Fragenkatalog an die Politik

Bundestagswahl
Bündnis TA
Berufspolitik
In den bundesweit reglementierten technischen Assistenzberufen der Medizin fehlt bisher eine Aktualisierung der Ausbildungs- und Prüfungspläne. © wavebreakMicro–Fotolia
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Im Jahr 2012 wurde das Bündnis TA in Hamburg von den Vertretern fünf naturwissenschaftlich-technischer Verbände geschlossen, damit die gemeinsamen Energien für die Assistentenberufe in Naturwissenschaft und Medizin gebündelt werden.

Initiale Idee des Bündnis TA ist es, die unangemessene Einordnung der TA-Ausbildung im Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) wesentlich zu verbessern. Die Mitglieder des Bündnisses TA sind der Dachverband für Technologen und Analytiker in der Medizin Deutschland e.V. (DVTA), der Bundesverband der Pharmazeutisch-technischen Assistenten e.V. (BVpta), der Verband Biologisch-technischer Assistenten e.V. (vbta), der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland e.V. (VBIO) und die Arbeitsgruppe Berufliche Bildung in der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) sowie verschiedene Experten für Fortbildung und Weiterbildung.

Zur Bundestagswahl 2017 hat das Bündnis TA einen Fragenkatalog an die Politik gerichtet, den wir Ihnen nachstehend abdrucken und dessen Forderungen der DVTA voll unterstützt.

Fragen an die Kandidaten zur Bundestagswahl

I.      Ein zentrales Aktionsfeld am Standort Deutschland ist die Digitalisierung von Bildung, Wirtschaft und Wissenschaft.

Frage 1:
Wie sichern Sie die Finanzierung der beruflichen digitalen Ausbildung (technische und personelle Ressourcen) im Bereich Naturwissenschaften, Pharmazie und Medizin?

Bisher

  • schneiden die beruflich Auszubildenden schon vor der beruflichen Ausbildung bei der Benutzung digitaler Techniken in Deutschland1 besonders schlecht ab.

  • ist die digitale Infrastruktur an den Berufsfachschulen (WLAN, digitale Smartlabs et cetera) nur schwach ausgebaut.

  • fehlen den Lehrkräften im Bereich der beruflichen Ausbildung in Naturwissenschaften, Pharmazie und Medizin Orientierung und Fortbildungen zum Angebot digitaler Fachinhalte.

Frage 2:

Welche Maßnahmen sind aus Ihrer Sicht zur Stärkung und Förderung der technischen Assistenzberufe im Bereich Naturwissenschaften, Pharmazie und Medizin auf dem europäischen Arbeitsmarkt geeignet?

Zurzeit

  • sind die technischen Assistenzberufe im europäischen Bildungsraum trotz der nachgewiesenen hohen Kompetenz, neues fachspezifisches Wissen selbstständig zu erwerben, in Deutschland auf ein niedrigeres Niveau eingestuft als vergleichbar kompetente Assistenten aus anderen europäischen Ländern.

  • erlauben die starren Reglementierungen der technischen Assistenzberufe den Berufsangehörigen nicht, sich durch Modularisierung an die mit der Digitalisierung steigenden technischen Anforderungen in der individualisierten Biomedizin anzupassen.

  • stellt die Arbeitswelt 4.0 hohe Anforderungen an die technischen Assistenten der Naturwissenschaft, Pharmazie und Medizin. Sie müssen aufgrund der rasanten Entwicklung innovativer Technologien eine Vielzahl neuer technischer Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben und sich so extrem schnell technologischen Bedingungen anpassen.

  • sind Erfahrungen im Projekt- und Change-Management sowie aktuelle Kenntnisse in Datenschutz, Datensicherheit und Informationssystemen unerlässlich.

Frage 3:

Welche Instrumente werden Sie ergreifen, um Rahmenbedingungen für die technischen Assistenzberufe zu schaffen, die es diesen Berufen erlauben, sich an die künftigen Bedürfnisse der digitalen Entwicklung optimal anzupassen?

In Zukunft

  • benötigen Industrie, Pharmaunternehmen, Biotechnologie und die medizinische Versorgung gut auf dem Stand eines fachlichen und apparativen Sollstandards ausgebildete technische Assistenten in Naturwissenschaft, Pharmazie und Medizin.

  • wird eine international konkurrenzfähige Forschung und Entwicklung nur möglich sein, wenn für die Fachkräfte aus den technischen Assistenzberufen die Möglichkeit einer grundständigen akademischen Ausbildung umgesetzt wird, um eine bessere Durchlässigkeit im Bildungssystem zu gewährleisten. Dies hat auch der Wissenschaftsrat empfohlen.


