Einblick in die Programmplanung 
des DIW-MTA e.V.

Bildung
Janine Romppel
Einblick in die Programmplanung 
des DIW-MTA e.V.
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Der Beitrag beschreibt, was es heißt, ein bedarfsgerechtes, zielgruppenorientiertes Angebot in der Erwachsenenbildung zu erarbeiten und welche Aushandlungsprozesse dabei im Hintergrund ablaufen.

Doch haben Sie sich schon mal gefragt, wie die dahinterstehende „Weiterbildungsmaschinerie“ eigentlich funktioniert, woher die Angebote kommen und von welchen Faktoren die Planung von Fort- und Weiterbildung beeinflusst wird? Nein? Warum auch, Sie sind ja schließlich in diesem Moment Partizipateur/-in und genießen Ihr gutes Recht, in einer professionell geplanten Veranstaltung sich vielmehr Gedanken um Ihre immanenten Wissensstände zu machen als um die Planerei im Hintergrund.

Es ist in aller Munde: „Und für welche Weiterbildung meldest du dich dieses Jahr an?“, „Das Weiterbildungsbudget muss bald stehen, doch ich weiß noch nicht, was ich beruflich brauche“, oder ganz einfach „Ich hab mal wieder richtig Lust, was Neues zu lernen“, Tapetenwechsel sozusagen.Dennoch möchte ich Ihnen aufzeigen, was es heißt, ein bedarfsgerechtes, zielgruppenorientiertes Angebot in der Erwachsenenbildung zu erarbeiten und welche Aushandlungsprozesse dabei im Hintergrund ablaufen. Und dies exemplarisch an dem Jahresprogramm 2020 des DIW-MTA. Programme von Weiterbildungseinrichtungen wirken als eine Art Scharnierstelle zwischen der Institution (Weiterbildungsanbieter), der Öffentlichkeit (zum Beispiel MTA-Berufsgruppenangehörige) und dem Individuum selbst (zum Beispiel dem Teilnehmenden) (vgl. Gieseke, Opelt 2003). Programme von Weiterbildungsinstitutionen, wie dem DIW-MTA, sind auch immer ein Spiegelbild ihrer Zielgruppe, also von Ihnen, liebe Kollegen/-innen, indem unter anderem die Bedarfe von außen, also von Ihnen und den weiteren Akteuren/-innen im Gesundheitsbereich, in strukturierte Angebote transferiert und schließlich in einer Programmbroschüre angeboten werden.

Die Entscheidung für die Entwicklung eines Programms (zum Beispiel der gerade geplanten neuen Weiterbildung „Biomedizinische/r Experte/-in für Molekulare Histopathologie“ wird von verschiedenen Einflussgrößen bestimmt: Was benötigt der Arbeitsmarkt? Was ist politisch gewollt und wird gegebenenfalls damit auch durch Kooperationsmöglichkeiten oder auch monetär unterstützt? Welche anderen Anbieter gibt es für das Angebot am Markt? Wie wird das Angebot (zum Beispiel in Form eines bestimmten Themas) gesellschaftlich gesehen? Wie hat sich das Arbeitsfeld in der Histologie und Pathologie im Labor verändert, welche Qualifikationen braucht es? Wohin geht der Trend, die technische Entwicklung, welche neuen gesetzlichen Vorgaben (zum Beispiel Medizinproduktegesetz sowohl auf nationaler als auch europäischer Ebene) gibt es? Aber auch welche Ressourcen stehen der Weiterbildungseinrichtung zur Entwicklung des Angebotes (personelle Ressourcen, Räumlichkeiten, Lehrende) zur Verfügung? Passt das Angebot zum Leitbild der Organisation?

