Nach eineinhalbjähriger Bauzeit verfügen das Berliner Institut für Gesundheitsforschung/Berlin Institute of Health (BIH) und die Charité – Universitätsmedizin Berlin nun über eine deutschlandweit besondere Forschungsinfrastruktur am Charité Campus Virchow-Klinikum. In der Ära der Präzisionsmedizin spielen exzellente Biobankstrukturen eine entscheidende Rolle, denn um Ursachen und Mechanismen von Krankheiten erforschen zu können, benötigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler qualitativ hochwertige Biomaterialen wie Blut, Urin und Gewebeproben sowie umfangreiche klinische Informationen.
Die neue BIH-Charité-Biobank am Campus Virchow-Klinikum ist eine sogenannte „klinische Biobank“, die überwiegend Bioproben von Patientinnen und Patienten gewinnt, einlagert, verarbeitet und mit klinischen Informationen verknüpft. Sie ist das Bindeglied zwischen klinischer Versorgung und Wissenschaft und bietet zusätzliches Potenzial für die translationale Forschung in Berlin. „Mit der neuen Biobank haben wir die besten Voraussetzungen für die personalisierte Medizin der Zukunft und die datengetriebene medizinische Forschung“, sagt Professor Erwin Böttinger, Vorstandsvorsitzender des BIH. Datenschutz und Datensicherheit sowie die Wahrung von Persönlichkeitsrechten sind dabei eine Schlüsselvoraussetzung.
Vielfältige Lagerungsmöglichkeiten
Ein besonderes Kennzeichen der neuen Biobank sind die umfangreichen Möglichkeiten für die Probenlagerung: Das zweigeschossige Gebäude ist für die Aufnahme von mehr als zwei Millionen Proben unter standardisierten Bedingungen mit höchster Qualität konzipiert. Auf 500 Quadratmetern werden Bioproben in einem Temperaturbereich von +4°C bis -196°C gelagert. Durch die Anbindung an die Krankenversorgung besteht Zugriff auf Gewebeproben, verschiedene Arten von flüssigen Proben (u. a. Serum, Plasma, Urin, Liquor) und verarbeitete Biomaterialien wie DNA und RNA. Ein zusätzliches Tiefkühllager (-80°C) arbeitet vollautomatisch: Die Ein- und Auslagerung von Bioproben erfolgt 2D-Barcode-gesteuert.
Die Biobank hat sich insbesondere auf die automatisierte Nukleinsäureisolation spezialisiert. Dafür steht ein DNA-Extraktionsautomat zur Verfügung, der aus 32 großvolumigen Blut- oder Speichelproben pro Lauf DNA extrahieren kann. Mehrere Präparate-Scanner dienen der Digitalisierung von histologischen Schnitten, von denen hochaufgelöste Bilder angefertigt und den Forschenden online zur Verfügung gestellt werden können.
Grundlage für personalisierte Medizin
„Der Neubau der Biobank ist ein enorm wichtiger Schritt für die Charité, das BIH und damit für Berlin, denn Biobanken sind wichtige Sammlungen von Biomaterialen, um Krankheitsursachen und -verläufe zu studieren, sie besser vorhersagen und neue personalisierte Therapien entwickeln zu können“, sagt Professor Axel Radlach Pries, Dekan der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Insbesondere für Fragen der personalisierten Präzisionsmedizin, bei der es um die Identifikation therapierelevanter Untergruppen mit Hilfe von Biomarkern geht, sind umfangreiche und gut charakterisierte Datensätze notwendig.
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