Marburg: Grundsteinlegung für neues Hochsicherheitslabor

Marburg Centre for Epidemic Preparedness
lz
Visualisierung des  Marburg Centre for Epidemic Preparedness
Die Visualisierung zeigt den künftigen Forschungsbau des Marburg Centre for Epidemic Preparedness © HWP Planungsgesellschaft, Stuttgart/Uni Marburg
Newsletter­anmeldung

Bleiben Sie auf dem Laufenden. Der MT-Dialog-Newsletter informiert Sie jede Woche kostenfrei über die wichtigsten Branchen-News, aktuelle Themen und die neusten Stellenangebote.


* Pflichtfeld

Auf dem Campus Lahnberge der Philipps-Universität Marburg wurde der Grundstein für das neue Marburg Centre for Epidemic Preparedness gelegt. Das BSL-4 Labor soll das alte ergänzen.

Aktuell ist durch den Ausbruch des Marburg-Virus in Ruanda der Name der Stadt wieder in aller Munde. Im Jahr 1967 führte der Ausbruch des von Affen übertragenen und für den Menschen tödlichen Virus dazu, die Erforschung von hochpathogenen Viren an der Universität Marburg fest zu etablieren und in den folgenden Jahrzehnten konsequent auszubauen. Von den vier deutschen BSL-4 Laboratorien sind drei an Bundes- bzw. Landesministerien angesiedelt, nur das Marburger Labor wird von einer Universität betrieben. Nun wurde es Zeit für einen Neubau des Hochsicherheitslabors. Im Beisein des Hessischen Wissenschaftsministers Timon Gremmels legte die Philipps-Universität Marburg am Montag den Grundstein für das „Marburg Centre for Epidemic Preparedness“. Das neue Labor der höchsten Sicherheitsstufe (biosafety level, kurz BSL-4) soll bis Ende 2026 in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem bestehenden BSL-4 Labor auf dem Campus Lahnberge entstehen. Das bestehende Hochsicherheitslabor (BSL 4-Labor) erreichte besonders in Zeiten von Virusausbrüchen aufgrund einer drastisch gestiegenen Anzahl an Forschungs- und Entwicklungsarbeiten seine räumlichen Kapazitäten. Neue Technologien erfordern zusätzlichen Raum und der wachsende Bedarf an Mitarbeitenden, die unter diesen Bedingungen arbeiten können, hat den Platzbedarf weiter erhöht. Der Wissenschaftsrat hatte sich im April 2021 für das Projekt ausgesprochen und den Bau des MCEP zur Förderung empfohlen. Der Bund investiert etwa 19 Millionen Euro in den Forschungsbau, das Land Hessen fördert das Projekt mit rund 27 Millionen Euro. Die Gesamtkosten für das neue Forschungslabor werden auf etwa 46 Millionen Euro veranschlagt. Hinzu kommen noch einmal rund 4,6 Millionen Euro für Erstausstattung und Großgeräte. Das bestehende BSL-4 Labor soll nach der Fertigstellung des Neubaus nach langjährigem Betrieb generalüberholt und anschließend weiter für die Forschung genutzt werden.

Bewältigung großer epidemischer Krisen

Die Bedeutung dieser Investition in die Zukunft der virologischen Forschung hatte Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels betont: „In einer Zeit, in der globale Gesundheitskrisen uns vor nie dagewesene Herausforderungen stellen, ist die Forschung zu Epidemien und deren Prävention von zentraler Bedeutung für uns alle. Das ‚Marburg Centre for Epidemic Preparedness‘ wird als Zentrum für herausragende wissenschaftliche Arbeit und innovative Forschungslösungen dazu beitragen, die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaft gegen zukünftige Epidemien zu erhöhen. Mit der heutigen Grundsteinlegung für das MCEP markieren wir nicht nur den Beginn eines neuen Bauprojekts, sondern symbolisieren auch den Aufbruch in eine neue Ära der Gesundheitsforschung, und schaffen für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre wichtige Arbeit den dringend benötigten Raum an Forschungsflächen mit den entsprechend modernen Technologien.“ Uni-Präsident Prof. Dr. Thomas Nauss dankte dem Bund und dem Land Hessen für die großzügige Unterstützung. „Ich freue mich sehr, dass die Spitzenforschung an hochpathogenen Viren, die hier in Marburg seit vielen Jahren höchst erfolgreich geleistet wird, diese Anerkennung erhält. Die Förderung ermöglicht es der Marburger Virologie auch in den kommenden Jahren auf höchstem Niveau mit Grundlagenforschung und Transfer zur Bewältigung großer epidemischer Krisen beizutragen.“

