Gesundheitspolitischer Abend

Kassenärztliche Vereinigung
DVTA Bundesvorstand
Gesundheitspolitischer Abend
Bundesminister Gröhe war auf dem gesundheitspolitischen Abend der KV Nordrhein © BMG/Jochen Zick (action press)
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Auf Einladung der KV Nordrhein fand am 20. Juni 2017 ein gesundheitspolitischer Abend mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe in Düsseldorf statt.

In den Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) sind die Ärzte und Psychotherapeuten aus dem ambulanten Sektor organisiert. Die KV schließt auf Landesebene mit den Verbänden der Krankenkasse Verträge zur Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung (inklusive Notdienst, Bedarfsplanung, Abrechnungsprüfung und Honorarverteilung) im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung ab. Darüber hinaus tritt sie als Interessensvertretung der niedergelassenen Ärzteschaft auf. Auf Bundesebene bilden alle KVen die Kassenärztliche Bundesvereinigung, die unter anderem im Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) mitarbeitet.

Eingangs lobte Dr. med. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein, den stetigen Einsatz des Bundesgesundheitsministers in der Palliativmedizin, welche als Spannungsfeld zwischen Medizin und Ethik gelte. Laut Bergmann kann die auf der Basis des Hospitz- und Palliativgesetzes „neu gestaltete Zusammenarbeit (...) als Blaupause für zukünftige Herausforderungen dienen.“ Zu den zentralen Strukturdefiziten zähle neben der sektoralen Abgrenzung in der Versorgung auch der (ärztliche) Nachwuchsmangel sowie die hohe Arbeitsverdichtung in den Kliniken.

„Das deutsche Gesundheitswesen gehört zu den besten der Welt“, betonte Dr. med. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV. Besonders stolz ist Gassen auf den niederschwelligen Zugang und die garantierte Leistungsfähigkeit des Systems rund um die Uhr. Eine Gerechtigkeitsdiskussion vor diesem Hintergrund sei „albern“, abgesehen von den Honorarsätzen unter anderem in Nordrhein. Allerdings sei eine Innovationsdebatte notwendig, um das System weiterzuentwickeln. Zur Bundestagswahl hat die KBV gemeinsam mit den KVen einen Acht-Punkte-Plan zur Sicherstellung formuliert. Vorschläge sind unter anderem die Verbesserung der sektoralen Zusammenarbeit, eine koordinierte Inanspruchnahme von Leistungen sowie die Entwicklung von neuen Bereitschaftsdienstmodellen im ambulanten Sektor, welche die Gewohnheiten der Bevölkerung einschließen. Zudem wird eine Neuregulierung der Zusammenarbeit mit nicht ärztlichen Gesundheitsberufen befürwortet. Mehrfach betonte Gassen, dass lediglich die Delegation von Aufgaben an Gesundheitsberufe von der KBV unterstützt werde, da eine Substitution von Leistungen auch Honorareinbußen für die Ärzteschaft zur Folge hätte.

Auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe betonte die Qualität des Gesundheitswesens, zeigte dabei aber auch die Aufgaben des Systems auf, welche durch die Veränderungsprozesse in Bevölkerung und Medizin entstehen. Gröhe unterstützte eine selbstbewusste Beteiligung der Ärzteschaft an der Delegationsdebatte, wies aber auch darauf hin, dass Vorschläge präsentiert werden müssten, damit die Gestaltung nicht der Politik allein überlassen werde. Insbesondere die Gesundheitsberufe müssten attraktiver gestaltet werden, um dem Nachwuchsmangel entgegenzuwirken. Vor allem eine fehlende Ausbildungsvergütung oder Schulgeld seien von gestern. Weiter wünscht sich Gröhe deutsche Berufs- und Projektbezeichnungen, welche alle Patienten mühelos verstehen können. Speziell an die Ärzteschaft richtete er die Botschaft, dass der ambulante und der stationäre Sektor miteinander (anstatt gegeneinander) arbeiten müssen und die Kommunikation mit Patienten auf Augenhöhe erfolgen sollte. Seine zentralen Ziele für eine mögliche zweite Amtszeit: Vernetzung der Sektoren und Nachwuchsförderung als Antwort auf die demografische Entwicklung.

Die im Anschluss geführte Diskussion wurde von Thomas Grünert, dem Chefredakteur des Vincentz Network Berlin, moderiert. Schwerpunkt der Diskussion war neben der ärztlichen Freiberuflichkeit der Einsatz digitaler Technologien im Gesundheitswesen (E‑Health). Grundsätzlich sei eine anwenderorientierte Umsetzung der Digitalisierung, die das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient nicht störe, nur ein Eckpfeiler eines zukunftsfähigen Gesundheitssystems. Als Folge sei die Entwicklung effizienterer wie kostengünstigerer Verfahren denkbar, damit der Arbeits- sowie Patientenalltag erleichtert werden.

Die vom DVTA vorbereiteten Fragen zu den MTA-Berufsgruppen wurden nicht zur Diskussion gestellt.

Bundesvorstand, Bundesvorstandsreferentin und Syndikusrechtsanwältin

Entnommen aus MTA Dialog 8/2017

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