Reversible und ungiftige kontinuierliche Blutzuckermessung
Das Robert Koch-Institut betont, dass bei insgesamt 7,2 Prozent der Erwachsenen (4,6 Millionen) im Alter von 18 bis 79 Jahren jemals ein Diabetes diagnostiziert wurde. Es ist zudem von einer beachtlichen Dunkelziffer auszugehen. Der Blutzuckerspiegel wird in der Regel mit elektrochemischen Sensoren anhand der GOx-Aktivität gemessen. Allerdings erfordern diese Sensoren Stromkreise und Batterien, und giftiges Wasserstoffperoxid entsteht als Nebenprodukt, was kontinuierliche Messungen im Gewebe schwierig macht. Die winzigen SWCNTs seien dagegen in viele Gewebe implantierbar. Zudem senden sie ein Fluoreszenzsignal im Nahinfrarotbereich aus, das gewebedurchgängig ist und daher von außen durch Bildgebungsverfahren ausgelesen werden könne.
Schwierige Herstellung der Sensoren
Solche SWCNT-GOx-Nanosensoren herzustellen, ist jedoch schwierig. Denn die wirkungsvollste Technologie, SWCNT-Enzym-Konjugate herzustellen, ist die Behandlung mit Ultraschall, aber dabei werden die GOx-Enzyme im Wesentlichen inaktiviert. Das mache jedoch nichts, schreiben nun Markita P. Landry und ihr Forschungsteam von der University of California in Berkeley (USA). Durch Ultraschallbehandlung stellten sie höchst funktionsfähige SWCNT-GOx-Nanosensoren her, die den Glukosegehalt in Seren, Plasma und Gehirngewebeschnitten von Mäusen zuverlässig, selektiv und empfindlich nachweisen konnten.
GOx-Enzym ganz ohne reaktive Gruppe
Diesen überraschenden Befund erklären die Forschenden mit Eigenschaft des GOx-Enzyms, durch die Ultraschallbehandlung zwar nicht mehr aktiv Glukose umzusetzen, das Substrat aber trotzdem zu binden. Mit dieser Bindung allein wurde das Fluoreszenzsignal empfindlich moduliert. Um vollständig unabhängig von der GOx-Aktivität zu sein, konstruierten die Forschenden sogar ein GOx-Enzym ganz ohne reaktive Gruppe für die Glukoseumsetzung. Der daraus hergestellte sogenannte Apo-GOx-SWCNT-Sensor wies Glucose in Körperseren und Gehirnschnitten von Mäusen genauso zuverlässig nach wie das zuvor verwendete Konjugat aus SWCNTs und natürlicher GOx.
Messung ist reversibel und ungiftig
Dass ein Nanosensor kein aktives Enzym benötigt, hat große Vorteile: Zum einen können die SWCNT-Nanosensoren einfach durch Ultraschall hergestellt werden. Zum anderen wird der Analyt nicht durch die Enzymreaktion verbraucht. Die Messung sei somit reversibel und ungiftig, was ideale Voraussetzungen für eine nicht-invasive, kontinuierliche Blutzuckermessung in Gewebeflüssigkeiten sei, heißt es in der Studie.
Quelle: idw/Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.
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