Interprofessionelle Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich

Neue Bachelor-Abschlüsse für deutsche MT
Stephanie Eller
Titelbild des Beitrags über Weiterbildungsangebote des DIW-MTA zur Weiterqualifizierung von Gesundheitspersonal
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Interprofessionelle Zusammenarbeit wird mittlerweile immer mehr zwischen den jeweiligen Berufsangehörigen im Gesundheitsbereich gefordert.

Durch verschiedene wissenschaftliche Erkenntnisse in der Medizin und durch die steigenden Anforderungen im Gesundheitswesen ist Interprofessionalität gewünscht, jedoch in der Umsetzung noch zu optimieren. In den letzten Jahren ist das Interesse am interprofessionellen Lehren und Lernen stetig gestiegen und gewinnt immer mehr an Bedeutung [1, 2].

Interprofessionelle Zusammenarbeit – was wir darunter verstehen und wie sie erreicht werden kann

Bei der interprofessionellen Zusammenarbeit handelt es sich um die Zusammenarbeit unterschiedlicher Berufsgruppen im Gesundheitswesen. Die genaue Zusammenarbeit wird begrifflich jedoch laut Definition nicht näher erläutert. Die Kernaussage beinhaltet das Anstreben gemeinsamer Ziele wie zum Beispiel die Sicherstellung einer koordinierten Versorgung, der Umgang mit drohendem Mangel an Gesundheitspersonal oder die Verbesserung der Versorgungsqualität und Patientinnen-/Patientensicherheit [3].

Der Prozess einer interprofessionellen Zusammenarbeit beginnt bereits während der Ausbildung. Es werden Auszubildende im Gesundheitsbereich aus unterschiedlichen Berufsgruppen zusammen-geführt und durch unterschiedliche Ausbildungslehrgänge oder Lehrveranstaltungen miteinander geleitet. Dies soll zu einer Verbesserung der Gesundheitsbedürfnisse von Patientinnen und Patienten beitragen [1].

Weiterqualifizierung von Gesundheitspersonal – neue Bachelor-Abschlüsse für deutsche MT

Die stetigen Weiterentwicklungen im Gesundheitswesen und die damit steigenden Anforderungen an das Gesundheitspersonal verlangen neue, innovative Weiterqualifizierungsmöglichkeiten für Berufsangehörige auf unterschiedlichen Bildungsniveaus. Fachhochschulen bieten sowohl praxisbezogene als auch wissenschaftlich fundierte Studiengänge und haben schon in der Vergangenheit die Bildungssackgasse der MT-Berufe und der Hebammen geöffnet. Die fh gesundheit in Innsbruck (Ö) hat sich auf Studienprogramme im Gesundheits-, gesundheitsnahen und Sozialbereich spezialisiert und unterstützt die Akademisierung der Gesundheitsberufe im deutsch- sprachigen Raum. Seit vielen Jahren bietet sie in Kooperation mit dem DIW-MTA ein breit gefächertes Angebot an Masterstudiengängen, das auf die Bedürfnisse und den Bedarf von MTL, MTR beziehungsweise anderen Gesundheitsprofessionen abgestimmt ist wie zum Beispiel Biomedical Sciences und Pädagogik in Gesundheitsberufen in Berlin. Aufgrund einer Gesetzesänderung ist eine Zulassung zu einem Masterprogramm nach österreichischem Recht nun nur noch mit einem Bachelorabschluss möglich. Um auf diese Gesetzesänderung zu reagieren, bietet die fh gesundheit erstmalig ab dem Sommersemester 2024 (danach jährlich jeweils im Sommersemester) in Zusammenarbeit mit dem DIW-MTA zwei Bachelorprogramme an, um den MT-Berufen und den Hebammen weiterhin ein Masterstudium zugänglich zu machen.

Zulassungsvoraussetzungen zum Bachelorstudium

Je nach individueller Vorbildung ist die Wahl zwischen den Bachelorstudiengängen Bachelor of Continuing Education for Health Professions, B. Sc. (CE), und Bachelor Professional for Health Professions (BPr), die inhaltlich identisch sind und gemeinsam durchgeführt werden, möglich. Studieninteressierte mit Abitur und mehrjähriger einschlägiger Berufserfahrung erfüllen die Zugangsvoraussetzungen für den Bachelor of Continuing Education for Health Professions, Gesundheitspersonal ohne Abitur oder ohne mehrjährige einschlägige Berufserfahrung kann das Studium Bachelor Professional for Health Professions absolvieren.

Beide Bachelorabschlüsse ermöglichen Angehörigen der MT-Berufe (MTL, MTR), Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden und Hebammen eine Weiterqualifizierung, die neue Aufgaben, Chancen beziehungsweise Karrierewege eröffnet und gleichzeitig den Zugang zu einem Masterstudium ermöglicht. Mit Bachelor- und Masterabschluss stehen die Wege für ein anschließendes PhD- oder Doktoratsstudium an einer in- oder ausländischen Universität offen.

Ziel der neu etablierten Bachelorstudiengänge ist neben dem Erwerb des Bachelorabschlusses vor allem die Förderung der Interprofessionalität in der Gesundheitsversorgung.

