Was waren die ausschlaggebenden Gründe, die MTLA-Ausbildung in den Kanon mit aufzunehmen?
Leppin: Die regionalen Berufsbildungszentren Theodor-Litt-Schule und die Elly-Heuss-Knapp-Schule, Neumünster, planen als gemeinsames Projekt die Aufnahme der MTLA-Ausbildung in Neumünster. An beiden Schulen sind bereits Bildungsgänge im naturwissenschaftlichen, medizinisch-technischen Bereich verortet. Die Elly-Heuss-Knapp-Schule bietet die Ausbildung zur Biologisch-technischen Assistenz (BTA) und den dualen Ausbildungsberuf zum Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten (PKA). An der Theodor-Litt-Schule werden die Chemisch-technischen Assistentinnen und Assistenten (CTA) und die Pharmazeutisch-technischen Assistentinnen und Assistenten (PTA) ausgebildet. Bis auf die duale Ausbildung zur PKA sind alle beschriebenen angebotenen Bildungsgänge in Schleswig-Holstein Alleinstellungsmerkmale, sodass beide Schulen auf die Idee gekommen sind, für Neumünster anzustreben, diese Alleinstellungsmerkmale zu vertiefen und ein landesweites Zentrum für naturwissenschaftliche, medizinisch-technische berufliche Bildungsgänge aufzubauen. Dieses Vorhaben wird begleitet von dem Neubau eines gemeinsamen Technikums der drei regionalen Berufsbildungszentren in Neumünster, der Walther-Lehmkuhl-Schule, der Theodor-Litt-Schule und der Elly-Heuss-Knapp-Schule, das für die beschriebenen Bildungsgänge modernste Technik und Laborausstattung liefern soll. Die Laborbetriebe in Schleswig-Holstein fordern wegen des Fachkräftebedarfs an Medizinisch-technischen Laborassistentinnen und -assistenten, den Bildungsgang wieder in Schleswig-Holstein zu etablieren. Dies führte nun dazu, dass ein gemeinsames Technikum in Neumünster für naturwissenschaftliche, medizinisch-technische Berufe errichtet werden soll und die Ausbildung zur MTLA in Schleswig-Holstein wieder aufgenommen werden kann.
Wann startet die Ausbildung für MTLA?
Leppin: Die Ausbildung zur MTLA startet in Schleswig-Holstein zum Schuljahr 2017/2018 an der Elly-Heuss-Knapp-Schule und der Theodor-Litt-Schule gemeinsam in Neumünster. Wir hoffen auf zahlreiche Bewerbungen und haben hierfür bereits Kontakt zur regionalen Agentur der Bundesanstalt für Arbeit und zum Jobcenter aufgenommen, um diesen Bildungsgang in Beratungsgesprächen zur Berufsorientierung bekannt zu machen. Daneben planen wir eine Kommunikationskampagne, mit der wir den neuen Bildungsgang zur MTLA bewerben wollen. Da zu diesem Zeitpunkt das Technikum leider noch nicht errichtet sein wird, werden wir nur einen Teil der praktischen Ausbildung in unseren schon bestehenden Laboratorien durchführen können. Damit wir eine qualitativ hochwertige Ausbildung auch schon vor Vollendung und Fertigstellung des geplanten Technikums bieten können, hoffen wir auf die Unterstützung der Laborbetriebe in Schleswig-Holstein, die den dringenden Fachkräftebedarf gefordert haben.
Für wie viele MTLA-Schüler/-innen ist der Start ausgelegt? Wie sieht die Finanzierung aus? Muss Schulgeld gezahlt werden?
Leppin: Wir planen, mit 30 Schülerinnen und Schülern in zwei Klassen zu starten. Dies wird im ersten Durchgang möglicherweise schwierig zu erreichen sein, weil zum einen die Wiederaufnahme der Ausbildung in Schleswig-Holstein noch nicht landesweit bekannt ist, zum anderen die abgehenden Schülerinnen und Schüler allgemeinbildender Schulen erst auf diesen Bildungsgang hingewiesen werden und dafür akquiriert werden müssen.
Die Ausbildung zur MTLA wird im staatlichen Auftrag an den beiden schon benannten öffentlichen Schulen erfolgen, sodass die Finanzierung der Lehrkräfte vom Land Schleswig-Holstein getragen wird und für die sächliche Ausstattung der zuständige Schulträger, die Stadt Neumünster, einspringt. In Bezug auf die Ausstattung beteiligen sich die Theodor-Litt-Schule und die Elly-Heuss-Knapp-Schule mit Eigenmitteln aus Rücklagen der regionalen Berufsbildungszentren, sodass für die Schülerinnen und Schüler kein Schulgeld entsteht.
