Nach einem der kältesten April-Monate seit rund 40 Jahren dürften die Temperaturen nun endlich steigen. Damit sind jedoch vermehrt Zecken auf Gräsern, Sträuchern und im Unterholz unterwegs auf der Suche nach Opfern. Das Tückische dieser winzigen blutsaugenden Parasiten: Sie können gefährliche Krankheiten auf uns Menschen übertragen, darunter die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Laut Robert Koch-Institut (RKI) wurden im vergangenen Jahr bundesweit 704 FSME-Erkrankungen gemeldet. Das ist die höchste Zahl seit dem Start der Meldepflicht vor 20 Jahren.
„Durch die Corona-Pandemie hat sich das Freizeitverhalten der Menschen geändert“, sagt Apotheker Sven Seißelberg von der KKH Kaufmännische Krankenkasse. „Sie gehen mehr raus in die Natur zum Wandern, Joggen und Radfahren, zum Picknicken und Grillen. Damit steigt das Risiko hierzulande, an einer Frühsommer-Meningoenzephalitis zu erkranken.“ Diese Viruserkrankung wird durch Zeckenstiche übertragen und kann schlimmstenfalls zu einer Hirnhautentzündung führen, zu Schäden des Nervensystems und Lähmungen. Dem Risiko kann jeder mit einer Impfung vorbeugen, die die Ständige Impfkommission (STIKO) für bestimmte FSME-Risikogebiete in Deutschland empfiehlt.
Impfmüdigkeit bei den 25- bis 44-Jährigen
Laut KKH-Daten ließen sich 2019 bundesweit rund 68.800 Versicherte gegen FSME impfen und damit lediglich 3,9 Prozent. Auffallend: die Impfmüdigkeit bei den 25- bis 44-Jährigen. Bei ihnen ging die Quote der FSME-Impfungen von 2009 auf 2019 um 17 Prozent zurück. Ganz anders die 65- bis 79-Jährigen: Von ihnen ließen sich 17 Prozent mehr im genannten Zeitraum impfen, was zeigt, dass Ältere das Risiko ernster zu nehmen scheinen.
Eine Gefahr geht von Zecken vor allem zwischen März und Oktober aus. Ab etwa acht Grad sind die Plagegeister aktiv. Für Einwohner wie Urlauber besteht in Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen ein erhöhtes Risiko für eine FSME-Infektion. Diese Regionen hat das RKI als FSME-Risikogebiete ausgewiesen, ebenso wie Teile in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz und Niedersachsen.
Übertragung von Lyme-Borreliose
Zecken vermehren sich stark, was auch am Klimawandel liegt. Denn milde Winter, sehr warme Frühjahrs- und Sommermonate forcierten die starke Verbreitung von Zecken in den vergangenen Jahren. „Auf Nummer sicher geht, wer sich impfen lässt, denn das ist der beste und einzige Schutz gegen eine Frühsommer-Meningoenzephalitis“, appelliert Sven Seißelberg. „Nutzen Sie die kommenden Wochen hierfür, dann sind Sie vor dem Start des Sommers gut geschützt.“ Eine Impfung ist vor allem für diejenigen ratsam, die sich viel in Wäldern, Wiesen, Gewässernähe, Parks und Gärten aufhalten. Wichtig zu wissen: Wer sich gegen COVID-19 impfen lassen möchte, sollte laut RKI mindestens 14 Tage vorher keine andere Impfung wie zum Beispiel gegen FSME erhalten haben.
Zecken können auch die Lyme-Borreliose übertragen. Gegen diese Bakterieninfektion gibt es keine Impfung. Rechtzeitig diagnostiziert lässt sie sich aber gut mit Antibiotika behandeln. Zeckenstiche sind meist nicht schmerzhaft, können unentdeckt jedoch schwere gesundheitliche Folgen verursachen. „Suchen Sie Ihren Körper und den Ihrer Kinder nach dem Aufenthalt im Freien daher gründlich nach Zecken ab, insbesondere Kopf, Ohren, Hals, Achseln, Armbeugen und Kniekehlen“, rät Apotheker Seißelberg.
Zecken nicht quetschen
„Sollte sich eine Zecke festgebissen haben, ziehen Sie sie mit einer Pinzette, Zeckenzange oder Zeckenkarte langsam gerade heraus und desinfizieren Sie dann die Wunde.“ Wichtig: Zecken nicht quetschen. Sonst kann es passieren, dass vermehrt Viren oder Bakterien in die Wunde gelangen. Wurde die Zecke nicht komplett entfernt oder entzündet sich die Einstichstelle, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Quelle: KKH, 06.05.2021
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