Preis für Göttinger Hörforscher Prof. Tobias Moser

Ernst Jung-Preis für Medizin 2017
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Prof. Dr. Tobias Moser
Prof. Dr. Tobias Moser, Direktor des Instituts für Auditorische Neurowissenschaften und Sprecher des SFB 889 „Zelluläre Mechanismen Sensorischer Verarbeitung“ der Universitätsmedizin Göttingen. MPIbpc/Böttcher-Gajewski
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Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung zeichnet Hörforscher der Universitätsmedizin Göttingen für seine bahnbrechenden Arbeiten zur Signalübertragung im Innenohr und seine innovativen Therapie-Konzepte zur Behandlung von Schwerhörigkeit aus.

Prof. Dr. Tobias Moser, Direktor des Instituts für Auditorische Neurowissenschaften, Sprecher des Sonderforschungsforschungsbereichs SFB 889 „Zelluläre Mechanismen Sensorischer Verarbeitung“ an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und Leibniz-Preisträger 2015, ist einer der Träger des Ernst Jung-Preises für Medizin 2017. Die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung zeichnet Prof. Moser aus für seine bahnbrechenden Arbeiten zur Signalübertragung im Innenohr sowie für seine innovativen Therapie-Konzepte zur Behandlung von Schwerhörigkeit. Er habe bedeutende Vorarbeit für die weitere anwendungsbezogene Erforschung seines Fachgebiets geleistet, so die Begründung der Stiftung.

Preis ist mit 300.000 Euro dotiert

Mit dem Ernst Jung-Preis für Medizin prämiert die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung jährlich Wissenschaftler und Projekte, die durch ihre Arbeit Fortschritte in der medizinischen Therapie vorbereiten. Der Preis ist mit 300.000 Euro dotiert und gehört europaweit zu den höchstdotierten in seiner Kategorie. Prof. Moser teilt sich Auszeichnung und Preisgeld des Jahres 2017 mit einem zweiten Preisträger, dem Strukturbiologen Prof. Nenad Ban vom Institut für Molekularbiologie und Biophysik der ETH Zürich. Die Verleihung findet am 19. Mai 2017 in Hamburg statt.

 

„Wir gratulieren Prof. Moser sehr herzlich zu dieser besonderen Auszeichnung. Das ist eine herausragende Anerkennung für seine langjährige, bemerkenswert innovative Hörforschung. Mosers Arbeiten zeichnet aus, dass er seine Forschung eng vernetzt mit Einrichtungen am Göttingen Campus auf- und ausgebaut hat. Als Universitätsmedizin sind wir sehr stolz darauf, dass Prof. Moser mit dem angesehenen Medizinpreis ausgezeichnet wird“, sagt Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstand Forschung und Lehre der UMG und Dekan der Medizinischen Fakultät.

Zahlreiche innovative Forschungsgebiete

Prof. Dr. Tobias Moser ist führend in der Erforschung der Synapsen im Innenohr und international an vorderster Spitze in der Erforschung der Physiologie und Pathophysiologie des Innenohrs. Wie werden Geräusche von unserem Gehör aufgenommen? Wie erhalten wir innerhalb weniger Sekundenbruchteile eine akustische Information? Schallwellen treffen auf das Ohr und werden von den Sinneszellen der Cochlea, den sogenannten Haarzellen, in elektrische Signale umgewandelt, die unser Gehirn wahrnehmen und verarbeiten kann. Diese blitzschnell ablaufenden, hochkomplizierten Prozesse der synaptischen Schallkodierung auf molekularer Ebene zu verstehen, ihre Pathologie zu untersuchen und Gentherapien zu entwickeln, sind die Forschungsziele von Prof. Tobias Moser und seiner Mitarbeiter. Als Vorreiter erarbeiteten sie wichtige Grundlagen auf dem Gebiet, das mittlerweile von weltweit mehr als 20 Arbeitsgruppen sehr aktiv erforscht wird. Darüber hinaus untersuchen die Wissenschaftler um Prof. Moser die spezialisierten auditorischen Synapsen des Hirnstamms, die Informationen sehr zuverlässig und mit hoher Geschwindigkeit übertragen. Seit 2008 leisten die Forscher zudem Pionierarbeit bei der Etablierung des optogenetischen Cochlea-Implantats. Ihre Erkenntnisse versprechen immense Verbesserungen in einer neu zu entwickelnden Generation von Innenohrimplantaten, bei denen die Fasern des Hörnervs mit Licht gereizt werden.

In seiner Forschung ist Prof. Moser eng vernetzt mit anderen Forschungseinrichtungen am Göttingen Campus. So leitet er in Göttingen die Arbeitsgruppe „Auditorische Neurowissenschaften und Optogenetik“ am Deutschen Primatenzentrum, die Arbeitsgruppe „Synaptische Nanophysiologie“ am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie sowie die assoziierte Arbeitsgruppe „Auditorische Neurowissenschaften“ am Max-Planck-Institut für Experimentelle Medizin.

Zur Person

Geboren 1968, studierte Tobias Moser Humanmedizin in Leipzig und Erfurt. Er wurde mit einer im Göttinger Labor des Leibniz- und Nobelpreisträgers Erwin Neher angefertigten Arbeit promoviert. In Nehers Abteilung am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie blieb er auch danach als Postdoktorand und Nachwuchsgruppenleiter. Parallel dazu begann er eine Facharztausbildung an der Universitätsmedizin Göttingen, an deren Universitätsklinikum er seit 2001 eine eigene Arbeitsgruppe, das „InnerEarLab“ leitet. Nach der Habilitation in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde 2003 wurde er 2005 zum Professor ernannt und hat seit 2007 einen eigenen Lehrstuhl inne. Nachdem er mehrere Rufe aus Deutschland und den USA abgelehnt hat, baut Prof. Moser seit 2015 in Göttingen ein neues Institut für Auditorische Neurowissenschaften an der UMG auf. Er ist Sprecher des seit 2011 geförderten Göttinger Sonderforschungsbereichs (SFB) „Zelluläre Mechanismen Sensorischer Verarbeitung“. Seit 2016 ist Tobias Moser Max Planck Fellow mit einer eigenen Arbeitsgruppe am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie (MPI-BPC) und am Max-Planck-Institut für Experimentelle Medizin (MPI-EM), beide in Göttingen.

Schwerhörigkeit ist die am weitesten verbreitete Störung der Sinneswahrnehmung, mit enormen sozioökonomischen Auswirkungen. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass 278 Millionen Menschen weltweit von Schwerhörigkeit betroffen sind. Daher besteht dringender Bedarf für ein besseres Verständnis der dabei beteiligten sensorischen Mechanismen und für die Entwicklung verbesserter Hör-Hilfen.

Der Ernst Jung-Preis für Medizin

Der Ernst Jung-Preis für Medizin zählt mit einem Preisgeld von 300.000 Euro zu den höchstdotierten Medizinpreisen Europas. Die 1967 gegründete Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung unterstützt mit dieser jährlich vergebenen Auszeichnung bereits seit 1976 Forschungsprojekte von Spitzenwissenschaftlern. (idw, red)

Hier gibt es mehr Informationen zur Stiftung. 

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