Wie Sie sehen, steht die Programmplanung in der Erwachsenenbildung vor einem heterogenen Erwartungshorizont, der durch die verschiedenen Akteure (Teilnehmende/Adressat/-in, Gesellschaft, Politik, Geldgeber, Netzwerkpartner) herangetragen wird (vgl. von Hippel, Fuchs, Tippelt 2008; Schöll 2010). Die Weiterbildungseinrichtung legt mit ihrem Programm dar, wie sie Bildung und Qualifizierung von Erwachsenen anbietet und ist somit Ausdruck eines bestimmten Lernkonzeptes der jeweiligen Einrichtung (vgl. Arnold u. a. 2001). Die Programmplanung nimmt hierbei zwei wichtige Aufgaben wahr. Erstens befindet sie sich in der Rolle des Empfängers, indem sie in einem kommunikativ gestalteten Vorgang Hinweise aus ihrem Umfeld aufnimmt, welche Angebote eine Chance am Weiterbildungsmarkt und ergo die Chance zur Akzeptanz hätten. Zweitens übernimmt die Programmplanung die Aufgabe des Senders, indem sie sich stets bemüht, sich potenziellen Interessenten (das sind in dem Fall Sie als mögliche Teilnehmende) zu präsentieren. Treten Störungen auf, das heißt, wird am Bedarf vorbei angeboten, oder Angebote trotz Nachfrage nicht entwickelt, zeigt sich die enorme Bedeutung der Kommunikation und Vernetzung (in diesem Fall mit relevanten Akteuren des Gesundheitssektors) (vgl. Höffer-Mehlmer in Tippelt 1994: Handbuch der Erwachsenenbildung).

Das DIW-MTA hat derzeit drei getrennte Programmbroschüren, um somit die Adressaten/-innen noch zielgerichteter anzusprechen. Hier müssen in der späteren Programmbekanntgabe, was natürlich auch zur Programmplanung gehört, die Herausforderungen, dass Themenbereiche auch übergreifend interessant für eine/n Adressaten/-in sein können, überwunden werden. Lassen Sie uns an einem konkreten Beispiel weiterarbeiten. Das Seminar „Bioinformatik 1: Referenzintervall-Überprüfung und Standardisierung von Labordaten“ steht neu im Programm für 2020. Thematisch ist es in der Klinischen Chemie angesiedelt und ein Teilmodul der Ausbildung zum Fachanalytiker für Klinische Chemie und Pathobiochemie beim DIW-MTA, kann aber auch einzeln gebucht werden und problemlos wie bei einem Puzzle den eigenen Wissensbeständen hinzugefügt werden. Die Veranstaltung wird in Kooperation mit der Trillium-Akademie (Erweiterung des Trillium-Fachverlages) angeboten. Aha, ein erstes Indiz: Netzwerkarbeit in der Programmplanung. Eine Weiterbildungseinrichtung muss sich im Klaren darüber sein, ob es für sie, selbst wenn die Nachfrage hoch ist, sinnvoll ist, im Hinblick auf vorhandene Ressourcen, bestimmte Angebote auch anzubieten. Bleibt ein gewisses Risiko oder eine Unsicherheit über die eigene Soll-Ziel-Erreichung bestehen, gibt es verschiedene Szenarien, über Netzwerkarbeit nachgefragte Bedarfe dennoch abzudecken, indem sich zum Beispiel verschiedene Akteure der Branche zusammentun und wie in einer Symbiose voneinander profitieren: So können Aufgaben geteilt werden, zum Beispiel hat ein/e Akteur/-in mehr Handlungsspielraum im Bereich Marketing, ein anderer Akteur hat wiederum einen direkteren Draht und Zugang zu den potenziellen Teilnehmenden und ein dritter ist besonders fokussiert im Bereich der Dozentenakquise. Sie sehen, wie Programmplanungshandeln als eine Art Angleichungshandeln fungiert, indem jede/r Akteur/-in eine Zutat hinzugibt, um auch gleichzeitig dem eigenen Ziel etwas näher zu kommen. Die Ziele müssen dabei nicht immer die gleichen sein.

