In Großbritannien hätten Wissenschaftler des Francis Cricks Instituts Genehmigung erhalten, die Gensequenz menschlicher Embryonen zu verändern, teilte Anfang Februar die zuständige Behörde für Befruchtung und Embryologie (HFEA) mit. Ziel der Forschungsgruppe um die Wissenschaftlerin Kathy Niakan ist es, festzustellen, wie sich ein menschlicher Embryo entwickelt. Die Forschung könnte nach Aussage des Francis Cricks Instituts dazu beitragen, die Entwicklung eines menschlichen Embryos nach einer In-vitro-Fertilisation zu verbessern und die Ursachen der Unfruchtbarkeit weiter zu erforschen. Die Erlaubnis gelte ausschließlich zu Forschungszwecken, betonte die Behörde. Die veränderten Embryonen dürften keiner Frau eingepflanzt werden. Eine Ethikkommission müsse der Forschung noch zustimmen.
Mehrere britische Wissenschaftler begrüßten die Entscheidung. Damit würden neue Einblicke in grundlegende Genmechanismen gewonnen, sagte beispielsweise der Gynäkologe Peter Braude vom Londoner King’s College.
In Deutschland sind solche Eingriffe verboten. Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Christiane Woopen, kann es sich auch nicht vorstellen, „dass irgendeine Diskussion im Hinblick auf die Erlaubnis einer solchen Forschung oder auf eine Änderung des Embryonenschutzgesetzes gerichtet würde“. Woopen zeigte sich besorgt über die Entwicklung in Großbritannien und hält die Entscheidung für unverantwortlich. „Es gibt zwei Probleme, die man dabei bedenken muss. Das erste Problem betrifft die Embryonenforschung, bei der gesunde menschliche Embryonen verbraucht werden. Was jetzt neu hinzu kommt, ist der Eingriff in die menschliche Keimbahn, das heißt die Veränderung des genetischen Materials, das als biologische Grundlage für die weitere Entwicklung des Embryos dient. Das war bisher überall verboten“, sagte sie im Norddeutschen Rundfunk. Die Wissenschaftler seien einfach losmarschiert, „und das halte ich für ein schlechtes Zeichen angesichts der Verantwortung, die Wissenschaft auch für die gesellschaftliche Situation hat“.
Der deutsche Experte Hans Schöler bewertet die Entwicklung ebenfalls mit Skepsis: „Diese Forschung hat eine neue Qualität. Sie öffnet eine Tür, gezielt in die Keimbahn eines menschlichen Embryos einzugreifen“, sagte der Leiter des Max-Planck-Instituts für molekulare Biomedizin in Münster der Deutschen Presse-Agentur. „Dass solche Eingriffe nicht durchgeführt werden, war bislang internationaler Konsens. Die Briten wollen offenbar eine Vorreiterrolle einnehmen.“
Bereits im März vergangenen Jahres hatte internationale Wissenschaftler in der Zeitschrift „Nature“ einen Aufruf veröffentlicht, in dem sie forderten, auf weitere Experimente zur Manipulation des Erbguts in menschlichen Keimbahnen vorerst zu verzichten.
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