Modellstudiengänge sollen zu regulären Studiengängen werden
Anlass für die Debatte beim Hauptstadtkongress in Berlin ist das Auslaufen der Modellklauseln in den Berufsgesetzen der Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden sowie der Hebammen. Diese wurden 2009 eingeführt, sie sind bis Ende 2017 befristet. Die Modellklauseln erlauben neben der fachschulischen auch eine akademische Ausbildung. Davon verspricht sich der Gesetzgeber eine Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung. Bis spätestens Mitte 2017 muss der Deutsche Bundestag darüber entscheiden, ob und wie die derzeit bundesweit rund 20 Modellstudiengänge in reguläre Studiengänge übergehen sollen. Ohne die Reform können letztmalig zum Wintersemester 2017 Studierende aufgenommen werden. Die Hochschulen, die diese Studiengänge eingeführt haben, darunter auch die Hochschule Fresenius, drängen auf Planungssicherheit für ihre Studierenden und Lehrenden.
Vor diesem Hintergrund diskutierten auf dem Hauptstadtkongress am Stand der apo-Bank die vier Gesundheitsexperten: Prof. Dr. Axel Ekkernkamp, Direktor des Unfallkrankenhauses Berlin, Davina Krenz, Physiotherapeutin MA, Leiterin der Physiotherapie-Praxis medicos-Auf Schalke sowie die beiden Bundestagsabgeordneten und Mitglieder des Gesundheitsausschusses, Dr. Roy Kühne (CDU) und Bettina Müller (SPD).
Einigkeit in der Runde
Dabei herrschte schnell Einigkeit in der Runde, dass die Modellklauseln nicht einfach verlängert, sondern abgeschafft werden sollen – zu Gunsten von regulären Studiengängen. Die Bundestagsabgeordneten warten auf eine Bewertung der Modellstudiengänge in einem Bericht des Bundesgesundheitsministeriums, der seit fast einem halben Jahr überfällig ist. Nach der Sommerpause sollen die Beratungen dann beginnen, eine Entscheidung soll noch vor der Bundestagswahl im Herbst 2017 fallen. Inwieweit bis dahin auch die Berufsgesetze reformiert werden, blieb offen; das ist Ländersache.
Augenhöhe durch Akademisierung?
„Wir brauchen die Akademisierung, damit Augenhöhe entsteht“, sagte MdB Dr. Kühne. Augenhöhe vor allem mit Medizinern, die sich bislang vielfach einer Aufwertung der Therapieberufe widersetzen. Prof. Dr. Ekkernkamp forderte seine Kollegen auf, sich offener zu zeigen: „Letztlich geht es um die bestmögliche Versorgung der Patienten. Die Qualität ist entscheidend.“ In der Praxis, etwa wenn sie Bundesligaprofis vom FC Schalke 04 behandelt, erlebt die Physiotherapeutin Davina Krenz täglich, wie gut sich die fachschulisch und hochschulisch ausgebildeten Therapeuten ergänzen. „Es geht sehr gut zusammen.“
Politik ist in der Pflicht
Weltweit sind akademisch ausgebildete Therapeuten im Einsatz, Deutschland soll nun an den internationalen Standard aufschließen. „Die Politik ist in der Pflicht“, sagte MdB Dr. Kühne, selbst Physiotherapeut. Die Hochschulen, die Modellstudiengänge anbieten, werden den Prozess eng verfolgen. (HS Fresenius, red)
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