‚Haus im Haus Bauweise‘ zur Sicherheit

Der Direktor des Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen (LBIH), Thomas Platte betonte: „Der anspruchsvolle Neubau des Hochsicherheitslabors stellt sozusagen eine ‚Haus im Haus Bauweise‘ dar. Im geplanten Gebäude wird ein extra abgeschlossener Laborbereich realisiert, der für maximale Sicherheit ausgelegt ist – analog zur Konstruktion des seit fast zwei Jahrzehnten ohne Zwischenfälle betriebenen BSL-4-Labors in unmittelbarer Nachbarschaft. Dabei fließen etwa 70 Prozent der Gesamtbaukosten in die dafür erforderliche technische Ausstattung. Das Projekt ist für die Wissenschaft von großer Bedeutung. Besonderer Dank gilt daher allen Beteiligten, die den Bau mit ihrem Engagement und ihrer Expertise vorantreiben.“

Rund 400 Quadratmeter Laborfläche

„Die neuen Räume und die bessere Geräteausstattung sind eine wesentliche Grundlage, um unsere Forschung weiter voranzubringen“, sagte der Leiter des Marburger Instituts für Virologie, Prof. Dr. Stephan Becker. „Diese Investition in die Zukunft der virologischen Forschung ermöglicht es uns künftig auf dem neuesten technischen Stand und unter verbesserten Bedingungen an epidemischen und pandemischen Viren zu forschen. Das neue Labor wird auch dazu beitragen, dass wir besser auf gesundheitliche Notlagen vorbereitet sind.“ Mit dem neuen Laborgebäude stehen den Forschenden künftig rund 400 Quadratmeter Laborfläche zur Verfügung. Das Labor selbst nimmt lediglich eine Etage (Ebene +1) ein, die weiteren Stockwerke sind den aufwendigen technischen Anlagen der Laborinfrastruktur vorbehalten. Photovoltaikmodule auf dem Dach und an den Ost- und Südfassaden tragen dazu bei, dass die Stromversorgung des Gebäudes in höchst möglichem Maß durch erneuerbare Energiequellen gesichert wird.

Neuester Stand der Technik

Das neue Laborgebäude werde zum Schutz von Beschäftigten und Umwelt nach den strengen Anforderungen der geltenden Sicherheitsverordnungen und auf dem neuesten Stand der Technik ausgeführt. Sämtliche Arbeitsbereiche seien so konzipiert, dass bei etwaigen technischen Störungen alle wichtigen Systeme weiterlaufen könnten und auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschützt seien, so die Verantwortlichen. Die Arbeit der Forschenden findet im sogenannten Containment-Bereich in Vollschutzanzügen mit externer Luftversorgung statt. Für den Entwurf zeichnet das Stuttgarter Büro HWP Planungsgesellschaft verantwortlich. Die Projektleitung und -steuerung übernimmt der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH).

Quelle: Uni Marburg

Artikel teilen

Online-Angebot der MT im Dialog

Um das Online-Angebot der MT im Dialog uneingeschränkt nutzen zu können, müssen Sie sich einmalig mit Ihrer DVTA-Mitglieds- oder Abonnentennummer registrieren.

Stellen- und Rubrikenmarkt

Möchten Sie eine Anzeige in der MT im Dialog schalten?

Stellenmarkt
Industrieanzeige