In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 480.000 Menschen an Krebs. Nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Tumorerkrankungen bundesweit die zweithäufigste Todesursache. Um schnell an neuen Therapiemöglichkeiten zu arbeiten, praktiziert die TUM einen umfassenden interdisziplinären Ansatz, bei dem die Ingenieurwissenschaften eine Schlüsselrolle spielen.
Der Fokus liegt nicht auf der Grundlagenforschung, sondern die neuen Erkenntnisse sollen schnell in die klinische Praxis übertragen werden, damit Patientinnen und Patienten davon profitieren können. Diese Translation war namensgebend für das Zentrum. Die räumliche Nähe zum Klinikum rechts der Isar, dem Universitätsklinikum der TUM, macht das möglich. Aus den Erfahrungen der Ärztinnen und Ärzte über individuelle Krankheitsverläufe können so neue Forschungsansätze gebildet werden und deren Ergebnisse wiederum direkt zur klinischen Anwendung gebracht werden.
Neue Blickwinkel für die Krebsforschung
Die Kernidee des Instituts ist der interdisziplinäre Austausch und die teamorientierte Forschung. Wenn Probleme in der Diagnose oder Therapie auftreten, werden diese direkt aus mehreren Blickwinkeln betrachtet. Vertreten sind Forscher aus Medizin, Ingenieurwissenschaften, Elektro- und Informationstechnologie, Informatik und Naturwissenschaften. „Die enormen Fortschritte der Digitalisierungstechnologien eröffnen ungeahnte Perspektiven für Patienten, was aber nur im Schulterschluss zwischen der Medizin und den Ingenieurwissenschaften realisierbar ist“, so TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann.
Das TranslaTUM bringt die Forschung und unterschiedlichen Wissenschaftskulturen aus den Fakultäten unter ein Dach. Die Forscher werden insbesondere Tumorerkrankungen des Knochenmarks und des Verdauungstrakts untersuchen. Erforscht wird unter anderem, was in Tumorzellen beim Erkennen und Weiterleiten von molekularen Signalen falsch läuft und wie sich Krebszellen und das Immunsystem gegenseitig beeinflussen. Daraus können die Wissenschaftler auf Merkmale schließen, die Krebszellen von gesundem Gewebe unterscheiden, was direkt in neue Bildgebungs- und Analysemethoden fließt. Somit entstehen hochempfindliche neue Verfahren, die nicht nur Größe und Aussehen bösartiger Tumoren, sondern auch Prozesse wie Zellteilung oder Zelltod detailliert im lebenden Objekt darstellen können.
Offene Räume und kurze Wege
Auf 5600m2 ist Platz für insgesamt 16 interdisziplinäre Forschergruppen. Das auf Offenheit ausgelegte Gebäude bietet neben den Labor- und Forschungsbereichen Kommunikationsflächen und Infrastruktureinrichtungen zum Austausch und die Erleichterung der täglichen Zusammenarbeit. In den sogenannten „Core Facilities“ werden Großgeräte bereitgestellt, die von allen Gruppen genutzt werden können. Die kreative, stimulierende Umgebung soll es ermöglichen, dass auch bei einer Tasse Kaffee neue Ideen entstehen können.
Die medizinische Fakultät war ein Hauptakteur in der Entwicklung der Forschungsprogrammatik und dem Bau des Gebäudes. Für den Dekan Prof. Peter Henningsen ist das TranslaTUM eine große Chance: „Im TranslaTUM werden neben den hervorragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auch erfahrene und fähige Ärztinnen und Ärzte arbeiten. Zusammen mit den technischen Disziplinen ergibt das ein zukunftsweisendes Dreigestirn, das in Deutschland einen Alleinstellungscharakter hat.“
Das TranslaTUM ist eine Schlüsselkomponente im Gesamtkonzept „Munich School of BioEngineering“ (gegr. 2015) der TUM: Hier werden Medizin, Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften auf vielfältige Weise vernetzt. „Diese Strategie ist bundesweit nur an der TUM mit ihrem umfassenden, differenzierten Fächerspektrum möglich“, erklärt Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann.
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