Inhalte und Struktur der neuen Bachelorstudiengänge

Das Studium baut auf der jeweiligen, individuellen Berufsberechtigung (MT-Beruf, Hebamme) auf. Die ersten beiden Semester werden aus der Berufsausbildung und der Berufsberechtigung des jeweiligen Gesundheitsberufes anerkannt. Das tatsächliche Studium beginnt im dritten Semester und setzt sich aus Lehrveranstaltungen, die teilweise online sowie in Präsenzblöcken in Innsbruck absolviert werden, und Berufspraktika, die größtenteils im Rahmen der studienbegleitenden Berufstätigkeit direkt am Arbeitsplatz absolviert werden können, zusammen. Dort arbeiten die Studierenden die in den Lehrveranstaltungen vermittelten Schwerpunkte des Studiums auf und reflektieren diese praxisnah.

Im Rahmen des Studiums setzen sich die Studierenden mit den Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens und den Säulen der evidenzbasierten Praxis auseinander. Thematischer Schwerpunkt im dritten Semester ist die interprofessionelle Kommunikation und Zusammenarbeit. Fokus im vierten Semester bildet die Praxisanleitung beziehungsweise das Mentoring, die Absolventinnen und Absolventen unterstützt, als Praxisanleitende tätig zu sein und eine wichtige Rolle in der Ausbildung von künftigem Gesundheitspersonal zu übernehmen. Im fünften Semester wird die Patientinnen- und Patientensicherheit fundiert erörtert, um die Gesundheitsversorgung zu optimieren. Die Bachelorarbeit sowie die Bachelorprüfung im sechsten Semester runden das Studium ab.

Der Schwerpunkt der Interprofessionalität soll dazu führen, dass Absolventinnen und Absolventen die Zuständigkeit anderer Gesundheitsberufe sowie anderer, für die Gesundheitsversorgung essenzielle, Berufe erkennen sowie die Nahtstellen zu anderen Berufen in ihrem praktischen Umfeld und ihr eigenes Kommunikationsverhalten im Team reflektieren können. Damit werden die persönlichen Kompetenzen zur interprofessionellen Zusammenarbeit gesteigert.

Weitere Studieninhalte hinsichtlich interprofessioneller Zusammenarbeit sind Grundlagen und Modelle der Kommunikation, kommunikative Prozesse im interprofessionellen Handeln, Moderations- und Präsentationstechniken, förderliche und hinderliche Faktoren bei interprofessioneller Zusammenarbeit, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in der Interprofessionalität sowie der Austausch und die Vernetzung verschiedener medizinischer Berufsgruppen im Tätigkeitsfeld.

Ziele der Bachelorstudiengänge für deutsche MT

Interprofessionelle Zusammenarbeit spielt eine zentrale Rolle in einem gut funktionierenden Gesundheitssystem. Dadurch können Verbesserungen in verschiedenen Bereichen erzielt werden. Der Aktionsrahmen der World Health Organisation (WHO) macht deutlich, wie wichtig es ist, von den Gesundheitsbedürfnissen der Patientinnen und Patienten auszugehen und hierbei durch interprofessionelle Zusammenarbeit solide Teams zu bilden und konstant kollaborativ zu handeln. Positiv zeichnet sich dadurch eine Stärkung des Gesundheitssystems ab und eine Verbesserung der Gesundheitsergebnisse [4].

Die neu geschaffenen Bachelorprogramme tragen nicht nur zur Verbesserung der interprofessionellen Zusammenarbeit in der Gesundheitsversorgung maßgeblich bei, sondern ermöglichen den Berufsangehörigen, sich in Masterstudien fachlich weiterzuqualifizieren. Ein Relaunch der Masterstudien der fh gesundheit in Deutschland, die weiterhin in Kooperation mit dem DIW-MTA durchgeführt werden, ist nach erstmaligem Abschluss der Bachelorprogramme ab dem Wintersemester 2025/26 geplant.

Weiterführende Informationen zu den Bachelor- und Masterstudiengängen erhalten Sie unter www.diw-mta.de oder www.fhg-tirol.ac.at.

 


Literatur

1. Atzeni G, Schmitz C, Berchtold P (Hrsg.): Die Praxis gelingender interprofessioneller Zusammenarbeit. Bern: Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaft, Swiss Academies Reports 2017; 12 (2).

2. Schmitz C, Atzeni G, Berchtold P: Interprofessionelle Zusammenarbeit in der Gesundheitsversorgung: erfolgskritische Dimensionen und Fördermaßnahmen. Zenodo 2020.

3. Gerber M, Kraft E, Bosshard C: Interprofessionelle Zusammenarbeit aus Qualitätssicht. Schweizer Ärzteztg 2018.

4. Giovanna A, Chiara C, Chiara F, et al.: Inter-Professionalism in Health Care Post-Graduate specialization: an innovative Laboratory. Acta Bio Medica: Atenei Parmensis 2019; 90: 8–16.

 

Entnommen aus MT im Dialog 3/2024

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