SARS-CoV-2-PCR-Tests: Rekord-Positivrate
Aus der aktuellen Analyse der Daten der 10. Kalenderwoche (07.–13.03.2022) der 183 teilnehmenden Labore geht hervor, dass erstmals seit Ende Januar wieder mehr SARS-CoV-2-PCR-Tests angefordert wurden. Die Gesamtzahl stieg sogar um 23 Prozent gegenüber der Vorwoche auf insgesamt 2.170.268 Untersuchungen (KW 09: 1.757.935, KW 08: 1.885.655, KW 07: 2.048.786). Davon wurden 1.168.896 PCR-Tests positiv befundet (KW 09: 912.126, KW 08: 860.287, KW 07: 950.651), was einer deutlichen Steigerung um 28 Prozent entspricht. Die ermittelte Positivrate kletterte damit auf ein neues Rekordhoch von 53,9 Prozent (Vorwoche: 51,9 Prozent). Die hohe Positivrate sei ein deutlicher Hinweis auf eine Untererfassung von an Corona erkrankten Menschen in den Statistiken, so Dr. Michael Müller, 1. Vorsitzender des ALM e.V., gegenüber der Presse. Die veröffentlichten Zahlen der letzten Woche bestätigten das wieder dynamisch zunehmende Infektionsgeschehen, vermutlich durch die Variante BA.2.
Auslastung sehr unterschiedlich
Seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren führen die Akkreditierten Labore in der Medizin ihre wöchentliche Datenerhebung durch und sorgen damit zuverlässig für belastbare Zahlen. „Wir freuen uns über die Anerkennung dieser Arbeit, mit der wir einen wichtigen, kontinuierlichen und zuverlässigen Beitrag zur Einschätzung des Pandemiegeschehens leisten“, betonte Müller anlässlich des „Jubiläums“.
Die statistisch ermittelte Auslastung der fachärztlichen medizinischen Labore in Bezug auf SARS-CoV-2-PCR-Tests wird auf 78 Prozent im bundesweiten Durchschnitt beziffert. Dabei sei die Auslastung regional und lokal aber sehr unterschiedlich. Sie reiche von 50 bis ca. 120 Prozent. In der Vorwoche lag die Auslastung aller an der ALM-Statistik teilnehmenden Labore deutschlandweit noch bei 63 Prozent. Die verfügbaren SARS-CoV-2-PCR-Kapazitäten für die laufende Woche wurden erneut mit rund 2,8 Millionen PCR-Tests angegeben.
Fokussierung auf fachlich-medizinische Erfordernisse
„Die wöchentliche Erhebung, Validierung und Analyse der Daten, die etwa 90 Prozent des gesamten Testgeschehens abbilden, stellt zwar einen erheblichen Arbeitsaufwand in den Laboren dar, ist jedoch auch ein bedeutsamer Beitrag im Rahmen der Pandemiebekämpfung. Auf diese Zahlen konnten sich Bund und Länder sowie das RKI immer verlassen. Allen Beteiligten in den Laboren möchte ich meinen besonderen Dank aussprechen!“, bekräftigte Müller im Rahmen einer Online-Pressekonferenz am Dienstag.
In Bezug auf die aktuellen Zahlen riet der ALM-Vorsitzende Müller nochmals eindringlich: „Die noch geltende Priorisierung für die PCR-Testung sollte aus unserer Sicht beendet und auf fachlich-medizinische Erfordernisse fokussiert werden, so wie es auch die Nationale Teststrategie für die Corona-Diagnostik vorsieht. Angesichts der geplanten Lockerungen ist in dieser Phase der Pandemie das flächendeckend verfügbare Angebot an Corona-PCR-Bürgertests wohl auch nicht mehr zwingend notwendig.“ Müller weiter: „Anlasslose Massentestungen haben in der Eindämmung der Rate an Neuinfektionen gegenüber der konsequenten Einhaltung der bekannten Basis-Schutzmaßnahmen wie Kontaktreduktion, Maske tragen, Abstand halten und Lüften in Innenräumen bisher keinen alleinigen Zusatznutzen entwickeln können. Wir sollten die dafür erforderlichen Finanzmittel in Zukunft eher für das zielgerichtete präventive Testen von besonders vulnerablen Gruppen nutzen.“
Mindestmaß an Schutz gefordert
„Vor dem Hintergrund des aktuellen Infektionsgeschehens können wir die geplanten Lockerungen der Bundespolitik nicht vollständig nachvollziehen“, so Prof. Dr. Jan Kramer, stellvertretender Vorsitzender des ALM e.V. „Auch bei schönem Wetter und bald wieder höheren Temperaturen sollte ein Mindestmaß an Schutz auch weiterhin oberste Priorität haben. Auf das Tragen von Masken sollten wir keinesfalls verzichten, denn die Pandemie ist noch nicht vorbei. Die aktuelle Infektionswelle hat auch uns erreicht, denn wir verzeichnen, wie viele andere Unternehmen, erhebliche Personalausfälle in den ALM-Mitgliedslaboren“, gab der Internist und Laborarzt zu bedenken. Die Maske zu tragen sei ein Schutzwerkzeug für unsere Freiheit. Es sei auch nicht davon auszugehen, dass die nächste Variante wieder milde Symptome verursache.
