Am Institut für Klinische Neuroimmunologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) konnte eine Studie zu MS mit eineiigen Zwillingen durchgeführt werden – eine wichtige Vergleichsgruppe, da eineiige Zwillinge identisch gleich sind und auch ähnlichen Umweltfaktoren ausgesetzt sind. Ein Zwilling war jeweils an Multipler Sklerose (MS) erkrankt, der andere nicht. Der gesunde Zwilling hat dennoch ein um 25 Prozent erhöhtes Risiko, ebenfalls an MS zu erkranken. So konnten in der Studie Hochrisikopatienten untersucht werden, bevor sich die Erkrankung bemerkbar macht.
CD8: Auslöser oder Folge?
Die zentrale Fragestellung drehte sich um bestimmte Immunzellen, sogenannte CD8-T-Zellen. Sie sind in Entzündungsherden im Gehirn von MS-Patienten vorhanden, doch bisher war unklar, ob sie Auslöser oder Folgeerscheinung der Erkrankung sind. Hierfür wurden CD8-T-Zellen aus Blut- und Nervenwasserproben der Zwillingspaare analysiert. Diese zeigen, dass auch bei Personen mit frühen Anzeichen von MS sich diese Zellen finden lassen. Die Zellen zeigen eine erhöhte Wanderungsfähigkeit, waren stark aktiviert und entzündungsfördernd. Damit konnte belegt werden, dass die CD8-T-Zellen migratorisch sind und sich auf den Weg ins zentrale Nervensystem machen.
Frühzeitige Anzeichen
Doch die CD8-T-Zellen zeigten sich nicht nur bei Menschen mit bereits diagnostizierter MS, sondern auch bei Personen, die keine klinischen Symptome aufweisen. Jedoch gab es bereits erste Anzeichen subklinischer Neuroinflammation: Entzündungen ohne klinische Symptome. Die Zellen spielen also schon in den frühesten Stadien der Erkrankung eine Rolle, noch bevor MS diagnostiziert wird.
CD8-T-Zellen scheinen daher als geeignete Kandidaten für neue Therapieansätze, um das Fortschreiten Multipler Sklerose zu verlangsamen oder zu verhindern, und auch als Diagnosemethode, um MS schon sehr früh festzustellen, bevor es zu irreversiblen Nervenschäden kommt.
Quelle: idw
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