Bundesweit kamen 2018 fast 788.000 Kinder zur Welt - davon rund jedes elfte zu früh, also vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche. Allein die TK zählte rund 8.000 Babys mit einer Frühgeborenen-Diagnose. Verglichen mit Kindern, die zum Termin geboren sind, haben Frühgeborene in den ersten acht Lebensjahren ein höheres Risiko für leichte und mittlere Entwicklungsstörungen (Risiko um 44 Prozent erhöht), Sehbeeinträchtigungen (33 Prozent), chronische Bronchitis (30 Prozent) und akute Erkrankungen der unteren Atemwege (14 Prozent). Das belegt der aktuelle Kindergesundheitsreport der TK. Insgesamt zeigt sich bei 22 Krankheitsgruppen, die Kinder häufig betreffen, ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für früh geborene Kinder.
Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK: "Bei der jetzt anstehenden Weiterentwicklung des Nationalen Gesundheitsziels 'Gesundheit rund um die Geburt' ist es wichtig, wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis zu bringen. Hier kann unser Kindergesundheitsreport Anstöße liefern." So sollten Eltern, Erzieher und Kinderärzte zum Beispiel bei Verhaltensauffälligkeiten oder Sprachproblemen nicht erst dann genauer hinschauen, wenn die Kinder ins Schulalter kommen.
Eine bionische Gelmatratze
Die TK unterstützt Frühgeborene unter anderem mit einem Pilotprojekt unter dem Namen "Babybe". Dabei wird an derzeit bundesweit neun Kliniken eine bionische Gelmatratze eingesetzt. Mit ihr kann der wichtige enge Körperkontakt zu den Eltern auch in Zeiten einer notwendigen Trennung von den Eltern simuliert werden. Die spezielle Unterlage im Inkubator bildet Stimme, Atmung und Herzschlag der Mutter nach. Erste Ergebnisse lassen vermuten, dass Frühchen dadurch ruhiger atmen, einen stabileren Herzschlag bekommen und besser zunehmen.
Die Ursachen für Frühgeburten sind komplex. Risikofaktoren können bestimmte Erkrankungen der Mutter wie Diabetes, Bluthochdruck und unbehandelte Infektionskrankheiten, Veränderungen der Gebärmutter oder Plazenta, Fruchtbarkeitsbehandlungen und Tabakkonsum sein. Auch Adipositas oder Depressionen können eine Rolle spielen, dazu ist die Studienlage allerdings noch nicht so klar. Baas: "Hier kann die Forschung noch weitere Aufklärung leisten."
Mit Blick auf die Bedeutung psychischer Belastungen in der Schwangerschaft bietet die TK ihren Versicherten seit Januar 2019 an, an dem Projekt „Mind:Pregnancy“ teilzunehmen. Das Modellprojekt soll die psychische Gesundheit der Schwangeren stärken. Es erweitert die herkömmliche Schwangerenvorsorge um ein klinisch gesichertes Screening auf Anzeichen von Depressionen, Ängsten und Stress. Betroffene können ein ausführliches psychologisches Gespräch an den Unikliniken Heidelberg oder Tübingen wahrnehmen – auf Wunsch auch per Videosprechstunde. Bei Bedarf wird den Teilnehmerinnen ein online-basiertes Achtsamkeitstraining angeboten.
Quelle: TK, 14.11.2019
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