Bitte beschreiben Sie den Lesern kurz Ihren beruflichen Werdegang und Ihre aktuelle Tätigkeit.
Mein Name ist Michael Rohloff und ich bin 24 Jahre alt. Ich habe im September 2013 meine Ausbildung zum Medizinisch-technischen Radiologieassistenten an der Akademie der Gesundheit Berlin / Brandenburg e.V. Campus Berlin-Buch beendet und habe danach in einer privaten Praxis für Strahlentherapie in Berlin Moabit gearbeitet. Zu meinen täglichen Aufgaben zählten die Durchführung der Bestrahlung am Linearbeschleuniger bei bösartigen als auch bei gutartigen Erkrankungen, das Planungs-CT sowie die Konturierung aller Risikoorgane und die kontinuierliche Betreuung der Patienten für die gesamte Dauer der Strahlentherapie in allen Lebenslagen. Obwohl ich nach drei Monaten die zusätzliche Aufgabe der Rechnungserstellung bei stationären und privaten Patienten übernommen habe, fühlte ich mich schnell unterfordert und war auf der Suche nach einer neuen Herausforderung.
Im Internet fand ich eine Stellenausschreibung für eine Position in der medizinischen Forschung. Ich bewarb mich und im April 2014 konnte ich meinen neuen Arbeitsvertrag unterschreiben: Medizinisch- technischer Radiologieassistent am Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin Berlin – Buch.
Hier arbeite ich in der Berlin Ultrahigh Field Facility an Hochfeld- und Ultrahochfeld-MRT-Geräten, also 3.0 Tesla und 7.0 Tesla MRT. Ich bin zuständig für die Durchführung der Ganzkörper-MRT für die Probanden der Studie Nationale Kohorte, welches aktuell die größte medizinisch-epidemiologische Studie Deutschlands ist. Es gibt landesweit fünf MRT-Zentren, wobei ich an dem für Berlin und Brandenburg beschäftigt bin. Zusätzlich zur normalen Routine eines MTRA gibt es in der Forschung einige Aufgaben mehr. Es müssen Ethikanträge vorbereitet und eingereicht sowie Probandenversicherungen abgeschlossen werden. In Kooperation, auch mit den anderen Studienzentren, ist einiges an Organisation und Management zu leisten, um unter anderem die Untersuchungszahlen zu gewährleisten. Genau das macht mir Spaß und bedeutet immer wieder eine neue Herausforderung.
Warum haben Sie sich dafür entschieden, ein Studium zu beginnen? Was waren die ausschlaggebenden Gründe?
Schon während meiner Ausbildungszeit wollte ich immer mehr wissen. Was passiert wenn der Patient seine Kassenkarte bei uns durchzieht? Wie werden Untersuchungen richtig abgerechnet? Gibt es hierbei Unterschiede?
Ich interessierte mich sehr für Management-Angelegenheiten wie die Erstellung von Dienstplänen und Statistiken, die Gesprächsführung, die Kalkulation von finanziellen Mitteln, als auch für die psychologischen Aspekte in der Patientenversorgung und das allgemeine Gesundheitssystem in Deutschland. Zusammengefasst wollte ich über den Tellerrand hinaus schauen.
Ich habe während der Ausbildung schon zahlreiche Weiterbildungen und Zusatzqualifikationen absolviert wie Sanitätshelfer, Telemedizinischer Berater, Kurse für Echokardiographie und PET-CT sowie einige onkologische Fortbildungen.
Der Beruf des MTRA ist bereits sehr breit gefächert und beinhaltet viele unterschiedliche Fachbereiche und Aufgaben. Auch die Selbstständigkeit in diesem Beruf war ausschlaggebend für mich, diesen zu erlernen. Doch finanziell ist die Situation den Aufgaben noch nicht so ganz entsprechend. Und ehrlicher Weise war das auch einer der Punkte für mich, mich weiterzubilden.
Warum haben Sie sich für den Studiengang „Bachelor of Arts Medizinalfachberufe“ der DIPLOMA Fachhochschule entschieden? Welche inhaltlichen Schwerpunkte bietet dieses Studium und welche Kosten entstehen?
