Laboratoriumsmedizin: Trägerschaft und Qualität der Leistungserbringung

Gutachten vorgestellt
lz
Zusammenhang zwischen der labormedizinischen Versorgungsqualität und der Trägerschaft
Inwieweit besteht ein Zusammenhang zwischen der labormedizinischen Versorgungsqualität und der Trägerschaft von Laboren in der Medizin? momius, stock.adobe.com
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Immer wieder werden von Teilen der Politik die MVZ-Strukturen der fachärztlichen Labore infrage gestellt. Für Rückenwind für eine Vielfalt der deutschen Laborlandschaft sorgt eine vom ALM e.V. in Auftrag gegebene Studie.

Neben den guten Erfahrungen und allgemeinen positiven Wertschätzungen gerade in der COVID-19-Pandemie kocht immer wieder die Diskussion um die Ökonomisierung der Medizin hoch, insbesondere im Zusammenhang mit größeren MVZ-Strukturen und hier im speziellen solche mit Private-Equity-Beteiligungen. Private-Equity-Gesellschaften sind heute zunehmend am Gesundheits- und speziell auch am Laborbereich interessiert, was sich u. a. mit dem Wachstumspotenzial und der relativ sicheren Refinanzierung begründen lässt. Die Akkreditierten Labore in der Medizin haben sich im Jahr 2019 mit den Themen „Ökonomisierung“ und „angestellte Ärzte/-innen als freiberuflich Tätige“ aktiv auseinandergesetzt und im Pandemie-Jahr 2020 eine wissenschaftliche Studie beauftragt, die erstmals ein klares Bild der Laborlandschaft zeigt und speziell die Zusammenhänge zwischen Trägerschaft von Laboren und Qualität der Versorgung als Fragestellung bearbeitet. Die Forschungsfrage lautete: „Inwieweit besteht ein Zusammenhang zwischen der labormedizinischen Versorgungsqualität und der Trägerschaft von Laboren in der Medizin?“ Diese Frage stellten die Autoren der Studie, das Leipziger WIG2-Institut und das Kölner Versorgungsforschungsinstitut figus GmbH. Vorgestellt wurden die Ergebnisse auf einer Pressekonferenz des Verbands der Akkreditierten Labore in der Medizin ALM e.V.

„Wir danken den Autoren/-innen der Studie, dass sie die Aufgabe übernommen haben, einen Überblick über die gesamte Laborlandschaft zu erstellen und dieser Fragestellung nachzugehen, sagte Dr. Michael Müller bei der Vorstellung der Studie. Schon die arbeitsintensive Zusammenstellung einer eigenen Datenbank sowie die umfassende, systematische Recherche zur Aufstellung des Indikatoren-Sets zur Messung der Prozessqualität seien ein absoluter Mehrwert. „Damit leisten wir einen wertvollen Beitrag zur gegenwärtig verstärkt geforderten Transparenz des Laborbereichs und schaffen einen Ausgangspunkt für zukünftige Forschungsarbeiten“, ergänzte Wolf Kupatt, Vorstand im ALM e.V. und Sprecher der AG Strategie.

„Besonders wichtig für uns ist aber, dass die Studie strukturiert belegt, was die im ALM e.V. vertretenen Labore schon sehr lange als empirischen Ansatz vertreten: Die vernetzt arbeitenden Labore, vielfach in Verbundstrukturen organisiert, haben durch ihre in größeren Einheiten standardisierten Prozessabläufe, höheren Kapazitäten und effizienten gegenseitigen Unterstützung bei Engpässen, schnellen Reaktionsmöglichkeiten, beispielweise bei kapitalintensiven Investitionen oder medizinischem Bedarf wie der Virus-Genomsequenzierung, gezeigt, dass sie der pandemiebedingten Stress-Situation und Dauerbelastung sehr gut standhalten konnten.“

Konkrete Ergebnisse der Studie:

