Mehr als 2.200 Kinder und Jugendliche erkranken jährlich in Deutschland an Krebs, rund 700 von ihnen an Blutkrebs. Damit ist Blutkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Kindern. Viele der Patienten benötigen eine Stammzelltransplantation und sind daher auf eine Stammzellspende angewiesen. Zum Internationalen Kinderkrebstag wenden sich die DKMS und der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) erstmalig als Kooperationspartner an die Öffentlichkeit. Ab jetzt wollen sie verstärkt gemeinsam über das Thema Blutkrebs informieren – und über die Möglichkeit, den Betroffenen zu helfen.
„Jeder, der sich als potenzieller Stammzellspender registrieren lässt, kann die Überlebens- und Heilungschancen von Blutkrebspatienten verbessern“, erklärt Prof. Dr. Thomas Klingebiel, Vorsitzender des Medizinischen Beirats der DKMS. „Um mit dieser Botschaft so viele Menschen wie möglich zu erreichen, ist es wichtig, sich zu vernetzen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen.“ Das findet auch Dr. Juliane Folkerts vom Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ): „Dem Krebs durch Information und Aufklärung wirksam entgegenzutreten – das ist uns, genauso wie der DKMS, ein großes Anliegen.“
90 Prozent der Kinder mit einer ALL können dauerhaft geheilt werden
Von den etwa 700 Kindern, die jährlich in Deutschland an Blutkrebs erkranken, erhalten nahezu 80 Prozent die Diagnose akute lymphatische Leukämie (ALL). Eine ALL entwickelt sich innerhalb weniger Wochen und geht mit schweren Krankheitssymptomen einher, unbehandelt verläuft sie meist tödlich. Die gute Nachricht: Wenn die Behandlung rasch erfolgt, dann führt sie häufig zur Heilung. Heute können etwa 90 Prozent der Kinder mit einer ALL dauerhaft geheilt werden. Führt eine intensive herkömmliche Chemotherapie nicht zum Erfolg, kommt meist eine allogene Stammzelltransplantation zum Einsatz. Insgesamt sind akute Leukämien mit Abstand die häufigste Indikation für eine allogene Stammzelltransplantation im Kindesalter.
„Allogen“ bedeutet im Gegensatz zu „autolog“, dass dem Patienten keine eigenen Stammzellen, sondern die Stammzellen eines anderen Menschen, eines Spenders, übertragen werden. Im Jahr 2018 haben – entsprechend den aktuellsten Zahlen des Deutschen Registers für Stammzelltransplantationen –430 Kinder unter 18 Jahren eine allogene Stammzelltransplantation erhalten. 264 von ihnen fanden keinen Spender in der eigenen Familie und waren auf einen Fremdspender angewiesen. 149 dieser Stammzellspenden von Fremdspendern – also mehr als die Hälfte – waren Stammzellspenden von DKMS-Spendern.
9,8 Millionen potenzielle Stammzellspender
Dank Stammzellspenderdateien wie der DKMS finden heute in Deutschland neun von zehn Blutkrebspatienten einen Stammzellspender. Aber das bedeutet eben auch: Jeder zehnte Blutkrebspatient findet keinen. „Gäbe es keine Stammzellspenderdateien, dann wäre die Suche nach einem Stammzellspender vergleichbar mit der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen“, erklärt Dr. Folkerts. „Jeder sollte daher wissen, dass es die Möglichkeit gibt, Stammzellspender zu werden.“ Bei der DKMS sind aktuell mehr als 9,8 Millionen potenzielle Stammzellspender registriert. Im Jahr 2019 haben weltweit 7.720 Patienten eine Stammzellspende von DKMS-Spendern erhalten. Von den 5.603 DKMS-Stammzellspenden, die im Jahr 2019 allein in Deutschland entnommen wurden, gingen 14,5 Prozent an Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren.
Warum nicht im Sinne aller Betroffenen von den jeweiligen Stärken profitieren? Das fragten sich Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes am DKFZ, und Dr. Dr. Alexander Schmidt, Geschäftsführer Medizin & Wissenschaft der DKMS, und beschlossen ein engeres Miteinander. „Gemeinsam sind wir stärker, wenn es darum geht, Patienten und ihre Angehörigen kompetent und umfassend zu informieren“, so Schmidt. Und Weg-Remers betont: „Die DKMS hat es geschafft, mit dem Thema Stammzelltransplantation viele Menschen nachhaltig zu erreichen und zu sensibilisieren. Gemeinsam mit ihr kann es uns gelingen, dass mehr Menschen in Deutschland erfahren, dass sie sich mit allen Fragen rund um Krebs an den Krebsinformationsdienst wenden können.“
Quelle: DKMS, 11.02.2020
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