Dr. Dr. Andreas Schwarzer, Ltd. Oberarzt der Abteilung für Schmerzmedizin des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil (Leitender Arzt: Prof. Dr. Christoph Maier), erhielt am 23.04.2016 den Sertürner Preis 2015. Erstmals konnte er mit seiner Arbeitsgruppe nachweisen, dass Opioide, die zur Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt werden, zu erheblichen nächtlichen Atemstörungen führen können, die nach Beendigung der Opioid-Therapie wieder verschwinden.
Als Ko-Autoren mit ausgezeichnet wurden Dr. Marie Aichinger-Hinterhofer, die die komplexen Polysomnographien für ihre Doktorarbeit durchführte, Jan Vollert und Prof. Dr. Christoph Maier (alle Schmerzklinik, Bergmannsheil). Einen entscheidenden Beitrag leistete auch Dr. Jörg Walther, Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IPA), dessen pulmologisch-schlafmedizinische Kompetenz die Durchführung dieser Studie ermöglicht hat. Der Preis, der mit 10.000 Euro dotiert ist, wurde überreicht auf der Jahrestagung der Sertürner Gesellschaft.
Die Patienten, die infolge von Opioideinnahme unter nächtlichen Atemstörungen leiden, fallen dem Arzt nur durch eine Tagesmüdigkeit auf. Der nächtliche Sauerstoffmangel könnte erklären, warum bei Patienten mit länger andauernder Opioideinnahme häufiger kardiovaskuläre Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall auftreten. Aus den Ergebnissen der Studie lassen sich praktische Konsequenzen für die schmerzmedizinische Therapie gewinnen. „Eine falsche Schlussfolgerung wäre sicherlich, Opioide nicht mehr bei chronischen Schmerzen einzusetzen“, erläutert Dr. Schwarzer. „Stattdessen ist unsere Konsequenz aus dieser Arbeit, dass der Arzt auf entsprechende Symptome achten und gegebenenfalls die Therapie anpassen muss.“ In der preisgekrönten Arbeit konnten die Forscher nämlich auch feststellen, dass unterhalb einer bestimmten Dosis bei der Opioid-Gabe keine nächtlichen Atemstörungen auftraten. (idw, red)
Hintergrundinformation:
Die Sertürner Gesellschaft ist nach dem Apotheker Friedrich W. A. Sertürner benannt, der 1805 erstmals Morphium aus dem Mohnblütensaft synthetisieren konnte und damit einen entscheidenden Fortschritt für die Therapie schwerster Schmerzzustände ermöglicht hat. Auf der Jahrestagung der Fachgesellschaft wird auch der gleichnamige Sertürner-Preis verliehen, der mit 10.000 Euro dotiert ist und von der Firma Mundipharma GmbH (Limburg, Deutschland) gestiftet wird. Weitere Informationen: www.sertuerner-gesellschaft.de
Schwarzer A, Aichinger-Hinterhofer M, Maier C, Vollert J, Walther J W: Sleep-disordered breathing decreases after opioid withdrawal: results of a prospective controlled trial. Pain. 2015 Nov; 156(11): 2167-74
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