Noch verläuft die Grippesaison 2019/20 moderat: Die vom Robert Koch-Institut (RKI) erfasste Zahl der Patienten, die wegen akuter Atemwegserkrankungen den Arzt aufsuchen, liegt auf Durchschnittsniveau. Allerdings steht der saisontypische Anstieg der atemwegsbedingten Arztbesuche – und damit meist auch der Influenzadiagnosen – erst noch bevor. Üblicherweise erreichen die Erkrankungszahlen im Februar ihren Höhepunkt. „Je nach Ausmaß der Grippewelle kommt es zu ein bis sieben Millionen zusätzlichen Arztbesuchen und 3.000 bis 30.000 Krankenhauseinweisungen pro Saison“, sagt PD Dr. med. Frank Hanses. Er ist internistischer Oberarzt in der interdisziplinären Notaufnahme des Universitätsklinikums Regensburg und Autor des Fortbildungsbeitrags.
Influenzaviren übertragen sich sehr leicht von Mensch zu Mensch. Verdachtsfälle in der Praxis oder der Notaufnahme sollten deshalb möglichst rasch identifiziert und die betreffenden Patienten von anderen Wartenden isoliert werden. Die zuverlässige Influenzadiagnose allein anhand des klinischen Erscheinungsbildes kann Schwierigkeiten bereiten. Im Gegensatz zu einer einfachen Erkältung setzt eine Grippe jedoch sehr plötzlich ein, die Patienten entwickeln hohes Fieber und leiden unter Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen. Während eine klassische Erkältung eher mit Schnupfen einhergeht, leiden Grippepatienten mehr unter Husten. Charakteristisch ist auch eine starke Abgeschlagenheit. „Bereits diese klinischen Kriterien reichen aus, um eine Isolation und Schutzmaßnahmen zu veranlassen, sowie bei Bedarf eine Therapie einzuleiten“, sagt Hanses. Ein Virennachweis sei nur bei schwer erkrankten oder Risikopatienten notwendig, die stationär aufgenommen werden.
„Entscheidend ist vor allem eine gute Handhygiene“
Um die Weitergabe der Viren innerhalb der Klinik zu verhindern, sollten stationär aufgenommene Patienten in der ersten Woche in einem Einzelzimmer isoliert werden. Auch sollte die strikte Einhaltung der allgemeinen Hygieneregeln selbstverständlich sein. „Entscheidend ist vor allem eine gute Handhygiene“, betont Hanses. Hierfür, sowie für die Flächendesinfektion, seien die üblicherweise verwendeten Desinfektionsmittel völlig ausreichend. Da die Grippeviren hauptsächlich durch feinste Speichel- und Schleimtröpfchen beim Husten oder Niesen weitergegeben werden, empfiehlt Hanses Ärzten und Pflegenden neben Einmalhandschuhen und Schutzkittel auch einen Mund-/Nasenschutz anzulegen. Letzteren sollten – wenn möglich – auch Patienten tragen.
Einen wichtigen Beitrag zur Prävention leistet auch die Influenzaimpfung, die Ärzte und Pflegende möglichst jeden Herbst erhalten sollten. „Allerdings liegt der Impfschutz nur bei 50 bis 60 Prozent“, betont Hanses – die Impfung dürfe daher nicht dazu verleiten, andere Vorsichtsmaßnahmen außer Acht zu lassen. Auch bei Patienten solle der Nachweis einer Influenzaimpfung keinesfalls dazu führen, das Vorliegen einer Grippe voreilig auszuschließen.
F. Hanses: Influenza
Notaufnahme up2date 2020; 2 (1); S. 75–90
Quelle: fzm, Januar 2020
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