Diabetes oder Bluthochdruck können den Herzmuskel so stressen, dass er verdickt oder versteift. Betroffene mit solch einer „diastolischen“ Herzschwäche leiden oft unter Luftnot. In einer internationalen klinischen Studie haben Herzforscher jetzt ein mögliches neues Behandlungsverfahren überprüft. Eine implantierte Spange hält einen zuvor per Katheter gesetzten Verbindungskanal zwischen linker und rechter Vorkammer im Herz offen und lindert so die Auswirkungen der Herzmuskelschwäche. Das neue Verfahren soll Menschen mit einer diastolischen Herzschwäche mehr Luft und damit Erleichterung im Alltag bringen.
Koordiniert wurde die Studie von Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie und Vorsitzender des Herzzentrums der Universitätsmedizin Göttingen. An der Studie nahmen 21 Zentren aus zehn Ländern teil (England, Niederlanden, Tschechien, Belgien, Frankreich, Deutschland, Österreich, Dänemark, Australien und Neuseeland). Die Ergebnisse wurden gerade erst veröffentlicht.
Neue Möglichkeit der Behandlung
An der Studie nahmen 64 Patienten mit einer diastolischen Herzschwäche teil. Bei dieser Form der Herzschwäche ist die Füllung des Herzens durch Vorerkrankungen gestört. Der Herzmuskel ist dabei in seiner Funktion so beeinträchtigt, dass Blut in die Lunge zurückgestaut wird. Luftnot ist die Folge. Für diese Form der Herzschwäche gibt es bisher keine gesicherte Therapie. Die veröffentlichte Studie zeigt nun eine neue Möglichkeit zur Behandlung auf. Mithilfe eines Herzkatheters wird dafür ein Verbindungskanal zwischen der linken und rechten Vorkammer hergestellt und durch eine implantierte Spange offen gehalten.
Dadurch fällt der erhöhte Druck in der linken Vorkammer bei verdicktem oder versteiftem Herzmuskel ab und der Rückstrom in die Lunge wird reduziert. Die Herzforscher konnten belegen, dass das neue Katheterverfahren sicher ist. In den ersten sechs Monaten nach Einsetzen der Spange sind bei den so versorgten Patienten der Studie keinerlei ernsthafte Komplikationen aufgetreten. Die Betroffenen hatten weniger Beschwerden, konnten eine längere Gehstrecke zurücklegen und sich besser belasten.
Überlegenheit muss noch gezeigt werden
„Die Studie zeigt, dass das Verfahren eine neue Behandlungsmöglichkeit darstellt. Jetzt muss eine größere Studie mit einem Vergleichskollektiv von Patienten, die konventionell behandelt werden, die Überlegenheit des neuen Verfahrens zeigen. Erst dann kann das Verfahren zur routinemäßigen Behandlung von Patienten eingesetzt werden", sagt Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Erst-Autor der Publikation. (idw, red)
Hintergrundinformationen:
Herzschwäche oder „Herzinsuffizienz“ ist eine der häufigsten Diagnosen bei stationären Krankenhausbehandlungen. In Deutschland leiden rund zwei von 100 Menschen unter der Erkrankung. Bei einer Herzinsuffizienz ist die Pumpfunktion des Herzens gestört. Die Folgen sind verminderte Leistungsfähigkeit und Luftnot bei den betroffenen Patienten. Die Herzschwäche kann dabei durch zwei unterschiedliche Mechanismen zustande kommen, die etwa gleich häufig auftreten:
- Die Auswurfleistung des Herzens ist gestört. Dies passiert z. B. nach einem Herzinfarkt, wenn das verbleibende Herzgewebe nicht mehr ausreicht, um das Blut aus dem Herzen in den Körper zu fördern. Diese Form der Herzschwäche wird als „systolische Herzinsuffizienz“ bezeichnet.
- Bei einer weiteren Form der Herzschwäche ist die Füllung des Herzens gestört, weil der Herzmuskel z. B. infolge von Bluthochdruck oder Diabetes verdickt und versteift ist. Dadurch kommt es zum Rückstau des Blutes in die linke Vorkammer. Blut gelangt von dort in die Lunge und verursacht die Luftnot. Hier spricht man von einer „diastolischen Herzinsuffizienz“.
Für die systolische Herzinsuffizienz gibt es wirksame Behandlungsverfahren. Für die diastolische Herzinsuffizienz steht bislang keine gesicherte Therapie zur Verfügung.
Prof Gerd Hasenfuß, Prof Chris Hayward, Dan Burhoff, MD et al.: A transcatheter intracardiac shunt device for heart failure with preserved ejection fraction (REDUCE LAP-HF): a multicentre, open-label, single-arm, phase 1 trial. The Lancet, Vol. 387, No. 10025, p1298.
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