Wie sieht das Ausbildungskonzept für MTLA am Technikum aus?
Leppin: Das Ausbildungskonzept für die MTLA-Ausbildung wird eng angelehnt sein an die Rahmenvorgaben für die MTLA-Ausbildung bundesweit. Damit die betrieblichen Abläufe besser im Unterricht einer Schule abgebildet werden können, ist in vielen anderen Ausbildungsbereichen die Ausbildung bereits auf Lernfelder umgestellt worden. Auch wir streben an, die Ausbildung bereits nach dem Lernfeldkonzept zu strukturieren. Wir stehen im engen Kontakt mit der Schule für Medizinisch-technische Laboratoriumsassistentinnen und -assistenten (MTLA) der Medizinischen Hochschule in Hannover, die uns ihre Unterstützung bei der Erarbeitung des Curriculums zugesagt hat und auf deren Angebot wir gern zurückgreifen werden. Auch die Laborbetriebe in Schleswig-Holstein können sich gern in diesen aktiven inhaltlichen Gestaltungsprozess mit einbringen. Hierzu wird es in Kürze ein gemeinsames Planungsgespräch auf Einladung des Ministeriums für Schule und Berufsbildung geben. Das Konzept für das Technikum orientiert sich an den inhaltlichen Aspekten der Ausbildung. Die Ausbildung erfolgt in den folgenden Laboren:
• Mikrobiologie
• Molekularbiologie
• Histologie
• Instrumentell-analytische und klinische Chemie (LIAKC)
Welche Rolle werden die MTLA-Schüler am neuen Technikum spielen? Wo sehen Sie die Vorteile, wenn alle technischen Berufe unter einem Dach ausgebildet werden?
Leppin: Die Schülerinnen und Schüler der MTLA-Ausbildung werden im Technikum neueste und modernste Technologie vorfinden und somit eine qualitativ hochwertige Ausbildung durchlaufen können. Aufgrund der inhaltlichen Raumausrichtung, die nicht fachrichtungsbezogen gestaltet werden soll, sondern den Arbeitsinhalten aller Bildungsgänge Rechnung trägt, werden die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit erhalten, alle Labore kennenzulernen und damit auch über den eigenen Tellerrand blicken zu können. Wir erhoffen uns von der Zusammenführung der Bildungsgänge in einem gemeinsamen Technikum als Zentrum der naturwissenschaftlichen, medizinisch-technischen Bildungsgänge größtmögliche Synergieeffekte, und zwar sowohl in Bezug auf die inhaltliche Ausgestaltung aller Bildungsgänge als auch in Bezug auf die Lern- und Arbeitsatmosphäre innerhalb des Technikums.
Gibt es schon Feedback von den potenziellen Arbeitgebern bezüglich der geplanten MTLA-Ausbildung?
Leppin: Die Laboreinrichtungen und die weiteren potenziellen Arbeitgeber, mit denen wir in Kontakt stehen, sind begeistert, dass das Land Schleswig-Holstein die Forderung nach der Wiedereinrichtung des Bildungsganges zur MTLA-Ausbildung aufgegriffen hat und mit dem geplanten Technikum in Neumünster ein Zentrum der naturwissenschaftlichen, medizinisch-technischen Bildungsgänge unterstützt. Zahlreiche Arbeitgeber und Labore haben ihre aktive Unterstützung angeboten. Dies gilt für eine mögliche Unterstützung in Bezug auf die Erarbeitung eines geeigneten Kommunikationskonzeptes zur Gewinnung von Schülerinnen und Schülern, die Mitgestaltung bei der Erstellung des Curriculums, die Unterstützung in Bezug auf die räumliche Ausstattung der Labore und die Überbrückung der Praxiszeiten während des Bauprozesses des Technikums. Das inhaltliche Interesse seitens der Labore ist groß. Die Erleichterung aller Beteiligten, dass beginnend mit dem Schuljahr 2017/2018 zum Sommer 2017 die MTLA-Ausbildung in Schleswig-Holstein wieder aufgenommen wird, ist in den Gesprächen nahezu greifbar.
Herzlichen Dank für die Beantwortung der Fragen.
Die Fragen stellte Ludwig Zahn.
Entnommen aus MTA Dialog 03/2017
Artikel teilen