Mitarbeiter sind erschöpft
„Zwischen der von unserem Verband wöchentlich berichteten statistischen Auslastung und der tatsächlichen Auslastung in den Laboren vor Ort kann es deutliche Unterschiede geben“, ergänzte ALM-Vorstand Wolf Kupatt. „Die Lage in manchen Laboren ist bei höherem Personalausfall tatsächlich kritisch und an einzelnen Standorten gehen wir bereits auf dem Zahnfleisch. Die Labore sind seit mehr als zwei Jahren im Pandemie-Dauerbetrieb und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nach dieser arbeitsintensiven Zeit an der Belastungsgrenze mehr als erschöpft. Nun kommen verstärkt infektionsbedingte Ausfälle bei unseren Mitarbeitenden hinzu“, mahnte Kupatt. Die Patientenversorgung sei aber nicht gefährdet. Mit Personalverschiebungen oder Nutzung von anderen Standorten werde gegengesteuert.
ALM-Vorstand Evangelos Kotsopoulos forderte: „Es ist jetzt an der Zeit, mit entsprechendem Weitblick über die für den kommenden Herbst und Winter erforderlichen SARS-CoV-2-Testkapazitäten und deren Aufrechterhaltung bis dahin zu sprechen. Die notwendigen Schritte dafür sollten schon jetzt geplant werden, damit die Labore vorausschauend und mit Planungssicherheit agieren können. Personal und Geräte in den Laboren verursachen erhebliche Vorhaltekosten. Die Testkapazitäten lassen sich nicht dauerhaft aufrechterhalten oder wahlweise in beliebigem Umfang herunter- oder hochfahren, insbesondere nicht kurzfristig. Dies ist bei der Weiterentwicklung der Teststrategie des Bundes zu berücksichtigen. Auch bei einem neuen dynamischen Infektionsgeschehen wollen wir eine sichere Diagnostik gewährleisten, um das Eindämmen von Ausbruchsgeschehen durch zuverlässige und qualitätsgesicherte SARS-CoV-2-PCR-Diagnostik in fachärztlichen Laboren sicherstellen zu können.“ Auch Kramer betonte, dass die Unterstützung der Politik wichtig sei. Man brauche jetzt im Frühjahr verlässliche Ankündigungen aus der Politik, inwiefern Materialen und auch Mitarbeiter vorgehalten werden sollen. „Wir brauchen klare Leitplanken, was von uns erwartet wird.“ Müller schlug ebenfalls in diese Kerbe: Beim Blick auf die Testverordnung von Mitte Februar sei anzumerken, dass die Abstimmung zwischen dem Bund den Ländern besser und vorausschauender werden müsse. So gehörten die Varianten-PCRs in den Werkzeugkasten der Testverordnung. Insgesamt plädierte der 1. Vorsitzender des ALM für eine Professionalisierung der Test-Infrastruktur.
Lockdowns in China beunruhigen noch nicht
Die aktuellen Lockdowns in China machen dem Verband noch keine Sorgen. Kurzfristig seien eher keine Schwierigkeiten zu erwarten, so Kotsopoulus. Langfristig müsse man die Situation aber beobachten. Nach der Versorgungskrise 2020 hätten aber ohnehin viele Labore ihre Lieferanten diversifiziert und auch deutsche bzw. europäische Hersteller mit aufgenommen. Kupatt fügte hinzu, dass auch die Lagerhaltung inzwischen anders praktiziert werde als noch vor der Krise. Dieses neue Supply-Chain-Management führe jedoch zu zusätzlichen Kostenbelastungen.
Quelle: ALM e. V.
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