Eindeutige Übersterblichkeit durch COVID-19

Neue Daten von Destatis
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Erhöhte Sterblichkeit durch COVID-19
Erhöhte Sterblichkeit durch COVID-19 Georgiy, stock.adobe.com
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Viel wurde zu Beginn der Coronapandemie über das Thema Übersterblichkeit diskutiert. Inzwischen liegen die Daten vor. Die Corona-Wellen haben in Deutschland laut Destatis zu einer Übersterblichkeit geführt.

Zu diesem Ergebnis kommt das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis einer Auswertung der Sterbefallstatistik im bisherigen Pandemieverlauf. Das führt auch zu erhöhten Sterbefallzahlen im gesamten bisherigen Zeitraum der Pandemie. „Von März 2020 bis Mitte November 2021 sind in Deutschland mehr Menschen verstorben, als unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung zu erwarten gewesen wäre. Der Anstieg der Sterbefallzahlen ist nicht allein durch die Alterung der Bevölkerung erklärbar, sondern maßgeblich durch die Pandemie beeinflusst“, sagte Christoph Unger, Vizepräsident des Statistischen Bundesamtes, am 9. Dezember 2021 bei einer Pressekonferenz in Wiesbaden.

Eine erhöhte Sterblichkeit zeige sich sowohl für die isolierte Betrachtung des Kalenderjahres 2020 als auch für die ersten zwölf Monate seit Pandemiebeginn von März 2020 bis Februar 2021, so Destatis. Insgesamt starben im Jahr 2020 bundesweit rund 985.600 Menschen. Das waren 5% oder 46.000 Verstorbene mehr als im Jahr 2019. Alleine aufgrund der Alterung der Bevölkerung wäre nur ein Anstieg der Sterbefallzahlen um etwa 2% oder etwa 20.000 Fälle zu erwarten gewesen. In den ersten zwölf Monaten der Pandemie von März 2020 bis Februar 2021 starben 7,5% oder fast 71.000 Menschen mehr als in den zwölf Monaten davor.

Eine deutliche Übersterblichkeit sei aktuell seit Anfang September 2021 zu beobachten. Dieser Anstieg habe vermutlich mehrere Gründe und lasse sich nur zum Teil – im Oktober 2021 nur zu ungefähr einem Drittel – mit den beim Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten COVID-19-Todesfällen erklären. In der zweiten Novemberwoche lagen die Sterbefallzahlen um 17% oder etwa 3.100 Fälle über dem mittleren Wert der vier Vorjahre – beim RKI wurden bislang etwa 1.300 COVID-19-Todesfälle mit Sterbedatum in dieser Woche gemeldet – mit derzeit stark steigender Tendenz von Woche zu Woche, so die Statistiker. Dr. Felix zur Nieden, Referent für Demografische Analysen und Modellrechnungen, sprach gerade vor dem Hintergrund teilweise erschöpfter Testkapazitäten in den Hochinzidenzgebieten von einer möglichen Dunkelziffer. Genau könne man es aber aktuell noch nicht bewerten.

Suizide nahmen nicht zu   

Vielfach wurde in der jüngeren Vergangenheit auch über eine Zunahme von Suiziden in der Pandemie spekuliert. Dies konnte Destatis mit aktuellen Daten entkräften. Karin Böhm, Leiterin der Gruppe "Gesundheit, Soziales": „Im Jahr 2020 gab es im Vergleich zu den Vorjahren keinen auffälligen Anstieg der Zahl der Suizide. 2020 beendeten 9.206 Menschen in Deutschland ihr Leben durch einen Suizid. Das ist der zweitniedrigste Wert seit 1980. Noch niedriger war der Wert bislang nur 2019 mit 9.041 Fällen. Der Anteil der Suizide an allen Todesursachen war 2020 mit 0,93% niedriger als in den Jahren 2016 bis 2019, in denen die Anteile kontinuierlich von 1,08% im Jahr 2016 bis auf 0,96% im Jahr 2019 gesunken waren. Diese rückläufige Entwicklung setzte sich also im Jahr 2020 fort.“

COVID-19 als Begleiterkrankung

Neu vorliegende Ergebnisse der Todesursachenstatistik geben erstmals Aufschluss über die Zahl der Verstorbenen, bei denen COVID-19 im Jahr 2020 als sogenannte Begleiterkrankung auf der Todesbescheinigung verzeichnet war. Insgesamt starben laut Destatis 39.758 Menschen an COVID-19 als Grundleiden und 8.102 Menschen mit COVID-19 als Begleiterkrankung. Zusammen waren das 47.860 Verstorbene im Jahr 2020, bei denen COVID-19 entweder als Grundleiden die Haupttodesursache war (83%) oder als Begleiterkrankung zum Tod beitrug (17%). 70% der an COVID-19 als Grundleiden verstorbenen Personen waren 80 Jahre oder älter.

Als Vorerkrankungen wurden hauptsächlich erfasst: Herzkrankheiten wie Hochdruckkrankheiten (Hypertonie) (21% der Fälle) und Vorhofflimmern oder Vorhofflattern (10%), aber auch Demenz (20%), gefolgt von Niereninsuffizienz (16%) und Diabetes mellitus (16%).

Krankenhaus-Fälle abgesackt

Die hohe Auslastung der Krankenhäuser durch COVID-19-Patientinnen und -Patienten, das Freihalten von Bettenkapazitäten für COVID-19-Behandlungsfälle sowie verschärfte Hygienekonzepte führten schon früh im Pandemieverlauf dazu, dass planbare Behandlungen und Operationen verschoben werden mussten. Dies zeige sich in der Krankenhausstatistik, betonte Torsten Schelhase, Leiter des Referats "Gesundheitsstatistiken". Im Jahr 2020 habe es in Deutschland fast 2,5 Millionen oder 13,1% weniger Krankenhausbehandlungen als im Vorjahr gegeben. So niedrig seien die Fallzahlen zuletzt im Jahr 2006 gewesen. Auch die Zahl der Operationen sei zurückgegangen: 2020 seien in den deutschen Krankenhäusern 690.000 oder 9,7% weniger Patientinnen und Patienten operiert worden als im Vorjahr – so wenige wie zuletzt im Jahr 2005. Basis der Auswertungen ist die Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik (DRG-Statistik).

Rund 176.000 COVID-19-Patienten im Krankenhaus

Mit oder wegen COVID-19 wurden im Jahr 2020 laut Destatis rund 176.000 Patientinnen und Patienten stationär in den deutschen Krankenhäusern behandelt. Rund 36.900 dieser Personen, also gut ein Fünftel (20,9%), mussten intensivmedizinisch versorgt werden. 58,1% oder rund 21.400 der intensivmedizinisch versorgten COVID-19-Patientinnen und -Patienten mussten künstlich beatmet werden. Ihre durchschnittliche Beatmungsdauer lag bei 254 Stunden, also bei fast 11 Tagen. Mit rund 31.600 Personen ist mehr als jede sechste (17,9%) mit oder wegen COVID-19 behandelte Person im Krankenhaus verstorben. Ihr Durchschnittsalter lag bei 80,3 Jahren.

Quelle: Destatis

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