Diabetes hat einen großen Einfluss auf den Körper und kann vieles Begleiterkrankungen mit sich bringen. Dazu gehören auch sogenannte diabetische Augenerkrankungen. Zur Diagnostik gibt es diverse Untersuchungen, z.B. eine Untersuchung der Retina mit Augenspiegel oder Lupensystemen, die Darstellung von Flüssigkeitsansammlungen, Blutgefäßen und Zellschichten der Netzhaut mit Fluoreszenzangiografie, optische Kohärenztomografie oder OCT-Angiografie. Doch auch die Diagnostik mittels KI entwickelt sich rasant weiter.Neu ist nun ein KI-Verfahren zur Abschätzung des kardiovaskulären Risikos bei Menschen mit Typ-2-Diabetes.
Prädiktor kardiovaskulärer Ereignisse
Eine diabetische Retinopathie gilt als Prädiktor für kardiovaskuläre Ereignisse und vorzeitigen kardiovaskulären Tod. Je weiter die Retinopathie fortgeschritten ist, desto höher ist das Risiko für Betroffene. Das KI-Modell kann das Netzhautscreening zur Vorhersage des Risikos nun vereinfachen und präzisieren. In der Studie waren Daten von mehr als 6000 Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes ohne vorherigen Herzinfarkt oder Schlaganfall inkludiert. Zentrale Endpunkte der Studie waren die Berechnung des 10-Jahres-CVD-Risikos und das Risiko für koronare Herzkrankheit, das primäre Studienziel die Zeit bis zum Auftreten des ersten schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignisses (kardiovaskulärer Tod, Myokardinfarkt oder Schlaganfall).
Bei mehr als 1000 Patientinnen und Patienten gab es einen Zusammenhang zwischen dem retinal vorhergesagtem 10-Jahres-Risiko und dem errechneten Score, jedoch nicht zur koronaren Herzkrankheit. Damit zeigt die Studie, dass mithilfe des Netzhautscreenings das Risiko eines schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignisses genau vorhergesagt werden kann. KI kann das Verfahren beschleunigen und das Retinopathie-Screening effektiv ergänzen.
Patientencompliance
„Viele Instrumente, die in der klinischen Routine standardisiert eingesetzt werden, auch z.B. Framingham oder andere Scores, sind zeitraubend. Und Zeit ist das, was [...] fehlt, worunter nicht selten die Sorgfalt in der Diagnostik leidet“, ergänzt Prof. Diethelm Tschöpe von der Stiftung DHG in Düsseldorf. Auf der Suche nach Netzhautschäden wird KI schon längst eingesetzt. Problematisch an der Vorhersage ist jedoch die Compliance der Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes. Nur etwa die Hälfte der Betroffenen nimmt die Vorsorgeuntersuchung alle zwei Jahre wahr. Meist erscheinen Patientinnen und Patienten erst, wenn das Stadium der Erkrankung bereits weiter fortgeschritten sei.
Quelle: idw
Artikel teilen