Lebensbegleitendes Lernen – „Personal Competencies“
Nicht intendiertes Lernen passiert nebenbei. Oftmals intentional, das heißt ohne Lernabsicht. Kompetenzen werden dabei erworben, ohne dass deren Herkunft später genau nachvollziehbar wäre. Beispielhaft dafür sind unsere Handlungskompetenzen im zumeist selbstverständlichen und sicheren Umgang mit den sogenannten „Kulturtechniken“, jenen Fähigkeiten also, die uns durch Erziehung vermittelt worden sind oder deren (Selbst-)Aneignung – wie Lesen, Schreiben, Rechnen – uns einen Austausch, nicht zuletzt auch im digitalen Miteinander, erst ermöglichen [1].
Personal- und Organisationsentwickler/-innen wollen zumeist, neben der systemischen Potenzialentwicklung persönlicher Ressourcen von Mitarbeiter/-innen, vielfach als Zugewinn auch die Organisation selbst noch optimieren. Sie stellen das Selbstmanagement der Mitarbeitenden sowie Bereitschaft und Fähigkeit zur Selbstreflexion in den Fokus deren persönlicher Lernerfahrungen. Damit soll den Mitarbeitenden ein Zugang zur eigenen Individualität ermöglicht werden. Soft Skills, zu denen methodische, soziale und personale Kompetenzen zählen, werden in Abgrenzung zu den Hard Skills reflektiert [2]. Spiegeln die Ersteren Fähigkeiten, Eigenschaften und Verhaltensweisen einer Person und ihren Umgang mit sich selbst wider, so verweisen die Letztgenannten auf nachweisbare Fakten, wie unter anderem Sprachkenntnisse, Studienabschlüsse beziehungsweise Fort- und Weiterbildungen mit Zertifikatsabschluss. Eigene Bedürfnisse sollen analysiert und im Kontext mit Erfordernissen, Machbarkeiten, Haltungen, Einstellungen und eigenen Wünschen reflektiert und daraus eine Entscheidung zum weiteren Kompetenzerwerb getroffen werden [3, (S. 37)].
Bereits in den 1980er-Jahren definierte Rolf Arnold, Professor für Pädagogik (TU Kaiserslautern) dazu sein Modell pädagogischer Handlungskompetenzen in vier Teilaspekten [3, (S. 36, 40)]: „Umgang mit berufsethischen Handlungsnormen, Umgang mit sich selbst, Umgang mit anderen, Umgang mit systematischem Wissen.“ Diese Teilaspekte sind essenzieller Bestandteil einer systemischen Erwachsenenbildung, die auch eine pädagogische Professionalisierung betrieblichen Lernens intendiert. Subjektiv ist dabei der „innere Ort des Erkennens und Veränderns zentral“[3, (S. 34)]. In der Übertragung auf berufliche Kontexte in den Gesundheitsfachberufen stünde dabei in erster Linie eine Antizipation der eigenen Berufstätigkeit im Vordergrund. Im Weiteren könnte es darum gehen, sich mit den persönlichen Zielen in einer Weiterbildung auseinanderzusetzen, um zunächst für sich selbst zu klären, ob es „weiche“ oder „harte“ Faktoren sein sollen, die weiterentwickelt und durch den Erwerb weiterer Kompetenzen ergänzt werden sollen. Um anschließend den Anforderungen an die eigene Rolle beziehungsweise die eigene Fachlichkeit oder den Bedürfnissen an ein kooperatives, berufsgruppenübergreifendes Miteinander der eigenen beruflichen Profession angemessener begegnen zu können. Geht es in einem lebensbegleitenden Lernprozess doch auch darum, die generelle persönliche Einsatzfähigkeit und das eigene Entwicklungspotenzial langfristig zu sichern [2]. Für eine Welt, die Antworten erwartet auf Fragen, die heute noch gar nicht gestellt worden sind.
Literatur
Kulturtechnik. www.duden.de (last accessed on 11 July 2022).
Mai J: Soft Skills. 2021, www.karrierebibel.de (last accessed on 11 July 2022).
Schlüter A: Biographisches Lernen als Bestandteil des Studiums zur Professionalisierung der Erwachsenenbildung? REPORT Zeitschrift für Weiterbildungsforschung, 31. Jahrgang, Heft 4/2008, S. 34, 36, 37, 40.
Entnommen aus MTA Dialog 10/2022
Artikel teilen