Krankenhäuser haben Schwierigkeiten bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung
Die deutschen Krankenhäuser stehen nicht nur finanziell vor vielfältigen Herausforderungen, die sowohl politischer als auch regulatorischer Natur sind - hinzu kommt der anhaltende Fachkräftemangel, der durch die hohe Arbeitsbelastung und unzureichende Vergütung noch verstärkt wird. Für Unsicherheit sorgt zudem die angestoßene Krankenhausreform. In dieser Situation empfinden die Krankenhäuser die aufkommende Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung durch die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) als zusätzliche Hürde. Ein zentraler Kritikpunkt ist denn auch der hohe finanzielle und personelle Aufwand für die Berichterstattung. Das ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Studie der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI). Eingefordert wird außerdem mehr Planungssicherheit.
Stetig steigender Druck
Mit einer Umsetzung der CSRD würde der Großteil der deutschen Kliniken erstmalig berichtspflichtig werden und die knapp 90 Prozent der Kliniken, die noch nie einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt haben, müssten handeln. „Die deutschen Krankenhäuser stehen in den vergangenen Monaten und Jahren unter stetig steigendem Druck“, betonte Dr. Karl Blum, Vorstand des DKI. „Politisch stehen sie vor der Herausforderung, sich an die ständig wechselnden Rahmenbedingungen und Vorgaben anzupassen, dazu kommen die allgemeine wirtschaftliche Lage, Sorgen um auskömmliche Finanzierung und personelle Besetzung. In dieser Situation macht die Nachhaltigkeitsberichterstattung nun zusätzlich Sorgen.“ Entsprechend stufen Kliniken die auf sie zukommende Pflicht ein. Nach ihrer Einschätzung binde die Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht nur umfassende personelle und finanzielle Ressourcen, sondern sie sei bei der aktuellen wirtschaftlichen Lage schlicht kaum zu leisten, so die Meinung. Daneben wird befürchtet, dass die tatsächliche Umsetzung von Maßnahmen zur Steigerung der Nachhaltigkeit bürokratischen Pflichten zum Opfer falle, die keinen tatsächlichen Nutzen für die Häuser bringen.
Kernergebnisse der Studie:
- Nur 11 Prozent der deutschen Krankenhäuser haben bislang einen Nachhaltigkeitsbericht erstellt, 70 Prozent haben bislang gar nicht über Nachhaltigkeitsaktivitäten informiert.
- Über 70 Prozent der Kliniken sehen sich in Punkto Nachhaltigkeitsmanagement als gänzlich am Anfang stehend oder stufen sich selbst als Starter ein.
- Bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung sehen sich nur wenige Krankenhäuser als Vorreiter (3 Prozent) oder fortgeschrittene Umsetzer (6 Prozent). Das Gros der Häuser steht hier noch ganz am Anfang (47 Prozent) oder sieht sich als Starter (41 Prozent).
„Die Ergebnisse der Studie zeigen, welche enormen Sorgen hier in der Krankenhauslandschaft zu dem Thema bestehen“, sagte Prof. Dr. Volker Penter, Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei BDO. „Die Kliniken können dieses ohne externe Unterstützung kaum bewältigen, diese wiederum belastet ihre Budgets. Zusätzlich erschwert wird jegliche seriöse Planung in dieser Hinsicht, durch die noch nicht erfolgte Umsetzung der CSRD in deutsches Recht, die mit Blick auf die bundespolitische Lage auch weiter unklar ist. In dieser Situation brauchen Kliniken dringend Planungssicherheit.“
An der 2024 durchgeführten und nun ausgewerteten Befragung beteiligten sich laut BDO bundesweit 333 Krankenhäuser mit einer Größe ab 100 Betten. Unterschiede im Rücklauf nach der Krankenhausträgerschaft seien durch eine entsprechende Gewichtung ausgeglichen worden. Nach Maßgabe dieser Gewichtung seien die Ergebnisse repräsentativ für die Grundgesamtheit. Die gesamte Studie mit allen Ergebnissen ist kostenfrei hier verfügbar.
Quelle: BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
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