Hirnströme bei Fehlhandlungen verraten das Geschlecht

Unterschiede zwischen Frauen und Männern
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Dr. Adrian Fischer (li.) und Prof. Dr. Markus Ullsperger
Dr. Adrian Fischer (li.) und Prof. Dr. Markus Ullsperger im EEG-Labor des Lehrstuhles für Neuropsychologie. Center for Behavioral Brain Sciences, Uni Magdeburg, Dirk Mahler
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Eine Studie Magdeburger Neurowissenschaftler zeigt geschlechtsspezifische Reaktionen auf Fehler. Allein aus den Hirnströmen lässt sich das Geschlecht vorhersagen.

Männer sind schneller und Frauen flexibler: Die Gehirne von Männern und Frauen reagieren unterschiedlich auf eigene Handlungsfehler. Diese Unterschiede sind so signifikant, dass sich allein aus den gemessenen Hirnströmen das Geschlecht vorhersagen lässt. Die Unterschiede in der Verarbeitung von Fehlhandlungen bei Frauen und Männern zeigen außerdem die Notwendigkeit geschlechterspezifischer Diagnose und Therapie psychischer Störungen.

Das sind die Ergebnisse einer internationalen Studie, die Neurowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zusammen mit Kolleginnen und Kollegen des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und der Universität Nottingham durchgeführt und soeben veröffentlicht haben.

Versuch mit 895 Probanden

Bei 895 gesunden jungen Männern und Frauen wurde mittels Hirnströmen gemessen, wie sie auf gerade begangene, eigene Handlungsfehler reagieren. Die Probanden bekamen eine Aufgabe, die sie trotz ablenkender Reize wiederholt korrekt ausführen mussten. Die dabei entstehenden Fehler sind mit Flüchtigkeitsfehlern beim Bedienen technischer Geräte durch falsche Tastendrücke zu vergleichen.
„Sobald wir einen Fehler machen, reagiert unser Gehirn im Bruchteil einer Sekunde und ermöglicht es uns, unser Verhalten effektiv anzupassen“, so Prof. Dr. Markus Ullsperger, Inhaber des Lehrstuhls für Neuropsychologie der Universität Magdeburg und Seniorautor der Studie. „Eine mögliche Reaktion besteht darin, nachfolgende Handlungen abzubremsen, um weitere Fehler zu vermeiden. Eine andere führt dazu, dass wir die Aufmerksamkeit auf die wesentlichen Reize richten und ablenkende Reize ignorieren.“

Fehlernegativierung bei Männern größer

Bei den Probanden zeigte sich, dass Männer die gestellten Aufgaben etwas schneller bearbeiten konnten als Frauen. Gleichzeitig reagierten ihre Gehirne stärker auf Handlungsfehler als die der Frauen: Eine auf der Kopfoberfläche messbare Spannungsänderung, die so genannte Fehlernegativierung, ist bei Männern größer. Die Frauen hingegen passten ihr Verhalten nach begangenen Fehlern flexibler an und verlangsamten ihre Reaktionen deutlich stärker als Männer. Allein die Muster der fehlerbezogenen Hirnströme reichen aus, um ohne die jeweilige Person zu sehen ihr Geschlecht vorherzusagen.

„Da die Häufigkeit vieler psychischer Erkrankungen, die zu Fehlhandlungen führen, unterschiedlich auf die Geschlechter verteilt ist, versteht man vielleicht die Geschlechtsunterschiede bei den Patienten auch besser, wenn man die Abweichungen bei Gesunden erklären kann“, so Dr. Adrian Fischer vom Lehrstuhl Neuropsychologie der Universität Magdeburg und Erstautor der Studie. „Die Fähigkeit, auf Fehler zu reagieren zeigt sich verändert unter anderem bei der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung oder der Schizophrenie. Daher erscheint es sinnvoll, verstärkt geschlechterspezifische Studien zu Ursachen, Diagnostik und Therapie dieser Störungen vorzunehmen.“ (idw, red)

Literatur:

Fischer AG, Danielmeier C, Villringer A, Klein TA, Ullsperger M (2016): Gender influences on brain responses to errors and post-error adjustments. Scientific Reports (in press).

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