Mehr Kriebelmücken in Deutschland

Verbreitungsgebiete untersucht
mg
Kriebelmücke
© Dorian Dörge
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Unscheinbar und klein wirken Kriebelmücken zunächst recht harmlos. Doch ihre Bisse sind äußerst unangenehm und können allergische Reaktionen hervorrufen. Forschende untersuchten nun das Verbreitungsmuster in vier Bundesländern.

Sie gehören zu den sogenannten Poolsaugern: weibliche Tiere stechen den Wirt nicht, sondern raspeln die Haut mit scharfen Zähnchen auf und nehmen den sich dort bildenden Bluttropfen auf. Hierfür bringen sie gerinnungshemmende und betäubende Substanzen in die Wunde ein, wodurch schwerwiegende allergische Reaktionen ausgelöst werden können oder auch bakterielle Sekundärinfektionen. Zudem können die kleinen fliegenden Sauger Krankheitserreger übertragen, darunter der Erreger Nematode Onchocerca volvulus – Auslöser für die sogenannte Onchozerkose („Flussblindheit“). Weltweit verloren hierdurch bereits mehr als eine Million Menschen ihr Sehvermögen.

Forschende der Goethe-Universität und des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums in Frankfurt untersuchten nun die Verbreitungsmuster der Kriebelmücke in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen. „In Deutschland wurden bisher 57 Kriebelmückenarten beschrieben. Anhand von 1.526 Datensätzen aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen haben wir die zwölf häufigsten dort heimischen Arten in drei biogeografische Gruppen unterteilt: Arten, die an Gewässeroberläufen leben, über verschiedene Landschaften weit verbreitete Arten und Tieflandarten“, erläutert Erstautorin Sarah Cunze von der Goethe-Universität Frankfurt. 

Aufgrund ihrer unterschiedlichen Einteilungen lassen sich für diese drei Arten unterschiedliche Populationsentwicklungstrends vorhersagen. Die Gruppe, dessen Verbreitungsschwerpunkt sich an Gewässeroberläufen befindet kann als potentiell gefährdet eingeschätzt werden aufgrund steigender Temperaturen und zunehmend chemischer Belastung von Gewässern.

Die dritte Gruppe der Tieflandarten beinhaltet auch veterinär- und humanmedizinisch relevante Kriebelmückenarten. Diese zeichnen sich insbesondere durch ihre hohe Toleranz gegenüber durch Menschen verursachte Veränderungen aus. Stattdessen können sie hierdurch gefördert werden und häufiger auftreten. Medizinisch relevante Arten zeichnen sich außerdem durch ein aggressives Stechverhalten aus und treten häufig in sehr hoher Zahl auf.

Das Massenauftreten wird verursacht durch einen synchronisierten Schlupf der im Wasser lebenden Larven. Nachbarländer wie Polen reagieren hierauf, indem das „Vieh in Gebieten mit bekanntermaßen hohem Vorkommen während der betreffenden Zeiträume nur im Stall gehalten oder nur nachts auf die Weide gelassen wird. Zukünftige höhere Temperaturen könnten zu verkürzten Entwicklungszeiten, zu mehr Generationen pro Jahr und damit insgesamt zu einem häufigeren Auftreten von Kriebelmücken führen“, fügt Cunze hinzu.

In folgenden Studien möchte das Team die bisherige Arbeit empirisch untermauern und mithilfe von Labortests erklären, inwiefern die Arten der Kriebelmücke in der Lage sind Erreger für Infektionskrankheiten zu übertragen.

Literatur:
Sarah Cunze, Jonas Jourdan, Sven Klimpel (2024): Ecologically and medically important black flies of the genus Simulium: Identification of biogeographical groups according to similar larval niches, Science of The Total Environment, Volume 917, 2024, 170454, DOI: 10.1016/j.scitotenv.2024.170454

Quelle: Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum

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