Ich habe viel im Internet nach der passenden Weiterbildung gesucht. Ich habe nicht strikt nach einem Studium sondern generell nach Möglichkeiten geschaut. Es gibt unerwartet viele Lehrgänge, Zusatzqualifikationen und Studiengänge, doch einer hat mich mehr interessiert. Vor allem durch die Art des Studierens: Bachelor of Arts Medizinalfachberufe an der DIPLOMA Fachhochschule. Es ist ein Fernstudium, jedoch mit virtuellen Seminaren. Das heißt im Durchschnitt alle zwei Wochen Samstags von 09:30 Uhr bis ca. 16:30 Uhr loggt man sich im Online-Campus der DIPLOMA ein und wählt das nach Semesterplan anstehende Modul an und schon öffnet sich der virtuelle Klassenraum. Man sieht und hört seinen Dozenten und seine Kommilitonen via Webcam und Headset. Über einen großen Bereich des Desktops hat der Dozent die Möglichkeit Präsentationen anzuzeigen. Das ist wie die Projektion des Beamers an eine Leinwand im Hörsaal. Also wirklich wie in einem Seminarraum. Man kommuniziert mit allen Anwesenden während des Unterrichts. Fragen können beantwortet oder gestellt werden. Kann man einmal nicht mit Headset anwesend sein, gibt es ein kleines Chatfenster, welches für alle sichtbar ist und man kann dort seine Frage eingeben. Und das alles ohne seine eigenen vier Wände zu verlassen. Natürlich werden auch regelmäßig Pausen eingelegt.
Zusätzlich zu den virtuellen Seminaren bekommt man jeweils zu Semesterbeginn im Oktober und April die Studienhefte zu den bevorstehenden Modulen per Post zugeschickt mit denen man das Selbststudium betreibt. Zum Ende jedes Semesters gibt es dann die Modulabschlussklausuren, welche man in dem nächstliegenden Studienzentrum absolviert. In meinem Fall Berlin. Es gibt in fast jeder größeren Stadt ein Studienzentrum der DIPLOMA, welches man zur Immatrikulation festlegen muss. Das Studium endet dann mit der Bachelor-Thesis und dem Kolloquium, also der Verteidigung.
Das alles spricht natürlich nur für die Wahl der Fachhochschule, welche noch viele weitere Studienrichtungen anbietet.
Für Medizinalfachberufe habe ich mich wegen der Vielfältigkeit und Bandbreite der Studienrichtung entschieden. Von Psychologie und Ethik über Gesundheitsrecht und Sozialwissenschaft, bis hin zu BWL und kaufmännisches Rechnen bietet dieses Studium alles, was mich interessiert und was, meiner Meinung nach, heute im Beruf immer wichtiger wird.
In den ersten zwei Semestern findet das Modul „ Medizinalfachberufliche Grundlagen“, also Anatomie, Physiologie usw., statt. Dieses können aber Personen mit einer Ausbildung in einem Gesundheitsfachberuf überspringen und steigen dadurch im dritten Semester ein. Man erspart sich somit ein ganzes Jahr bei einem Studiengang mit der Regelstudienzeit von sieben Semestern.
Das Studium kostet pro Monat 197 € was im Vergleich mit anderen (Fach-)Hochschulen gut vertretbar ist. Die Prüfungsgebühr von 615 € kommt dann am Ende noch dazu womit sich die gesamten Kosten auf 6525,00 € belaufen. Und das für einen akkreditierten Studiengang, welcher mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts abschließt. Hierfür gibt es natürlich die unterschiedlichsten Finanzierungsmöglichkeiten wie BAföG oder Stipendien.
Ich selbst bekomme ein Begabtenstipendium der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung auf das ich mich beworben hatte. Diese übernimmt die Weiterbildungskosten bis zu insgesamt 6000 € auf maximal drei Jahre Förderzeit bei einer Selbstbeteiligung von 10%. Natürlich möchte die Stiftung in regelmäßigen Abständen Nachweise der Leistungen im Studium sehen. Trotzdem bin ich überglücklich, dass ich bei den Kosten unterstützt werde.
Wie sahen die Zulassungsvoraussetzungen für das Studium aus?
Für diesen Studiengang sollte man die allgemeine Hochschulreife oder Fachhochschulreife vorweisen können oder eine bestandene Meisterprüfung. Für die Anrechnung der ersten zwei Semester muss eine Ausbildung in einem Gesundheitsfachbereich wie MTA, Ergotherapie, Physiotherapie, Gesundheits- und Krankenpflege, Logopädie o.ä. vorhanden sein. Für weitere Zulassungsbedingungen und Anfragen ist die DIPLOMA sehr offen.
Sie arbeiten neben dem Studium noch als MTRA, inwieweit lassen sich Beruf und Studium vereinbaren? Wie sieht die zeitliche Struktur des berufsbegleitenden Studiums aus?
Da die virtuellen Vorlesungen immer samstags sind und ich keine Wochenenddienste machen muss, habe ich diesbezüglich überhaupt keine Einschränkungen, ob beruflich oder im Studium.
