Gerade für junge Menschen, die am Anfang ihrer Berufswahl stehen, ist die Entscheidung für einen Beruf eine Herausforderung. Oft sind nur ein paar typische Berufe z.B. über die Eltern bekannt. Entsprechend stehen vielen Möglichkeiten auch viele offene Fragen gegenüber, die sich oft nur mit einem Blick in das jeweilige Berufsfeld beantworten lassen. Solche Einblicke sind meist aber nur schwer zu bekommen. Praktika sind ein Ansatz, aber zeitlich nur begrenzt möglich. Hier könnte künftig VR eine größere Rolle spielen. Mit VRChances hat das Team des Game Lab Graz am Institute of Human-Centred Computing der TU Graz gemeinsam mit Jugend am Werk Steiermark eine VR-Software entwickelt, mit der unterschiedliche Lehrberufe virtuell erlebbar sind, um so eine Orientierungshilfe bei der Berufswahl zu geben. Zunächst sind es vor allem handwerkliche Berufe, die abrufbar sind, aber eine Ausweitung ist möglich und könnte ganz neue Möglichkeiten bei der Suche nach Auszubildenden bieten.
Gezielter Einsatz neuer Medien
„Bei Jugend am Werk Steiermark legen wir großen Wert darauf, Jugendliche bestmöglich in ihrer Berufsorientierung zu unterstützen. Dazu zählt auch der gezielte Einsatz neuer Medien, um ihnen eine klare Vorstellung von verschiedenen Berufsfeldern und deren Anforderungen zu vermitteln. Über das Projekt VRChances haben wir gemeinsam mit der TU Graz eine niederschwellige Möglichkeit geschaffen, unterschiedlichste Berufe kennenzulernen. Ziel ist es, jungen Menschen praxisnahe Einblicke zu geben und sie optimal auf ihre berufliche Zukunft vorzubereiten“, beschreibt Walerich Berger, Geschäftsführer von Jugend am Werk, das Projekt.
Anwendung für die VR-Brille Meta Quest 2
In einer ersten Version der Software hat das Entwicklerteam zunächst die Berufe Elektriker/-in und Köchin bzw. Koch eingebunden. Weitere Berufe seien geplant. Technisch wurde die Anwendung für die VR-Brille Meta Quest 2 umgesetzt, da diese ohne externe Hardware auskomme und dadurch zugänglicher sei. Außerdem habe Jugend am Werk dieses Modell in Verwendung und könne VRChances daher direkt selbst nutzen. Als Engine kam Unity zum Einsatz, wobei zukünftige Berufsbilder auch in der Unreal Engine umgesetzt werden könnten. Zur Steuerung innerhalb der VR-Umgebung lasse sich sowohl Hand-Tracking als auch ein Controller nutzen, wobei der Controller durch die präzisere Bedienung vor allem bei feinmotorischen Aufgaben Vorteile habe. Während der Entwicklung habe das Team Jobcoaches und Praktiker zurate gezogen und das Feedback der Anwender/-innen genutzt.
Hilfe bei der Berufswahl
Inhaltlich beginne das Programm mit einer Einführung in die VR-Steuerung, indem die Spielenden in einer Lobby mit den wichtigsten Funktionen vertraut gemacht werden. Sie lernen, die Controller zu bedienen und erste Schritte in der VR-Umgebung auszuführen. Ein virtueller Automat ermögliche ihnen die Auswahl des gewünschten Berufsbildes. Bei den danach zu erledigenden Aufgaben erhalten sie Unterstützung durch einen virtuellen Guide. Dabei gehe es z.B. darum, das passende Werkzeug zu suchen und anschließend praktisch zu „arbeiten“. „Die Interaktivität der VR-Umgebung ermöglicht es den Jugendlichen, selbst aktiv zu werden und so ein besseres Bild davon zu bekommen, was ein Beruf beinhaltet“, sagt Michael Holly vom Institute of Human-Centred Computing der TU Graz, der das Projekt geleitet hat. „Das Feedback, das wir bekommen haben, bestätigt das auch. Wir haben Einschätzungen von Expertinnen/Experten mit denen der Jugendlichen vor und nach dem Ausflug in VRChances verglichen: Danach stimmten deren Vorstellungen stärker mit jenen der Expertinnen/Experten überein. Wir sehen daher viel Potenzial, um Jugendlichen mit dieser Technologie bei der Berufswahl zu helfen.“
VRChances steht auf der Website des Game Lab Graz und im Meta App Store kostenlos zum Download zur Verfügung.
Quelle: idw/TU Graz
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