HI-Virus: Zweiter Berliner Patient geheilt

Charité Berlin
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T-Zelle HI-Virus
Kolorierte elektronenmikroskopische Aufnahme einer T-Zelle (Immunzelle), die von HI-Viruspartikeln (gelb) infiziert worden ist. © © National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID)
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HIV ist unheilbar – eigentlich. In wenigen, vereinzelten Fällen ist eine Heilung gelungen. Zuletzt in Berlin, wo bereits der zweite Patient vollständig vom HI-Virus befreit wurde.

2008 gelang es den Medizinerinnen und Medizinern der Charité weltweit erstmals, einen Patienten vollständig vom HI-Virus zu befreien. Er ging in die Medizingeschichte ein als Berliner Patient. Seitdem sind vier weitere Patienten weltweit nach derselben Methode von HIV geheilt worden. Jetzt vermeldet die Charité, dass es in Berlin erneut gelungen ist, die HIV-Infektion zu besiegen – jedoch nach einem anderen Behandlungsschema, was eine erneute Erklärung des genauen Heilungsmechanismus notwendig macht.

Wichtige Genmutation der Spenderzellen

Bisher gelang die Heilung mithilfe von bestimmten Stammzelltransplantationen. Dafür mussten die Patientinnen und Patienten jedoch sehr genaue Krankheitsverläufe vorweisen. Die Stammzelltransplantation kommt nur für Patienten infrage, die zusätzlich zur HIV-Infektion an einer bestimmten Form des Blut- oder Lymphknotenkrebs erkrankten, diese sich jedoch nicht mit einer Chemo- oder Strahlentherapie eindämmen ließ.

Mithilfe der Stammzelltransplantation werden dann Stammzellen einer gesunden Person auf die erkrankte Person übertragen, wodurch sich das Immunsystem austauscht und nicht nur den Krebs besiegt, sondern bestenfalls auch die HIV-Infektion. Bisher ging man jedoch davon aus, dass auch der Spender/die Spenderin bestimmte Voraussetzungen erfüllen muss. Nämlich die sogenannte Delta-32-Mutation am CCR5-Rezeptor. Diesen Rezeptor benötigt das HI-Virus, um an den Immunzellen andocken zu können. Die Mutation verhindert jedoch das eindringen und macht den Mutationsträger immun. Doch nur circa ein Prozent der europäischen Bevölkerung besitzt diese Mutation.

Abweichende Behandlungsmethode

Wenn ein Stammzellspender gefunden wird, der zum Empfänger passt und die Mutation trägt, kann neben dem Krebs auch die HIV-Infektion besiegt werden. Nach diesem Prinzip wurden die bisherigen Patienten geheilt unter der Annahme, dass nur eine vollständige Mutation zur kompletten Heilung führen kann. Doch beim aktuellen Patienten gab es keinen passenden Spender/Spenderin. Der Patient infizierte sich 2009 mit HIV und erkrankte zusätzlich 2015 an akuter myeloischen Leukämie (AML). Ein Team der Charité mit dem Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie übernahm die Behandlung.

Das Risikoprofil des Patienten zeigte, dass neben der Chemotherapie auch eine Stammzelltransplantation notwendig sei. Es konnte jedoch eine Spenderin ausfindig gemacht werden, die sowohl die normale Version des CCR5-Rezeptors trägt als auch die Mutation. Das ist der Fall, wenn nur ein Elternteil die Mutation enthält weitervererbt. Hierdurch war jedoch keine Heilung von HIV für den zweiten Berliner Patienten in Aussicht.  Umso überraschter waren das Behandlungsteam und der Patient, als sich das HI-Virus trotzdem im Körper nicht mehr finden ließ – und das mittlerweile seit fünf Jahren.

Heilungschancen für mehr Betroffene?

Unklar ist nun, weswegen der Patient sowohl vom Krebs als auch von HIV geheilt ist. Bisher ging man davon aus, dass nur eine Stammzelltransplantation mit Mutation zu einer vollständigen Heilung führen kann. Das behandelnde Team zieht nun mehrere Erklärungen in Betracht, wie z.B. die Geschwindigkeit, mit der sich das Immunsystem austauscht, als auch spezielle Eigenschaften des Immunsystems der Spenderin, welches vielleicht besonders aktive natürliche Killerzellen erhält. 

Dies gilt es zu klären, um weitere Patienten von HIV zu heilen. Aufgrund der hohen Risiken einer Stammzelltransplantation ist diese Methode jedoch nicht für alle Betroffenen geeignet. Das behandelnde Team hofft jedoch, nach der genauen Klärung der Heilung des zweiten Berliner Patienten neue Behandlungskonzepte entwickeln zu können, die weiteren HIV-Infizierten zugänglich gemacht werden können.

Quelle: Charité Berlin

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