Für die Vorbereitung auf die Klausuren reichen die Samstagsseminare natürlich nicht. Da muss man sich dann auch schon mal unter der Woche mit den Studienheften der einzelnen Module hinsetzen und ein bisschen Selbststudium durchführen. Aber auch das ist alles vertretbar und bedarf nur ein wenig Zeitmanagement.
Was versprechen Sie sich konkret vom Studium?
Durch die Vielzahl der unterschiedlichen Module (s. hier) lerne ich die Prozesse hinter meiner Arbeit besser zu verstehen. Soziodemografische, finanzielle, rechtliche und politische Fakten werden erläutert und erklärt. Mit diesem Grundlagenwissen öffnen sich auch ganz neue berufliche Wege. Mit dem Abschluss Bachelor of Arts Medizinalfachberufe ist es möglich bei Kranken- und Vorsorgekassen zu arbeiten oder auch in der Unternehmensberatung. Der Studiengang befähigt auch zur Abteilungsleitung (hierbei für viele die Position als Leitende/r MTRA interessant) und zur Leitung kleiner bis mittelständischer Unternehmen. Zudem sind der Einsatz im Krankenhausmanagement und Controlling möglich sowie das Mitwirken in Forschungseinrichtungen. Durch die Auswahl des Wahlpflichtmoduls Gesundheitspädagogik (weitere sind Gesundheitsmanagement, Pflegewissenschaften, Pflegetherapie und Handrehabilitation) ist auch der Antritt einer Lehrposition möglich. Ich selbst habe mich für Gesundheitsmanagement entschieden.
Ich interessiere mich nach meinem Studium sehr für den Bereich der Studienkoordination und des Studienmanagements. Auch die Abteilungsleitung und Organisation finde ich spannend. Natürlich habe ich ehrlicherweise auch die Hoffnung auf finanzielle Veränderungen.
Ein Masterstudium steht dann bei mir mitunter auf der To-Do-Liste. Zum Beispiel Master of Arts Medizinalfachberufe, der auch bei der DIPLOMA angeboten wird (fünf Semester). Oder der Master of Businessadministration General Management. Aber da gibt es inzwischen eine Vielzahl an Masterstudiengängen und ich habe ja auch noch ein bisschen Zeit. Außerdem berechtigt dies zusammen dann natürlich zur Promotion.
Hatten Sie sich im Vorfeld des Studiums mit Ihrem Arbeitgeber über zukünftige Tätigkeiten oder Aufgabenbereiche unterhalten? Was „bringt“ Ihnen der Bachelor beruflich?
Meine genauen Vorstellungen werde ich zum Ende des Studiums, nächstes Jahr September, mit meinem Arbeitsgruppenleiter besprechen. Ich würde gerne hier bleiben, denn hier war ich am Aufbau der Studie beteiligt und habe ganz tolle Kollegen und ein internationales Team von Wissenschaftlern, Doktoranden und Studenten. Alle helfen sich gegenseitig und bei Fragen kann man sich immer an jemanden wenden. Auch die Arbeitsbedingungen sind nicht die schlechtesten. Man kann sagen: Ich bin mit Herzblut dabei. Aber ich möchte natürlich auch nicht mein Bachelor-Studium umsonst gemacht haben, will heißen ich möchte dann auch eine entsprechende Position einnehmen. Vielleicht ergibt sich ja spontan eine Möglichkeit für mich.
Der akademische Grad Bachelor of Arts ist nicht nur ein Kürzel, welches man in seiner E-Mail-Signatur als B.A. hinter den Namen schreiben kann, sondern der erste Schritt zum wissenschaftlichen Arbeiten und das ist für meine Tätigkeit in der Forschung wichtig. Möglicherweise hilft mir das Bachelorstudium, mich in diesem Bereich und auch finanziell voran zu bringen.
Wie beurteilen Sie persönlich die momentanen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für junge MTA in Deutschland?
Wie schon angesprochen gibt es, für manche vielleicht unerwartet, viele Weiterbildungsmöglichkeiten für MTA in Deutschland. Über Gesprächsführungsseminare, allgemeine Fortbildungen bis zu Fachweiterbildungen je nach MTA-Beruf und Kongressen. Die Frage ist nur: Auf was lege ich Wert? Ist mir der Weiterbildungsfaktor wichtig und möchte ich meinen Horizont erweitern oder erwarte ich durch die Weiterbildungen zusätzlich auch berufliche und finanzielle Veränderungen?
