Multiple Sklerose: Nicht ausreichender Impfschutz

Zurückhaltung der behandelnden Hausarztpraxen
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Symbolbild für Multiple Sklerose
© freshidea/stock.adobe.com
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Eine Beobachtungsstudie hat gezeigt, dass Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose (MS) häufig nicht entsprechend der Fachempfehlungen geimpft sind. Und dies, obwohl eine besondere Gefahr für Infektionen besteht.

In Deutschland leben laut Deutscher Multiple Sklerose Gesellschaft mehr als 280.000 MS-Erkrankte. Jährlich wird bei mehr als 15.000 Menschen MS neu diagnostiziert. Frauen erkranken dabei etwa doppelt so häufig wie Männer. In der Regel wird die Erkrankung zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr festgestellt. Das Uniklinikum Jena gibt zu bedenken, dass gerade für diese Gruppe Impfungen zu den effektivsten Maßnahmen zum Schutz vor schweren Infektionen gehören. Denn wenn die Grunderkrankung immunvermittelt sei und deren Behandlung das Immunsystem schwäche, gewinne der Impfschutz noch einmal an Bedeutung. Die Behandlungsrichtlinien für chronisch-entzündliche Erkrankungen berücksichtigten dies und empfehlen, zeitlich abgestimmt mit den Behandlungszyklen und den jeweiligen Therapien, die vollständige Immunisierung auch gegen seltenere Infektionserkrankungen.

Impfung vor Einleitung einer Immuntherapie

Eine Studie des Uniklinikums Jena untersuchte jetzt, wie diese Empfehlungen bei Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose umgesetzt werden. Die MS-Betroffenen werden in der Regel in spezialisierten MS-Zentren oder neurologischen Praxen behandelt. Dafür stehen je nach Erkrankungsphase über 20 verschiedene Therapien und Wirkstoffe zur Verfügung, die unterschiedlich stark in das Immunsystem eingreifen. Neben den allgemein empfohlenen Standardimpfungen sollten MS-Erkrankte aber auch mit Impfungen speziell für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem geimpft sein. Die Immunisierung sollte möglichst vor der Einleitung einer Immuntherapie erfolgen.

Schlechte Impfquote bei MS-Erkrankten

Die Beobachtungsstudie erfasste in sechs spezialisierten MS-Behandlungszentren in unterschiedlichen Regionen in Deutschland den Impfstatus von knapp 400 Patientinnen und Patienten, ihren Informationsstand und ihre Einstellung zum Impfen. Befragt wurden auch die behandelnden Hausärztinnen und Hausärzte, die die Impfungen durchführen. Im Ergebnis hatten MS-Erkrankte nur gut die Hälfte der empfohlenen Standardimpfungen. In einer altersangepassten gesunden Vergleichsgruppe lag die Impfrate sogar leicht höher. Weniger als jeder fünfte MS-Erkrankte sei ausreichend gegen Gürtelrose, Grippe oder andere Atemwegserkrankungen geimpft gewesen. Das habe auch für MS-Patienten mit hochwirksamen immunsupprimierenden Medikamenten gegolten. Bezüglich ihrer Einstellung zum Impfen hätten sich die Gruppen nicht unterschieden, nur wenige zeigten eine skeptische Haltung.

Spezialisierte Impfzentren befürwortet

Anders sah es bei den 109 an der Studie teilnehmenden Hausarztpraxen aus: 82 Prozent gaben an, dass sie wegen möglicher Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit Medikamenten Bedenken haben, ihre MS-Patienten zu impfen. Diese Unsicherheit sei nachvollziehbar, da jede Hausarztpraxis im Durchschnitt nur weniger als zehn MS-Patienten betreue, so die Uniklinik Jena. „Wir hören sowohl von Hausärzten als auch von Patienten immer wieder Befürchtungen, dass Impfungen Schübe auslösen oder den Verlauf der MS verschlechtern könnten“, erläutert der Studienleiter PD Dr. Florian Rakers. „Dafür gibt es keinerlei Belege. Dass Infektionen die MS negativ beeinflussen können, ist dagegen gesichert.“ Der Neurologe schlägt deshalb vor, einige MS-Behandlungszentren als spezialisierte Impfzentren zu etablieren. Das könne dazu beitragen, dass Patientinnen und Patienten die leitliniengerechte Versorgung erhalten.

Literatur:
Schade P, Nguyen H-A, et al.: Vaccination coverage and its determinants in patients with multiple sclerosis - a multicenter cross-sectional study. Ther Adv Neurol Disord. 2025 Jan 24; 18: 17562864241309806, DOI: 10.1177/17562864241309806.

Quelle: idw/Universitätsklinikum Jena/DMSG

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