Mikroplastik ist inzwischen überall zu finden, selbst im menschlichen Körper werden Mediziner fündig. Und die Auswirkungen sind noch gar nicht abzuschätzen. Da Mikroplastik auch im Abwasser vorkommt und nach heutigem Stand der Technik in Kläranlagen noch nicht vollständig entfernt werden kann, sind neue Lösungsansätze gefragt. Abhilfe könnte das Forschungsprojekt PlasticWorms der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) schaffen.
Technologie in der Praxis erproben
Prof. Dr. Sabine Grüner-Lempart, Inhaberin der HTA-Forschungsprofessur „Sustainable Bioengineering“ an der Fakultät Bioingenieurwissenschaften, ist es zusammen mit ihrem Team gelungen, durch den Einsatz von Würmern und Mikroorganismen in einem biologischen Verfahren Mikroplastik abzubauen Die entwickelte Technologie soll nun in einer Kläranlage in der Praxis erprobt und optimiert werden, um sich als ideale Ergänzung zu den bisherigen drei Reinigungsstufen in Kläranlagen zu etablieren.
Ziel ist eine schadstofffreie Biomasse
Der Abbau von Mikroplastik erfolgt in einem Biorieselbettreaktor, der natürliche Lavasteine aus der Vulkaneifel enthält. Deren poröse Oberfläche bietet einen optimalen Lebensraum für Mikroorganismen und Würmer. Bakterien und Pilze bilden dort einen Biofilm, der als Grundlage für den Abbau des Mikroplastiks dient. Zusätzlich werden Würmer wie Egel oder Fadenwürmer eingesetzt, die in Symbiose mit den Mikroorganismen leben. Die Würmer übernehmen die Vorzerkleinerung der Kunststoffpartikel, während die Mikroorganismen den Kunststoff in seine molekularen Bestandteile zerlegen. Das Ziel der Forscher: schadstofffreie Biomasse und mikroplastikfreies Wasser für Mensch und Umwelt.
Pilotanlage soll ab Juli eingesetzt werden
Im Labormaßstab sei bereits gezeigt worden, dass der biologische Abbau von Mikroplastik funktioniert. Der Kooperationspartner ZWT Wasser- und Abwassertechnik GmbH aus Bayreuth konstruiert aktuell eine Pilotanlage im industriellen Maßstab von fünf Kubikmetern. Diese werde voraussichtlich ab Juli 2024 in der Kläranlage Petershausen (Landkreis Dachau) eingesetzt. Die innovative Technologie basiere ausschließlich auf natürlichen Materialien, Prozessen und Lebewesen und habe damit das Potenzial, sich als nachhaltiges Standardverfahren in Kläranlagen zu etablieren und langfristig Mensch und Umwelt durch mikroplastikfreies Wasser zu schützen, so die Projektverantwortlichen.
Ein Video zum Projekt "PlasticWorms" finden Sie hier.
Quelle: idw/Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
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