Prostatakrebs: Stärkere Einbindung der Pathologie

Metastasierter kastrationsresistenter Krebs
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Prostatakrebs
© Dr_Microbe/stock.adobe.com
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Anlässlich des Movember gab Prof. Dr. Glen Kristiansen vom Universitätsklinikum Bonn ein Medienbriefing zu den neuen Möglichkeiten der Behandlung von metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakrebs.

Der Movember ist eine Wohltätigkeitsorganisation, die das Gesicht der Männergesundheit verändern will. Seit 2003 hat Movember mehr als 1.250 Projekte zur Männergesundheit auf der ganzen Welt finanziert, die den Status quo in Frage stellen, die Gesundheitsforschung von Männern aufrütteln und die Art und Weise, wie Gesundheitsdienste Männer erreichen und unterstützen, verändern sollen. Das Ziel: Bis 2030 soll die Zahl der Männer, die vorzeitig sterben, um 25% reduziert werden. Ein Thema ist dabei der Prostatakrebs. Laut Robert Koch-Institut (RKI) erkrankten 2022 74.895 Männer in Deutschland neu an Prostatakrebs. 15.196 Männer starben 2022 in Deutschland daran. Für einen 35-jährigen Mann liegt die Risikorate bei unter 0,1 Prozent, in den nächsten 10 Jahren an Prostatakrebs zu erkranken. Für einen 75-jährigen Mann liegt die Risikorate allerdings schon bei etwa 7 Prozent, in den nächsten 10 Jahren an Prostatakrebs zu erkranken. Etwa zwei Drittel der Prostatatumoren werden in einem frühen Stadium diagnostiziert und bieten deshalb gute Therapiechancen. Jedoch weisen etwa 5-10 Prozent der metastasierten kastrationsresistenten Prostatatumoren pathogene Mutationen in den BRCA-Genen auf. BRCA1 und BRCA2 sind Gene, die eine entscheidende Rolle bei der DNA-Reparatur spielen und in vielen Zelltypen zu finden sind. Mutationen in diesen Genen können zur Krebsentstehung führen bzw. zur Metastasierung, wobei BRCA2 im Prostatakarzinom relevanter ist.

Bedeutung von BRCA-Genen

Mutationen in den BRCA-Genen (BRCA = Abkürzung für Breast Cancer) werden oft mit Brust- und Eierstockkrebs in Verbindung gebracht. Allerdings zeigen Forschungen, dass diese Genmutationen auch bei Prostatakrebs eine Rolle spielen. Diese Erkenntnis hat wichtige Implikationen – sie unterstreicht die Bedeutung genomischer Testung bei verschiedenen Patientengruppen und damit die Rolle der Pathologie. Über das metastasierte kastrationsresistente Prostatakarzinom gibt Prof. Dr. Glen Kristiansen, Direktor des Instituts für Pathologie am Universitätsklinikum Bonn und derzeitiger Präsident der Internationalen Gesellschaft für Urologische Pathologie (ISUP), Auskunft. Die Forschung habe den Zusammenhang von BRCA-Mutationen bei fortschreitenden Prostatakarzinomen erstmals 2015 in einer klinischen Studie belegt, vermutet worden sei er jedoch schon etwas länger. Ein Zusammenhang mit den DNA-Reparaturgenen BRCA habe sich in den letzten Jahren so verdichtet, dass inzwischen Therapien zugelassen sind. Es sei allerdings wichtig zu beachten, dass die Stärke der Assoziation zwischen BRCA-Mutationen und verschiedenen Krebsarten variiere. BRCA-Mutationen seien im Prostatakarzinom zwar seltener, haben dann aber eine große Bedeutung für die Tumorbiologie.

Testung bei fortgeschrittenen Fällen

Prof. Kristiansen betont, dass BRCA-Gendefekte nicht bei allen Prostatakarzinomen getestet werden, sondern hauptsächlich bei fortgeschrittenen Fällen, insbesondere beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakrebs. Eine Testung bei der Erstdiagnose sei demnach meist nicht sinnvoll, da etwa zwei Drittel der Prostatatumoren früh erkannt würden und auch ohne die BRCA-Testung gute Therapiechancen hätten. Bei metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakrebs würden aber etwa 11 Prozent der Patienten Genmutationen aufweisen, wobei etwa 5 Prozent therapierelevante pathogene Mutationen hätten. In absoluten Zahlen ausgedrückt: In Bonn seien 200 Fälle in 5 Jahren dokumentiert. Für diese Patienten sei seit Ende 2020 eine zielgerichtete Therapie mit PARP-Inhibitoren wie Olaparib zugelassen. Obwohl die Anzahl der betroffenen Patienten statistisch gesehen gering sei, seien die Testung und die Therapiemöglichkeiten für den Einzelnen sehr bedeutsam.

Stärkere Einbindung der Pathologie

Die Pathologie habe früher mit einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung nichts zu tun gehabt. In den vergangenen zehn Jahren habe sich das aber geändert. Die neuen zielgerichteten Medikamente führten dazu, dass die Pathologie wieder eingebunden werde, weil im weiteren Verlauf der Krankheit Gensequenzierungen durchgeführt werden müssten. Die Zahl der Testungen im fortgeschrittenen Stadium sei von Jahr zu Jahr gestiegen. In einem eingeschränkten Panel würden gezielt die 6 bis 7 Gene sequenziert, die besonders häufig bei der Prostata eine Rolle spielten. Beim Auffinden von BRCA1- oder BRCA2-Mutationen gebe es Therapien. Zudem empfiehlt Kristiansen, in diesen Fällen eine genetische Beratung durchzuführen. Es könne auch eine Keimbahnmutation sein – dann sei der Prostatakrebs vererbbar, das müsse in den Behandlungsmodalitäten beachtet werden. Schon deshalb sei die pathologische Diagnostik essenziell.

Es habe sich auch der Fokus bei den fortgeschrittenen Erkrankungen geändert. Er liege nun auf Metastasenbiopsien. Die Metastasenbiopsie liefere aktuellere Informationen als der Primärtumor. Gelernt worden sei, dass unerwarteterweise auch bei Knochenmetastasen DNA in hoher Qualität zu extrahieren sei. Die Wahl der zu biopsierenden Metastase bei multiplen Metastasen bleibe jedoch eine Herausforderung. Vorstellbar sei, dass in Zukunft die sogenannte „Liquid Biopsy“, d.h. eine Blutuntersuchung, die Metastasenbiopsie ergänzen könnte, so Kristiansen.

Quelle: idw/DGP

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