Eine Herausforderung für die Gesellschaft

Schmerzen
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Experten diskutieren gesundheitspolitische Maßnahmen zur Bewältigung der wirtschaftlichen Kosten, die durch chronische Schmerzen und Arbeitsunfähigkeit verursacht werden.

Schmerzen sind ein Problem für Individuen sowie eine Herausforderung für Gesundheitssysteme, Volkswirtschaften und die Gesellschaft insgesamt: Jedes Jahr ist etwa jeder fünfte Europäer in Europa von chronischen Schmerzen betroffen.

153 Millionen Menschen in der EU leiden an Migräne oder anderen beeinträchtigenden Kopfschmerzen, 200 Millionen Personen an Störungen des Bewegungsapparates und 100 Millionen Menschen an anderen Formen von chronischen Schmerzen. Die geschätzten direkten und indirekten Gesundheitskosten für chronische Schmerzstörungen in den europäischen Mitgliedstaaten variieren zwischen zwei und drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in der EU.

Für das Jahr 2016 würde diese Schätzung bis zu 441 Milliarden Euro betragen. Deshalb fordern Experten der Schmerztherapie im Vorfeld des Societal Impact of Pain (SIP)-Symposiums europäische und nationale politische Entscheidungsträger auf, die politischen Voraussetzungen zu verbessern und damit die Produktivität der europäischen Belegschaft sicherzustellen.

Jeder zweite EU-Bürger leidet an Rückenschmerzen

Die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten sind mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Einerseits besteht die Notwendigkeit, die Produktivität zu steigern und einen unfreiwilligen Vorruhestand zu verhindern, andererseits ein soziales System zu schaffen, das für eine alternde Bevölkerung Sorge trägt.

Anfang 2017 führte die Diskussion im Europäischen Parlament zum Europäischen Semester zur wirtschaftspolitischen Koordinierung zu einer Resolution. In dieser Resolution hat das Europäische Parlament seine Besorgnis über die Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die öffentlichen Finanzen, die Renten und die Gesundheitssysteme zum Ausdruck gebracht. Sie warnt davor, dass die bereits vorhersehbaren Finanzierungskosten erhebliche Auswirkungen haben werden.

Experten schätzen, dass die Hälfte aller in der EU lebenden Bürger an einem gewissen Punkt in ihrem Leben an Rückenschmerzen leiden. Etwa 15 Prozent dieser Bürgerinnen und Bürger mit Rückenschmerzen sind länger als einen Monat krankgeschrieben. Weltweit sind chronische Schmerzerkrankungen (insbesondere Rückenschmerzen) bei weitem die größte Ursache für eine Erwerbsunfähigkeit. Es ist nicht überraschend, dass chronische Schmerzen einer der Hauptgründe sind, warum Menschen den Arbeitsmarkt vorzeitig verlassen und so wesentlich zur Invaliditätsrente beitragen.

Abgesehen von ihrer Wirkung auf die Belegschaft ist chronischer Schmerz eine der Hauptursachen für Erwerbsunfähigkeit in jeder Region Europas und erhöht die Risiken anderer Gesundheitsprobleme, sozialer Ausgrenzung und Armut. Stigma und Mangel an öffentlicher Aufklärung verstärken die Belastung für Patienten und deren Familien, da sie betroffene Personen daran hindern, eine Behandlung in Anspruch zu nehmen. Es bestehen bereits große gesundheitliche Ungleichheiten innerhalb der EU, da viele Patienten keinen Zugang zu einer angemessenen Schmerzbehandlung haben.###more###

Schmerzstörungen gehören zu den kostspieligsten Erkrankungen

Obwohl paneuropäische Daten, die die Auswirkungen von Schmerzen auf Gesundheitssysteme vergleichen, fehlen, ist bekannt, dass Schmerzstörungen zu den häufigsten und  kostspieligsten Erkrankungen im Arbeitsumfeld gehören. Analysen, die sich auf die Auswirkungen von Schmerzen auf die Erwerbsbeteiligung, die Abwesenheit von der Arbeit und Anwesenheit trotz Erkrankung konzentriert, zeigen, dass das Empfinden von Schmerzen einen erheblich negativen Einfluss auf die Erwerbsbeteiligung in Europa hat.

Aufgrund der Auswirkungen von Schmerzen auf die Abwesenheitszeiten, reduzierte Produktivität und sogar das Risiko von frühzeitiger Verrentung, geben die sozialen Schutzsysteme ein großes Budget für schmerzbedingte Beschwerden aus. Daten aus einer Arbeitskräfteerhebung zeigen, dass rund 2,3 Millionen Menschen in Großbritannien Erkrankungen oder Arbeitsunfähigkeiten im Zusammenhang mit Rücken- oder Halsproblemen als ihr wichtigstes Gesundheitsproblem identifizieren.

Im Jahr 2013 wurden Schmerzen im unteren Rückenbereich als die häufigste Ursache von verletzungsbedingten Beeinträchtigungen gezählt. Mit mehr als 500 Millionen Fehltagen pro Jahr in Europa verursachen Schmerzen des Bewegungsapparates fast 50 Prozent aller Abwesenheiten von mindestens drei Tagen in der EU und 60 Prozent der Dauerarbeitsunfähigkeit.

Gesunde Bürger reduzieren dagegen die Belastung der Gesundheitssysteme und steigern das Wirtschaftswachstum, indem sie dem Arbeitsmarkt länger erhalten bleiben. Effektive Schmerzpolitik kann die Produktivität und Langlebigkeit der europäischen Arbeitnehmer positiv beeinflussen und den Vorruhestand verzögern.

Unter der Schirmherrschaft der maltesischen EU-Ratspräsidentschaft wird das Societal Impact of Pain Symposium vom 7. bis 9. Juni mehr als 300 Teilnehmer, darunter Fachkräfte des Gesundheitswesens, Schmerz-und Interessenverbände, Forscher und Spezialisten auf dem Gebiet des Schmerzes sowie Versicherer und Budgetinhaber zusammenbringen. Die SIP-Plattform zielt darauf ab, eine strukturierte EU-weite Zusammenarbeit mit nachhaltigen politischen Auswirkungen zu schaffen, um Lösungen zu finden, die das Leben mit chronischen Schmerzen verbessern, aber auch die Auswirkungen von Schmerzen auf die Gesellschaft minimieren.

Quelle: SIP, 19.05.2017

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