Durch den schnellen Fortschritt der Technik und der Medizin in der heutigen Zeit ist es ohne Frage wichtig, sich stetig und regelmäßig fortzubilden und ich hoffe, dass dieser Punkt von allen Arbeitgebern unterstützt wird. Das sollten sie, denn die Qualität der Arbeit wirkt sich letztendlich auf die Patienten aus. Jeder Arbeitgeber sollte großen Wert darauf legen, die Qualität zu gewährleisten. In diesem Punkt kann ich mich überhaupt nicht beschweren. Fort- und Weiterbildungen als auch Kongresse werden von meinem Arbeitsgruppenleiter sehr unterstützt und das ermöglicht es mir, immer auf dem aktuellsten Stand der Medizin und Technik zu bleiben. Auch bei meinem Studium werde ich durch meinen Vorgesetzten zu keiner Zeit eingeschränkt.
Bei der Auswirkung der Fortbildungen auf berufliche und finanzielle Aspekte hapert es, in Bezug auf die Möglichkeiten für junge MTA, ein bisschen. Es gibt Fachweiterbildungen zum Beispiel zur/zum Leitenden MTA, bei der es durchaus möglich ist, dass sich danach etwas ändert. Aber das ist nur eine der wenigen Möglichkeiten.
Möchte man an diesen Punkten etwas verändern muss man seine Bandbreite der Fähigkeiten erweitern, z.B. durch Qualitätsmanagement-Weiterbildungen, Leitungsweiterbildungen, oder man entscheidet sich doch dazu, ein Studium zu beginnen. Dass man auf jeden Fall hinterher mehr Geld verdient, ist jedoch nie gesagt.
Würden Sie vor dem Hintergrund Ihrer Erfahrungen eine ausschließlich akademische Ausbildung für MTA in Deutschland begrüßen?
Es gibt inzwischen zahlreiche Studien und Statistiken zu diesem Thema, bei denen oftmals herauskommt, dass die Mehrzahl der Arbeitgeber gegen eine Akademisierung ist. Hier stehen sich Bedarf und Vergütung gegenüber.
Die Qualität der Ausbildung für MTA ist sehr hoch. Der Inhalt der Ausbildung ist sehr komplex. Und dieser wird mit dem stetigen Fortschritt nicht weniger. Ich denke es ist irgendwann wirklich sinnvoll, die Ausbildung zu akademisieren. Und ich denke auch die Wahl des Fachbereiches während des Studiums ist sinnvoll. Ich hatte 1,5 Jahre den theoretischen Fachbereich der radiologischen Diagnostik in der Ausbildung und 1,5 Jahre die Fachbereiche Strahlentherapie, Nuklearmedizin und Strahlenphysik / Dosimetrie. Diese Aufteilung war sehr schwierig, da die drei Fachbereiche nicht weniger Inhalt als der Bereich der Diagnostik hatten. Nach der Ausbildung sind 14 meiner Mitschüler in die radiologische Diagnostik gegangen, nur zwei in die Strahlentherapie und zwei haben sich in der Nuklearmedizin beworben. Ich denke, würden die anderen Fachbereiche genauso intensiv behandelt, würden auch mehr MTRA nach der Ausbildung sich hierfür entscheiden. Aber das ist meine Ansicht.
Wenn man Deutschland mit anderen Ländern vergleicht ist der Unterschied schon größer.
Spanien ist das einzige weitere europäische Land in dem der Beruf des MTA eine Ausbildung ist. In allen anderen Ländern ist dies entweder ein Fachhochschul-, Hochschul-, oder Universitätsstudium. Meiner Meinung nach ist das gerechtfertigt. Stichwort Arbeiten in den USA: Hier kann man als deutscher MTA nicht einfach anfangen zu arbeiten. Man muss eine Anerkennung mit Prüfungen ablegen. Der Arbeitgeber in den USA muss sich rechtfertigen, warum er den deutschen medizinisch-technischen Radiologieassistenten und nicht den amerikanischen Radiographer oder Radiologic technologist einstellen möchte. Dazu ist das Wort Assistent/in ohne Frage nicht zeitgemäß und überhaupt nicht gerechtfertigt. Die Durchführung der Diagnostik und der Therapie obliegt zum heutigen Zeitpunkt dem/der MTRA. Hierzu gehört auch, wie es im MTA-Gesetz steht (§ 9 Abs.1 Nr. 2a, MTAG), die qualitative Beurteilung der Bilder. Auch in Richtung Befundung / Vorbefundung hat sich bereits etwas getan. In nicht wenigen Einrichtungen ist es üblich, dass die Sonographie vom MTRA selbstständig durchgeführt und befundet wird. Bei diesem Beruf kann mal wohl in keiner Weise mehr von Assistenz sprechen. Aber das ist ein anderes Thema.
Herr Rohloff, wir danken Ihnen für das Interview.
Das Interview führte Ludwig Zahn.
Das Originalinterview wurde in der MTA Dialog 11/2015, WEKA BUSINESS MEDIEN GmbH veröffentlicht.
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