II.     Ein Eckpfeiler der bundesdeutschen Bildungspolitik ist das berufliche Bildungssystem, das weltweit höchste Anerkennung erfährt.

Frage 4:
Welche Maßnahmen ergreifen Sie auf Bundesebene, um die bundeseinheitlich reglementierte Ausbildung von technischen Assistenten in Pharmazie und Medizin zu reformieren, und auf welchem Weg wollen Sie auf die Bundesländer zur Erhaltung und Weiterentwicklung der vollzeitschulischen beruflichen Ausbildung im Bereich Naturwissenschaften einwirken?

Bisher

  • ist die vollschulische, berufliche Ausbildung technischer Assistenten im Bereich Naturwissenschaften, Pharmazie und Medizin auf die Niveaustufe vier des Deutschen Qualifikationsrahmens eingestuft.

  • benötigt die von den Bundesländern unterschiedlich regulierte Ausbildung im Bereich der Naturwissenschaften, wie Biologie und Chemie, mehr Transparenz und Durchlässigkeit.

  • fehlt in den bundesweit reglementierten technischen Assistenzberufen der Medizin eine Aktualisierung der Ausbildungs- und Prüfungspläne.2

  • kommt es bundesweit zu zahlreichen Schließungen von Berufsfachschulen.

Frage 5:

Welche Ansatzpunkte sehen Sie auf nationaler und europäischer Ebene, um die formalen Rahmenbedingungen für die Ausbildung der technischen Assistenzberufe im Bereich Naturwissenschaften, Pharmazie und Medizin zu verbessern?

Zurzeit

  • ist eine Gleichstellung der deutschen fachschulischen Ausbildung der technischen Assistenzberufe im Bereich Naturwissenschaften, Pharmazie und Medizin mit einer im europäischen Ausland erworbenen Ausbildung nicht gegeben.

  • werden deutsche Assistenzberufe in ihrem Recht auf Arbeitnehmerfreizügigkeit behindert.

  • liefert die praxisnahe, vollzeitschulische Berufsausbildung noch genügend Fachkräfte, die wichtige Aufgaben im Gesundheitsbereich, Forschung, Industrie und Verwaltung sowie der biotechnologischen Produktion übernehmen.

  • fehlt der beruflichen Ausbildung der Assistenten in Naturwissenschaften, Pharmazie und Medizin in Hinblick auf den europäischen Arbeitsmarkt eine adäquate Bewertung im europäischen Qualifikationsrahmen, um die Assistenzberufe attraktiv zu halten.

Frage 6:

Wie stellen Sie sich die Übertragung von akademischen Aufgaben, zum Beispiel die rechtlich erlaubte Übernahme ärztlicher Leistungen, durch staatlich geprüfte technische Assistenten vor?

Zurzeit

  • führen technische Assistenten der Naturwissenschaften, Pharmazie und Medizin selbstständig Laboruntersuchungen durch, die Voraussetzungen medizinischer Diagnosen und Therapien sind.

  • erbringen technische Assistenten auf verschiedenen Gebieten der gesundheitlichen und medizinischen Versorgung wichtige Leistungen.

Frage 7:

Welche Weichenstellungen werden Sie vorantreiben, um die Durchlässigkeit im Bildungssystem speziell für technische Assistenzberufe zu fördern, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern und die Wertschätzung von Ausbildung und Berufstätigkeit der technischen Assistenten insgesamt voranzubringen?

In Zukunft

  • wird die Ausbildung der Assistenten in Naturwissenschaften, Pharmazie und Medizin eine international konkurrenzfähige Modularisierung zur besseren Durchlässigkeit im Bildungssystem benötigen.

  • wird in der von Frauen dominierten Ausbildung die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu beachten sein, damit die von der Bundesregierung zugesagte Teilzeitausbildung realisiert wird.

  • wird die Berufsausbildung von technischen Assistenten3 dazu beitragen, die künftigen Herausforderungen der Biomedizin, der Biotechnologie sowie der regenerativen Energien insbesondere des Klimaschutzes zu meistern.

; Internationale Vergleichsstudie „International Computer and Information Literacy Study“ (ICILS), https://www.bmbf.de/de/icils-international-computer-and-information-literacy-study-921.html
2    Kleine Anfrage der Abgeordneten Birgit Wöllert et al. und der Fraktion DIE LINKE. Deutscher Bundestag Drucksache 18/9298, 18. Wahlperiode 27. Juli 2016
3    Im gesamten Text wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Form verwendet. Die weibliche Form ist selbstverständlich immer eingeschlossen.

Entnommen aus MTA Dialog 4/2017

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