Bereits bestehende und gut laufende Angebote müssen nun nicht zwangsläufig der Form wegen jedes Jahr „neuentwickelt“ werden. Programmplanung heißt hier auch: Hinsehen, Hinhören, Anpassung und Weiterentwicklung. Nehmen wir das Seminar „Qualitätsmanagement“, das seit Jahren gut gebucht ist. Warum jetzt Veränderung reinbringen, läuft doch gut. Ja, eigentlich schon, wenn es um den Rahmen des Seminars geht: Gute/r Dozent/-in, gute Räume, passende Seminarzeiten, stimmiges didaktisches Konzept. Die Inhalte des Seminars werden aber von Seminar zu Seminar ergänzt, denn was wäre ein Qualitätsmanagement ohne Veränderung? Gibt es Änderungen in der RiliBÄK oder im Medizinproduktegesetz? Welche neuen Qualitätsmanagementsysteme/Gütesiegel sind am Markt? Was macht die ISO? Nicht nur der Dozent passt hier fleißig seine Folien an, sondern auch das Curriculum ist neu zu entwerfen und schließlich auch die Seminarankündigung, die wiederum Sie, liebe Kollegen/-innen, ansprechen soll. Der Ankündigungstext ist daher ein sehr starkes Instrument der Programmplanung, um künftige Teilnehmende von einem Angebot zu überzeugen.

Ein letztes Beispiel möchte ich anführen. Hierbei geht es um die Faktoren Gesellschaft und technische Entwicklung und deren Wirkungskraft auf die Neuentwicklung von Seminarangeboten. Der Anstieg an Röntgenuntersuchungen, CT- oder auch nuklearmedizinischen Untersuchungen der letzten Jahre, ja Jahrzehnte, hatte unweigerlich einen positiven Effekt auf die Patientengesundheit. Gleichzeitig musste diese Entwicklung durch die damit verbundene steigende Strahlenbelastung aber auch zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex Dosismanagement führen. Der gesellschaftliche Einfluss besteht hier in einem Umdenken, was heute unter Gesundheit verstanden wird und welchen Wert man dieser innerhalb einer bestehenden Gesellschaft zuschreibt. Gesellschaftliche Werte und technische Entwicklungen im Gesundheitsbereich unter Einwirkung politischer Bestimmungen (in einer Kurzform heruntergebrochen) konnten also dazu führen, dass zum Beispiel das Dosismanagement ein wichtiger Teil der radiologischen Routine geworden ist. Dieser „Trend“ wurde auch vom DIW-MTA beobachtet und frühzeitig in die Programmplanung einbezogen, sodass auch im Jahr 2020 Dosismanagement als Einzelveranstaltung, aber auch als Weiterbildungsabschluss (Spezialist/-in für Dosismanagement) im Programmheft steht.

Diese kurze Darstellung sollte Ihnen einen kleinen Einblick in die Arbeit einer Erwachsenenbildnerin geben. Eventuell werden Sie bei Ihrem nächsten Besuch Ihrer Fort- oder Weiterbildung das Angebot ganz anders wahrnehmen, wenn nicht, auch nicht so schlimm: Hauptsache Sie lernen etwas für sich! Vielleicht finden Sie etwas aus unserem Programm, wenn nicht, dann schreiben Sie uns: Wir entwickeln gerne mit und am Bedarf.

Literatur

  1. Gieseke W, Opelt K: Erwachsenenbildung in politischen Umbrüchen. Opladen: Leske + Budrich 2003.
  2. von Hippel A, Fuchs S, Tippelt R: Weiterbildungsorganisationen und Nachfrageorientierung – neo-institutionalistische Perspektiven. ZfPäd 2008; 54, (5): 663–78.
  3. Schöll I: Organisation und Institution. Erwachsenenbildung unter konfligierenden Anforderungen. Hessische Blätter für Volksbildung 2010; 1: 35–43.

Entnommen aus MTA Dialog 2/2020

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