Erstmalige Implantation von extraflachem Hörimplantat

Schädel-Scans zeigen Vorteile
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HNO-Klinikdirektor Prof. Plontke bei der OP
HNO-Klinikdirektor Prof. Plontke von der Universitätsmedizin Halle nahm die weltweit erste reguläre Implantation des neuen Gerätes selbst vor. © Universitätsmedizin Halle
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Ein Team der Unimedizin Halle hat erfolgreich die weltweit erste Implantation eines neuen, extraflachen, elektronischen knochenverankerten Hörsystems seit der offiziellen Zulassung durchgeführt.

Eine Analyse der Schädel-Scans von fast 200 Personen habe gezeigt, dass aufgrund der geringen Implantationstiefe fast alle Betroffenen ab neun Jahren davon profitieren könnten, so die Forscherinnen und Forscher. „Das Implantat eignet sich für sogenannte Störungen der Schallleitung zum Innenohr. Das neue Implantatgehäuse ist wesentlich flacher als bisherige Geräte und kann daher bei fast jeder Schädelform eingesetzt werden. Durch seine höhere Leistung verspricht es zudem bessere Ergebnisse bei zusätzlichen Innenohrschwerhörigkeiten. Und der externe Audioprozessor verfügt erstmals über moderne digitale Schallvorverabeitung sowie Anschluss- und Steuerungsmöglichkeiten. Das System kann seine Einstellungen automatisch an die jeweilige akustische Situation anpassen, z.B. an eine ruhige Umgebung, Hintergrundgeräusche oder Musik“, fasst Prof. Stefan Plontke zusammen. Er ist Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie an der Universitätsmedizin Halle und hat die weltweit erste reguläre Implantation des neuen Gerätes selbst vorgenommen.

Dicke des Schädelknochens ist entscheidend

Damit Knochenleitungs-Hörimplantate genügend Platz haben und das Signal an den Knochen weiterleiten können, wird bei der Operation eine kleine Aussparung im Schläfenbein geschaffen. Dieser entscheidende Schritt setzt eine ausreichende Knochendicke voraus. Während der Entwicklungsphase des Herstellers habe die hallesche Forschungsgruppe gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Schweden in einer Studie gezeigt, wie sich die geringe Implantationstiefe des neuen Geräts auf das Nutzungspotenzial auswirkt. Das Forschungsteam simulierte Implantationen anhand von Bilddaten, die zuvor mittels Computertomografie (CT) erhoben wurden. Insgesamt standen die Schädel-Scans von fast 200 Personen, ein Drittel davon Kinder, zur Verfügung, anhand derer digitale 3D-Modelle des jeweiligen Schläfenbeinknochens erstellt wurden. Schädelform und Knochendicke unterschieden sich nicht nur deutlich zwischen Kindern und Erwachsenen, sondern auch innerhalb derselben Altersgruppe.

Weniger Knochenmaterial abtragen

„Der implantierte Teil des neuen Geräts ist nur drei Millimeter dick. Durch die flachere Bauweise muss für das Implantatlager deutlich weniger Knochenmaterial abgetragen werden als bisher. In unserer Studie konnten wir nachweisen, dass die Knochendicke für das neue Implantat und seine Fixierung bereits ab einem Alter von neun Jahren ausreicht. Bis auf ein sechs Monate altes Baby war die Knochendicke auch bei jüngeren Kindern ausreichend für die Implantation und Fixierung“, erklärt Physiker Prof. Torsten Rahne, Leiter der Audiologie und des HNO-Forschungslabors an der Universitätsmedizin Halle, der bereits seit vielen Jahren an der Entwicklung des Systems beteiligt ist.

Schutz von sensiblen Bereichen

Hinter der betroffenen Stelle am Schläfenbein verlaufen wichtige Blutgefäße und die äußere Hirnhaut. Je mehr Knochen erhalten bleibt, desto geringer ist das Risiko, dass diese Bereiche bei der Implantation in Mitleidenschaft gezogen werden. Bereits in der Vergangenheit habe die hallesche Forschungsgruppe an der Entwicklung eines flacheren Hörimplantats mitgewirkt. Gemeinsam mit einem Team der Universitätsklinik und Poliklinik für Radiologie der Universitätsmedizin Halle habe man damals dabei geholfen, die Tiefe des Implantats von 8,7 Millimeter auf 4,5 Millimeter zu reduzieren.

Literatur:
Rahne T, Svensson S, Lagerkvist H, Holmberg M, Plontke SK, Wenzel C: Assessment of Temporal Bone Thickness for Implantation of a New Active Bone-Conduction Transducer. Otol Neurotol. 2021 Feb 1; 42 (2): 278-84, DOI: doi.org/10.1097/mao.0000000000002919.

Quelle: UMH

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