  • Anhand der identifizierten laborfachärztlichen Labore wird ersichtlich, dass die Praxisform MVZ in Ausprägung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) eine besondere Rolle in der laborfachärztlichen Versorgung einnimmt.
  • Die für diese Studie eigens aufgebaute Datenbank mit 570 Laboren (496 laborfachärztliche Labore) leistet einen Beitrag zur gegenwärtig verstärkt geforderten Transparenz des Laborbereichs. Insgesamt wurden 496 Labore ermittelt, die mindestens einen Facharzt/eine Fachärztin für Laboratoriumsmedizin einbinden. Die überwiegende Mehrheit dieser laborfachärztlichen Labore ist als MVZ organisiert.
  • Argumentativ kann die vorliegende Studie die Aussagen des BMG-Gutachtens (Ladurner et al., 2020) stützen, dass kein kausaler Zusammenhang zwischen der Trägerschaft und der Qualität der Leistung nachgewiesen werden kann. Die Größe der fachärztlichen Labore und Verbünde kann vielmehr einen Vorteil darstellen.
  • Ordnungspolitik: Je höher der (regulativ gewünschte) Anteil privater Investitionen in einem Markt ist, desto wichtiger werden wettbewerbliche Rahmenbedingungen
  • Im Rahmen der Studie entsteht die Schlussfolgerung, dass die Qualität labormedizinischer Leistungserbringung momentan vor allem an der Prozessqualität messbar ist. Bei der Betrachtung der Variable Qualität entstand ein Set von 19 Qualitätsindikatoren inklusive ihrer Berechnungsgrundlage. Sie gliedern sich in die Merkmale Abnahme, Qualität der Probe, Transport und Lieferung, Schnelligkeit, Qualität der Abläufe in der Praxis, Art der Diagnostik und Wartung. Zur Messung der Struktur- und Ergebnisqualität bedürfe es weiterer Forschung und Evaluierung durch Experten

Mehr Transparenz könnte sehr schnell hergestellt werden

Die Studie der beiden Forschungsinstitute enthält auch einen Ausblick auf mögliche Änderungen hinsichtlich der Transparenz der Laborlandschaft: Die Autoren schreiben, dass ein erster Schritt in Richtung höherer Transparenz schon wäre, „…wenn eine KV-übergreifende, einheitliche Suchoption mit gemeinsamen Inhalten der KV-Datenbanken zur Verfügung stünde. So würde eine Übersicht aller Labore mit ihrem jeweiligen Standort, der Kompetenz und der angebotenen Leistungen ermöglicht.“ Darüber hinaus empfehlen die Autoren „…den Aufbau eines neuen, umfassenden Bewertungssystems, um auch die für die Bewertung der Qualität notwendigen Dimensionen Struktur- und Ergebnisqualität einzubeziehen.“

Es bleibe zu hoffen, „dass Qualität der labormedizinischen Leistungserbringung künftig der entscheidende Wettbewerbsvorteil im Markt für labormedizinische Leistungen sein wird. Nur unter diesem Szenario wird ein echter Qualitätswettbewerb geführt werden können.“ Prof. Jan Kramer, Vorstand im ALM e.V., betonte, dass eine Trägervielfalt Versorgungssicherheit schaffe. Man brauche auch privatwirtschaftliches Engagement. Man dürfte nicht zerstören, was man an Versorgungsqualität aufgebaut habe.

Von einem möglichen (gesetzlichen) Transparenzregister hält der Abgeordnete Alexander Krauß (Ausschuss für Gesundheit, CDU/CSU), der ebenfalls an der PK teilgenommen hatte, wenig. Wenn man wisse, wem ein Labor gehöre, was sage das dann über die Qualität aus? Das sorge nur für mehr Bürokratie. Freiwillig könne man natürlich solche Register darstellen. Für ihn sei die Frage wichtig, wie ist der Patientennutzen bzw. die Qualität der MVZ. Daneben könne es zu Reaktionen kommen, wenn ein MVZ eine marktbeherrschende Stellung halte. Doch das sei nicht der Fall. Auch sei dann das Kartellrecht nutzbar. Wenn Professionalisierung ins Gesundheitswesen reingebracht werde, sei dies nicht negativ.

Die ausführliche Studie von WIG2 und figus finden Sie hier.

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