Die zunehmende Anzahl von Antibiotikaresistenzen machen Alternativen unumgänglich. Eine Möglichkeit, um neue Wirkstoffe zu entwickeln, sind die sogenannten Lantibiotika. Hiermit schützen sich die Bakterien selbst vor ihren Konkurrenten. Lantibiotika werden von grampositiven Bakterien gebildet und sind antimikrobielle Peptide, die ein sehr enges Wirkspektrum haben. Ein Vorteil gegenüber sogenannten Breitbandantibiotika, da sie nur spezifische Organismengruppen angreifen und keinen Einfluss auf die gesamte Bakterienflora haben.
Proof of concept
Die aktuelle Studie dient als „proof of concept“, erläutert Co-Autor Dr. Thomas Fließwasser: „Unsere Studie zeigt, wie durch einen spezifischen Wirkmechanismus, eine einzelne Bakteriengattung gezielt bekämpft werden kann.“ Das Forschungsteam des Universitätsklinikums Bonn, der Universität Bonn und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) entdeckte das neue Lantibiotikum Epilancin A37. Staphylokokken, typische Besiedler der Haut und Schleimhäute, produzieren es gegen ihren direkten Konkurrenten, die Corynebakterien. Bisher war wenig bekannt über Epilancine. „Wir konnten zeigen, dass Epilancine bei Staphylokokken weitverbreitet sind, was ihre ökologische Bedeutung unterstreicht“, sagt Erstautor Jan-Samuel Puls.
Staphylokokken und Corynebakterien sind ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Mikrobiota – der Gesamtheit aller Mikroorganismen wie Bakterien und Viren. Sie befinden sich vornehmlich in der Nase und auf der Haut, eng verbunden mit Gesundheit und Krankheit. Das neu entdeckte Epilancin deutet auf einen ausgeprägten Wettbewerb der beiden Spezies hin, da Staphylokokken es nur für den Kampf gegen Corynebakterien herstellen.
Eindringen, vermehren, zerstören
Die Forschenden konnten dieses Lantibiotikum nicht nur entdecken, sondern auch den Wirkmechanismus aufdecken. Epilancin A37 dringt in die Corynebakterien ein, um sie von innen heraus zu zerstören. In der Zelle häufen sich die antimikrobiellen Peptide A37 an und lösen dann gemeinsam von innen die Zellmembran auf und töten so das Corynebakterium ab.
Quelle: idw
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