„Deutschland hat mit seinen Initiativen gegen Antibiotikaresistenzen in den letzten Jahren eine Vorreiterrolle übernommen. Diesen Weg müssen wir weiter gehen“, forderte Bundesärztekammer-Präsident Montgomery mit Blick auf aktuelle Daten des European Centre for Disease Prevention and Control, nach denen die Zahl der durch Antibiotikaresistenzen infizierten Patienten in der Europäischen Union steigt.
Antibiotikaresistente Bakterien beeinträchtigten die Möglichkeiten zur Therapie bakterieller Infektionskrankheiten. “Nur wenn wir jetzt handeln, können wir eine weitere Zunahme von nicht beherrschbaren Antibiotika-resistenzen verhindern. Neben Maßnahmen zur Förderung der rationalen Antibiotikatherapie in der Humanmedizin zählt dazu auch ein Verbot oder zumindest eine deutliche Begrenzung der Antibiotikaabgabe in der Tiermast", sagte der Bundesärztekammer-Präsident.
In Deutschland wurden mit der Antibiotika-Resistenzstrategie wichtige Maßnahmen auf den Weg gebracht, mit denen unter anderem die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika, alternativer Therapiemethoden und schnellerer Testverfahren verstärkt werden sollen. In der ärztlichen Aus- und Weiterbildung werden grundlegende Kenntnisse über Antibiotika-Resistenzen und einer rationalen Antibiotika-therapie vermittelt.
Eine hohe Arbeitsdichte ist größte Risiko für nosokomiale Infektionen
Aktuell hat die Bundesärztekammer die strukturierte curriculare Fortbildung „Antibiotic Stewardship“ beschlossen, mit der Strategien zum rationalen Einsatz von Antiinfektiva vermittelt werden. Montgomery begrüßte die in dieser Woche gestartete Antibiotika-Verbrauchs-Surveillance des Robert Koch-Instituts, die erstmals allen Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen die Möglichkeit bietet, Antibiotikaverbrauch mit Referenzdaten zu vergleichen.
Ein weiteres Augenmerk müsse auf die Vermeidung nosokomialer Infektionen gelegt werden. "Wir müssen die Strukturen im Bereich der Krankenhaushygiene durch den Ausbau von Lehrstühlen und Instituten so fördern, dass ausreichend in Krankenhaushygiene qualifizierte Fachärzte für Hygiene und Umweltmedizin sowie für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie zur Verfügung stehen."
Der BÄK-Präsident wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es in Krankenhäusern bereits bei der täglichen Patientenversorgung an ausreichend ärztlichem und pflegerischem Personal mangele. „Aus Studien wissen wir, dass eine hohe Arbeitsdichte das größte Risiko für nosokomiale Infektionen darstellt. Deshalb brauchen wir insbesondere in infektiologischen Risikobereichen wie Intensivstationen mehr Ärzte und Pflegepersonal."
Quelle: BÄK, 17.11.2017
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