter info@diw-mta.de.
Literatur
1. Hoffmann G: Plattform Diagnostik: Vom Handy zur Telefonzelle. Trillium-Report, 2009.
2. Prognose zum Umsatz mit Point-of-Care-Diagnostik 2026, veröffentlicht von Statista Research Department, 25. Januar 2022. Online last accessed on 1 July 2023. de.statista.com/statistik/daten/studie/1120008/umfrage/umsatz-mit-point-of-care-diagnostik/.
3. Gässler N, Luppa PB, Romann D, Schlebusch H, Ziervogel H: Implementierung von POCT im Krankenhaus. In: Luppa PB, Schlebusch H (Hrsg.): POCT-Patientennahe Labordiagnostik. Springer Medizin Verlag: Heidelberg, 2008.
4. Junker R, Schlebusch H, Luppa PB: Patientennahe Labordiagnostik in Klinik und Praxis. Deutsches Ärzteblatt, 2010, 107 (33): 561–7.
5. Tiran A, Hubmann M, Schweiger C: Qualitätssichernde Maßnahmen im Rahmen des Point-of-Care-Testing (POCT). J Lab Med, 2004, 28 (3): 251–5.
Entnommen aus MT im Dialog 9/2023
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