Scharfe Kritik am Fallpauschalensystem

Ärzte-Appell
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Fallpauschalensystem
Das Fallpauschalensystem müsse ersetzt oder zumindest grundlegend reformiert werden, fordern zahlreiche Ärzte in dem Appell. xiefei - Fotolia
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215 Ärzte und zahlreiche Organisationen fordern in einem Appell "Rettet die Medizin!" eine radikale Reform des Krankenhauswesens.

Was ist das Problem mit dem Fallpauschalensystem? Es fasst Patienten in Fallgruppen zusammen, die pauschal vergütet werden. Je mehr Aufwand, desto mehr Geld. Unter dem hohen ökonomischen Druck, der heute an Kliniken herrscht, entfaltet es nach Ansicht zahlreicher Ärzte inzwischen toxische Wirkungen. Der Medizinethiker Giovanni Maio sagt: "Der Arzt lernt, Patienten schon bei der Notaufnahme nicht nur nach dem medizinischen Bedarf zu klassifizieren, sondern ob sie Gewinn versprechen."

Was muss sich ändern?

Der Ärzte-Appell, der im stern veröffentlicht wurde, formuliert drei konkrete Forderungen:

  1. Das Fallpauschalensystem muss ersetzt oder zumindest grundlegend reformiert werden.
  2. Die ökonomisch gesteuerte gefährliche Übertherapie sowie Unterversorgung von Patienten müssen gestoppt werden. Dabei bekennen wir uns zur Notwendigkeit ökonomischen Handelns.
  3. Der Staat muss Krankenhäuser dort planen und gut ausstatten, wo sie wirklich nötig sind. Das erfordert einen Masterplan und den Mut mancherorts zwei oder drei Kliniken zu größeren, leistungsfähigeren und personell besser ausgestatteten Zentren zusammenzuführen.

Zusätzlich zu den 215 Ärzten wird der Appell von einem breiten Spektrum von Organisationen mitgetragen,. Dazu zählen die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin und die "Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin.

"Anerkannt sehr gutes Gesundheitssystem"

„Deutschland verfügt über ein international anerkannt sehr gutes Gesundheitssystem. Dazu trägt die medizinische Leistungsfähigkeit der Krankenhäuser, ihrer Ärzte und des Pflegepersonals maßgeblich bei“, erklärte dazu Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

„Der Wunsch, die Krankenbehandlung von der Finanzierung des Krankenbehandlungssystems zu entkoppeln, mag sozial ethisch ehrenwert sein, er führt in der Realität, wie viele staatsfinanzierte Gesundheitssysteme zeigen, aber zu keiner besseren Versorgung. Die Gesundheitswesen der sozialistischen Länder und das englische Gesundheitssystem machen dies mehr als deutlich“, so Baum. Die Konsequenzen seien Warteschlangen, Versorgungsrationierungen und grundsätzlich schlechtere Ausstattungen.

DKG fordert Ergänzung der Fallpauschalen

Wie bei der Vergütung der niedergelassenen Ärzte sei auch im Krankenhauswesen eine Vergütung in Abhängigkeit erbrachter Leistungen und der damit verbundenen Kosten grundsätzlich sinnvoll. Hinter hochpreisigen Fallpauschalen stünden immer auch jährlich neu kalkulierte entsprechend hohe Kosten.

Außer Frage für die Krankenhäuser stehe allerdings, dass die Fallpauschalen dort ergänzt werden müssten, wo dies erforderlich sei, zum Beispiel weil gesonderte Vorhaltungen über die Fallpauschalen nicht finanziert werden könnten. „Das gilt insbesondere auch für die Ausfinanzierung der Personalkosten, bei denen die Tarifsteigerungen über das Fallpauschalensystem alleine nicht ausreichend finanziert werden. Darauf weist die Deutsche Krankenhausgesellschaft seit Jahren hin. Das gilt auch für die unzureichende Finanzierung der Investitionen“, betonte der DKG-Hauptgeschäftsführer.


Quelle. stern/DKG, 05.09.2019

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