Jede dritte Klinik weist Schwangere ab

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Aufgrund der alarmierenden Situation der geburtshilflichen Versorgung von gebärenden Frauen in Deutschland trafen sich Vertreter und Vertreterinnen der einschlägigen Fachverbände von Gynäkologen und Gynäkologinnen sowie Hebammen in Berlin, um die Ursachen zu analysieren und erste Lösungsansätze zu erarbeiten.

Bereits im November 2017 hatte die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) eine Blitzumfrage an geburtshilflichen Kliniken durchgeführt, auf deren Grundlage die Situation präziser eingeschätzt werden konnte. Die Umfrage ergab, dass in den vorausgegangenen sechs Monaten mehr als 35 % der Kliniken Schwangere unter der Geburt mindestens einmal abgewiesen haben. Gefragt nach den Ursachen nannten die geburtshilflichen Abteilungen folgende Gründe für die Engpässe. (Mehrfachnennungen waren möglich): Mit 65,8 % lag es primär an einem Mangel an Hebammenbetreuung, gefolgt von der Überlastung der neonatologischen Stationen (64,4 %), fehlenden Raumkapazitäten (56,1 %) und einem Arztmangel in der Geburtshilfe (13,7 %). Diese Zahlen bestätigen, dass aktuell ein ernst zu nehmendes Problem vorliegt. 

Auf Initiative der DGGG luden deshalb die DGGG, der Berufsverband der Frauenärzte und die Bundesarbeitsgemeinschaft Leitender Ärztinnen und Ärzte in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe Vertreterinnen des Deutschen Hebammenverbandes, des Bundes freiberuflicher Hebammen Deutschlands und der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft in die Berliner Repräsentanz der DGGG und Fachgesellschaften zu einem Neujahrsgespräch ein. Gemeinsam wurden die Ursachen für die Engpässe diskutiert, um anschließend Lösungsvorschläge zu erarbeiten, die die Sicherstellung der geburtshilflichen Versorgung in Deutschland gewährleisten sollen. 

Da zu einem hohen Prozentsatz ein Mangel an Hebammenbetreuung in den geburtshilflichen Abteilungen für Engpässe sorgt, stand die Frage im Mittelpunkt, wie vor allem wieder mehr Hebammen von der Arbeit in den Kreißsälen überzeugt werden können, denn nur rund ein Viertel der deutschen Hebammen sind gegenwärtig aktiv in der Geburtshilfe tätig. Die Gespräche ergaben, dass ein sehr hohes Arbeitsaufkommen, starke Hierarchien und diverse Aufgaben, die nicht prioritär in den Arbeitsbereich der Hebammen fallen, dazu führen, dass seitens der Hebammen in den Kliniken oftmals keine umfassende Betreuung der Gebärenden möglich ist und sie sich daher häufig gegen eine Tätigkeit in der klinischen Geburtshilfe entscheiden.

Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der Situation

Vor dem Hintergrund einer gemeinsamen Verantwortung von ärztlichen Geburtshelfer/innen und Hebammen für die geburtshilfliche Versorgung der werdenden Mütter und ihrer Kinder sehen es die Verbände als unabdingbar an, kurzfristig folgende Sofortmaßnahmen umzusetzen:    

  • Hebammen sollen maximal zwei Frauen gleichzeitig während der Geburt betreuen.
  • Sie müssen von fachfremden Tätigkeiten, die nicht prioritär zum Aufgabenbereich der Hebammen gehören, entlastet werden.
  • Die Arbeitsbedingungen müssen hinsichtlich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Flexibilität, beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten sowie angemessener Vergütung verbessert werden.
  • Der Wiedereinstieg in die Geburtshilfe im Kreißsaal muss (beispielsweise nach der Elternzeit) durch geeignete Wiedereingliederungsmaßnahmen erleichtert und gefördert werden.  

Einen Teil dieser Aufgaben können und werden die sechs Verbände von Frauenärzten und Frauenärztinnen sowie Hebammen gemeinsam unverzüglich in Angriff nehmen. Für einen weiteren Teil sind politische Entscheidungen erforderlich, die mittel- und langfristig zu einer Optimierung der geburtshilflichen Versorgung führen sollen.

Quelle: DGGG, 23.01.2018    
 


 

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