MTRA per Helikopter zu Schlaganfallpatienten

Interview mit MTRA Jozo Kajic zum Projekt „Flying Interventionalists“
Die Fragen stellte Ludwig Zahn.
MTRA per Helikopter zu Schlaganfallpatienten
Die „Flying Interventionalists“ auf dem Weg zu ihrem ersten Einsatz. © Michael Strobawe
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Für schwere Schlaganfälle gilt die Thrombektomie als Therapie der Wahl. Damit Patienten sie möglichst schnell erhalten, sendet das Klinikum Harlaching Neuroradiologen und MTRA in regionale Kliniken – per Helikopter.

Im Projekt „Flying Interventionalists“ (FIT) ist MTRA Jozo Kajic mit seinem Kollegen von Anfang an involviert. Seit Dezember 2014 arbeitet Jozo Kajic im Klinikum Harlaching als MTRA.  Kajic kommt aus Bosnien und hat sein Radiologietechnologiestudium in Zagreb (Kroatien) abgeschlossen. Er hat seine Anerkennung als MTRA nach fast zwei Jahren im Januar 2017 bekommen. Er leitet die Angio zusammen mit seinem Kollegen Herrn Milunovic seit 2017. Wir haben ihn zum Projekt FIT befragt.

Herr Kajic, Sie nehmen als MTRA am Projekt „Flying Interventionalists“ (FIT) in München teil. Können Sie den Leserinnen und Lesern das Projekt kurz vorstellen?

Das Projekt „Flying Interventionalists“ ist ein Projekt des Tempis- (Telemedizinisches Projekt zur integrierten Schlaganfallversorgung in der Region Süd-Ost-Bayern-)Programms. Es handelt sich um ein Pilotprojekt der akuten Schlaganfallbehandlung, in dem die Interventionalisten (Neuroradiologen) per Helikopter zum Patienten gebracht werden, um dort eine mechanische Thrombektomie durchzuführen. Die mechanische Thrombektomie ist ein neuroradiologisches interventionelles Verfahren, mit dem man mittels Katheter ein Blutgerinnsel aus den Arterien im Gehirn entfernen kann, um den Blutfluss wiederherzustellen. Auf diese Art versucht man Hirngewebe, welches noch nicht irreversibel geschädigt ist, durch die Wiederherstellung der Sauerstoffzufuhr zu retten. So können wichtige Funktionen im Gehirn erhalten werden, oder zumindest neurologische Defizite verringert werden.

Welche Aufgaben übernehmen Sie dabei konkret?

Meine konkreten Aufgaben, so wie die Aufgaben meiner Kollegen, beziehen sich auf die Materialvorbereitung vor der Intervention. Wir sorgen dafür, dass alle nötigen Katheter und sonstige Hilfsmittel vor Ort sind. In den Tempis-Kliniken müssen wir vor der Intervention unsere Angiosets vorbereiten, Katheter steril anreichen, sodass mit der Intervention so schnell wie möglich angefangen werden kann. Natürlich müssen wir auch steril assistieren können, den C-Bogen bedienen und insgesamt den Neuroradiologen so gut wie möglich unterstützen, damit die Intervention schnell und erfolgreich durchgeführt werden kann.

Die „Flying Interventionalists“ im Helikopter | © Klaus Krischock

Wie viele MTRA sind im Projekt mit eingebunden?

Im Klinikum Harlaching sind zurzeit fünf MTRA im Projekt aktiv.

Wie viele Kliniken sind derzeit am Projekt beteiligt?

Momentan arbeiten wir mit neun auswärtigen Kliniken. Die Kollegen von Tempis versuchen, noch mehr Kliniken in das FIT-Projekt zu involvieren, um so eine noch größere Fläche abzudecken, um unseren Patienten die beste Versorgung zu bieten.

Was wird neben dem Personal alles zur Zielklinik mit dem Helikopter transportiert?

Wir transportieren verschiedene Arten vom Kathetern, Drähten, Thrombektomie Devices und andere Hilfsmittel, die wir auch in unserem Angiosaal in Harlaching haben. Wir müssen bereit sein für alle Formen von Schlaganfällen und möglichen Komplikationen, die daraus entstehen können.

Das Projekt startete im Februar, wie sind Ihre persönlichen Erfahrungen/Eindrücke bisher und wie oft waren Sie im Rahmen des Projektes schon im Einsatz?

Ich war bis jetzt dreimal im Einsatz. Meine Eindrücke sind sehr positiv, weil meiner Meinung nach die Patienten jetzt noch mehr von der Behandlung profitieren. Es ist auch sehr interessant und spannend, an einem Projekt teilnehmen zu können, welches in ein paar Jahren der Standard für die akute Schlaganfallbehandlung sein könnte. Natürlich müssen wir die Ergebnisse der Studie abwarten, aber ich hoffe, dass es am Ende positive Ergebnisse bringt.

Wie schnell können Sie bei einem Abruf vor Ort in der Zielklinik sein? Wie viel Zeit lässt sich dadurch bei der Behandlung des Patienten sparen?

Das hängt davon ab, wo sich die Klinik befindet, doch aus der bisherigen Erfahrung sind wir in einem Zeitraum zwischen 15 und 35 Minuten vor Ort. Dadurch lassen sich bis zu 100 Minuten sparen und bei so einer Diagnose, in der „Time is Brain“ ist, ist das einer der wichtigsten Faktoren, welcher einen großen Einfluss auf das Endergebnis hat.

Lässt sich aus Ihrer Sicht mit diesem Angebot auch der Fachkräftemangel (gerade im ländlichen Bereich) abfedern?

Meiner Meinung nach nur teilweise. Es ist gut, wenn man durch so ein Projekt die Behandlung auch im ländlichen Gebiet anbieten kann, doch wenn man dies als eine Standardbehandlung anbieten wollte, bräuchte man Spezialisten vor Ort. Das bezieht sich auf alle, Ärzte, den Pflegebereich, MTRA und alle anderen im Gesundheitswesen.

Herr Kajic, vielen Dank.

Entnommen aus MTA Dialog 10/2018

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