Was für Frauen heute eine Selbstverständlichkeit ist, musste vor über 100 Jahren hart erkämpft und erstritten werden. Trotzdem liegt nach 100 Jahren Wahlrecht der Frauenanteil im Bundestag bei bescheidenen 30 Prozent, das ist der niedrigste Stand seit 1994. Frauen sind in den Landtagen und Parteien deutlich unterrepräsentiert. Nur zehn Prozent der Bürgermeisterämter werden in Deutschland von Frauen ausgeführt. Das gemeinsame Plädoyer der beiden früheren Kommunalpolitikerinnen und Bürgermeisterinnen lautete: Frauen, macht Kommunalpolitik!
Aus eigener Erfahrung wissen Giffey und Dreyer: Das bedeutet Politik direkt vor der Haustür, mit der man viel bewegen kann. „Wenn die Hälfte der Bevölkerung aus Frauen besteht, dann gibt es eigentlich keinen Grund, warum das in den Parlamenten und Führungsetagen anders sein soll“, forderte Giffey und fragte in die Runde, „Wer weiß, wie groß der Anteil von Frauen in Führungspositionen DAX-notierter Unternehmen ist?“ Er liegt bei mageren sechs Prozent.
Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die gleichermaßen von beiden Geschlechtern verwirklicht werden muss und beginnt, wie der SPD-Fraktionsvorsitzende Alexander Schweitzer in seinem Grußwort betonte, mit der Diskussion der Gleichstellung in den eigenen Reihen. Es müsse ernsthaft geprüft werden, ob die Erhöhung des Frauenanteils in den Landtagen und im Bundestag über eine Wahlrechtsreform möglich ist.
Das Foto des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) vom März 2018 mit dem Titel „Führungsmannschaft des BMI komplett“, zeigt, dass wir noch lange nicht am Ziel sind und es noch viel zu tun gibt. Alle acht Staatssekretärsstellen des BMI sind von Männern besetzt. Gleichstellung bedeutet gleicher Lohn für gleiche Arbeit, angemessene Bezahlung, Wertschätzung und Anerkennung der sozialen Berufe, Unterstützung der Frauen auf dem Weg in die Politik zur Überwindung struktureller Hürden, Schaffung einer flächendeckenden Infrastruktur für Frauen und Männer, die Gewalt erfahren mussten, Akzeptanz in den Unternehmen für Männer, die Erziehungszeiten in Anspruch nehmen möchten, Unterstützung Alleinerziehender und noch vieles mehr. Die Liste zur Gleichstellung von Frauen und Männern ist lang und Politik, Verbände und Zivilgesellschaft müssen hierzu gemeinsam ihren Beitrag leisten.
Dreyer stellte klar: „Feminismus bedeutet nicht, gegen die Männer, sondern immer für die Frau zu kämpfen. Der Zusammenhalt der Frauen untereinander muss insgesamt und parteiübergreifend noch größer werden, um die Männer von unseren Zielen zu überzeugen.“
Die Vorsitzende des Arbeitskreises Gleichstellung und Frauenförderung der SPD-Landtagsfraktion Rheinland-Pfalz, Jaqueline Rauschkolb, forderte in ihrem Schlusswort alle Frauen dazu auf: Engagiert euch politisch und mischt euch ein!
Entnommen aus MTA Dialog 3/2019
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